Michael Koser: Prof. van Dusen im letzten Moment (RIAS 1989)
Hatch: Prof. van Dusen in der Todeszelle, das ist ein Kapitel für sich, was sage ich Kapitel, ein ganzer Roman, ein Roman der anfängt mit der Flucht aus dem sichersten Gefängnis der Welt, Sie kennen die Geschichte meine Damen und Herren und der zuende geht an jenem tragischen Aprilmorgen im Gefängnis von San Francisco, aber dazwischen gab es im Leben des großen Kriminologen noch eine Todeszelle, die bekannteste von allen, die Todeszelle von Sing Sing, Donnerstag 8. Mai 1902, ein Uhr mittags.
Wärter: Haben Sie gehört Kelly, noch 30 Stunden, 30 Stunden sind schnell vorbei, Kelly.
Kelly: Lassen Sie mich in Ruhe.
Wärter: Ruhe, Sie kommen nicht mehr zur Ruhe, Kelly, Sie müssen immer wieder daran denken, sich vorstellen, wie es sein wird, morgen abend, wie wir sie aus der Zelle holen und über den Gang schleppen nicht weit Kelly nur bis zu dem kleinen Raum ohne Fenster gleich nebenan und was da auf sie wartet das wissen sie Kelly, der Stuhl, der elektr. Stuhl, sie nehmen Platz Kelly, wir schnallen sie an, wir machen die Kontakte fest an ihren Knöchel und auf ihren kahlgeschoren Schädel, sie sitzen da und warten warten, der Obmann der Jury gibt das Zeichen, ich schalte den Strom ein, aber sie sind gleich tot Kelly glauben sie das ja nicht, sie werden schmoren, Kelly Sekunden Minuten eine Ewigkeit, sie werden sich aufbäumen.
Kelly: Hören sie auf.
Wärter: Nur noch 30 Stunden Kelly.
Hatch: Versetzen sie sich aus der Todeszelle im Zuchthaus Sing Sing an einem wesentlich angenehmeren Ort, in das Haus von Prof van Dusen, zwei Personen befanden sich im Salon, der Hausherr und meine Wenigkeit Hutchinson Hatch, wir hatten uns ein paar Wochen nicht gesehen, ich war in Kanada gewesen wegen einer Reportage und der Prof. hatte in dieser Zeit am geheimnisvollen Element Radium herumgeforscht und sich jeder kriminologischen Abschweifung enthalten, ganz leicht konnte ihm das nicht gefallen sein sonst hätte er mich nicht gleich gefragt.
vanDusen: Nun mein lieber Hatch was bringen sie mir, einen mysteriösen Mord, ein kriminologisches Problem, welches unsere wackere Polizei wieder einmal vor ein unlösbares Rätsel stellt, gibt es etwas neues.
Hatch: Nicht daß ich wüßte, Prof, hm, der Fall Kelly natürlich aber ist nicht neu und ein unlösbares Problem ist er auch nicht weil er nämlich abgeschlossen ist, Kelly ist rechtkräftig verurteilt, morgen abend kommt er auf den elektrischen Stuhl das ist so sicher wie das amen in der Kirche.
vanDusen: In der Tat mein lieber Hatch.
Hatch: Da beißt keine Maus auch nur den allerkleinsten Faden ab, die Sache ist gelaufen, und dabei hat er ihn womöglich gar nicht umgebracht den alten Waldorf, na was solls, Kelly sitzt in der Todeszelle, und da holt ihn keiner raus.
vanDusen: Meinen Sie mein lieber Hatch.
Hatch: Nichts mehr zu machen, traurig, und wie siehts denn so bei ihnen aus Prof, leben noch frisch was macht die Wissenschaft erzählen sie doch mal dieses Radium.
vanDusen: Später später mein lieber Hatch, ihr Automobil.
Hatch: Vor der Tür aber was.
vanDusen: Komm sie schon.
Hatch: Ja wohin denn Prof.
vanDusen: Nach Sing Sing natürlich.
Hatch: Na also, wir fuhren los in meinem Pierce Arrow, aber nicht direkt in Richtung Sing Sing, ich machte einen kleinen Umweg über den Times Square, da stand schon jemand an der Straße und wartete mit Ungeduld, ich hielt, er stieg zu, ich gab Gas.
vanDusen: Was hat das zu bedeuten.
Hatch: Darf ich vorstellen, Mr Dolphin, Elmar S Dolphin, Anwalt der Rechte, Prof van Dusen die sog. Denkmaschine.
Dolphin: Wer kennt ihn nicht, den weltberühmten Wissenschaftler und Amateur- kriminologen, ich freue mich Prof, ich freue mich wirklich sehr, daß sich bereit gefunden haben meinem Mandanten zu helfen.
vanDusen: Ihrem Mandanten Mr Dolphin.
Dolphin: Ja hat Hatch sie nicht informiert, ich bin der Verteidiger von Francis Kelly.
vanDusen: Ich verstehe, ein abgekartetes Spiel, ich wünsche nach hause zurück zu kehren, Hatch, haben sie die Güte zu wenden.
Dolphin: Warten sie Hatch, ja ich geb es ja zu, ich hab meinem alten Freund Hatch gebeten auf sie einzuwirken, sie für den Fall meines Mandanten zu interessieren.
Hatch: Und das hat ja auch geklappt, haha, gewußt wie.
Dopphin: Und warum hab ich so gehandelt Prof weil es gilt einen Justizmord zu verhindern, weil es gilt das leben eines unschuldigen zu retten, und weil nur ein Mensch fähig ist das Unmögliche möglich zu machen, nur ein Mensch in New York, in Amerika, in der ganzen Welt, sie Prof van Dusen.
Hatch: Bravo.
vanDusen: Hände ans Steuer, Hatch, da sie an den Menschen in mir appellieren.
Dolphin: An den Menschen, an den Kriminologen, an das Genie, sie dürfen sich ihrer humanitären Pflicht nicht entziehen.
vanDusen: So hat es den Anschein Mr Dolphin, nun gut, worum geht es, referieren sie, knapp summarisch jedoch präzise.
Hatch: Und von Anfang an.
vanDusen: Hatch bitte.
Hatch: Und der Anfang war das große Kostümfest im Hause Waldorf, Park Avenue am 25. Januar, das Ereignis der Saison, davon müssen sogar sie etwas gehört haben Prof.
vanDusen: Nicht das mindeste mein lieber Hatch.
Hatch: Sie leben eben auf dem Mond Prof.
vanDusen: Wie ihnen durchaus bekannt ist lebe ich in der 35. Straße West nicht weit von der öffentlichen Bibliothek, dort pflege ich mich den exakten Wissenschaften zu widmen, gelegentlich in meinen Mußestunden wohl auch der Kriminologie, keinesfalls jedoch törichten Zerstreuungen wie sie in der sog. guten Gesellschaft im schwange sind, insofern.
Hatch: Müssen wir sie wohl ein bißchen ausführlicher aufklären.
vanDusen: Darum bitte ich.
Hatch: Also das Fest stand unter dem Motto die Wunder des 20 Jahrhunderts und entsprechend waren die Kostüme, modern verwegen der Zeit voraus und wunderbar vor allem wunderbar, Mrs Morgan und Mrs Vanderbild hatten ihre Roben mit Phosphor bestrichen und strahlten um die Wette als Elektrizität und als Radium.
vanDusen: Radium.
Hatch: Der alte Rockefeller wandere in einer Art Goldene Kutte, er war nämlich der sog. Krösus.
vanDusen: Krösus im 20 Jahrhundert.
Hatch: Ja da das hab ich ihn auch gefragt, und er hat gesagt Geld braucht der Mensch in jedem Jahrhundert mein Sohn, dabei hat er Mrs Rockefeller angestoßen und die klirrte und klapperte weil sie Krösus Schatzkammer vorstellte und mit Schmuck behängt war wie ein Weihnachtsbaum, der einzige Mensch der kein Kostüm trug war der Gastgeber Mr Waldorf, als erfolgreichster Bankier der Ostküste hielt er eine Verkleidung wohl für unter seiner Würde und begnügte sich mit einem schlichten Frack, aber diesen Mangel machte die Gastgeberin mehr als wett.
vanDusen: Mrs Waldorf meinen sie.
Hatch: Nein ich meine Mrs Steuvesant, Waldorfs Schwester, er ist nämlich Witwer und wenn er zu feierlichen Anläßen eine Dame des Hauses braucht.
vanDusen: Ich verstehe ich verstehe bitte bemühen sie sich ihre Ausführungen ein wenig zu straffen.
Hatch: Ja keine Angst Prof, gleich wirds kriminell oder kriminologisch, wenn ihnen das lieber ist.
vanDusen: Ja bitte.
Hatch: Wo war ich denn.
Dolphin: Mrs Steuwesand.
Hatch: Richtig Mrs Steuwesand hatte sich mit Unmengen grauer Seide umwickelt und schwebte als Luftschiff über den ganzen.
vanDusen: Verrückt.
Hatch: Kurz, Glanz und Glamour allüberall, ganz New York war da, das heißt die Spitzen der Gesellschaft, die oberen 400.
Dolphin: Da durfte natürlich auch Hutchinson Hatch junior nicht fehlen, ein interessantes Kostüm hatten sie übrigens an Hatch was wars doch gleich.
Hatch: Damit brauchen wir uns jetzt nicht aufzuhalten.
Dolphin: Seien sie doch nicht so bescheiden, Hatch, war doch originell ihre Aufmachung, Brille, gelbe Perücke, altmodischer Rock, dann liefen sie so komisch mit eingeknickten Knien und murmelten dauernd vor sich hin, was war das noch.
Hatch: Auweia.
Dolphin: Irgendwas mathematisches 1 mal 1.
vanDusen: Das ist doch.
Dolphin: 2 plus 2, richtig 2 plus 2 gibt vier.
vanDusen: Hatch sie haben sich unterstanden.
Hatch: Prof da muß ich wohl beichten.
vanDusen: Darum möchte ich bitten.
Hatch: Ja ich war als sie auf dem Fest, als Prof van Dusen, ein Riesenerfolg, die Leute haben sich totgelacht, waren sehr beeindruckt, meine ich, wenn sie kein Wunder der 20 Jh, Prof dann weiß ich nicht.
vanDusen: Schweigen sie, Hatch, gehe ihr recht in der Annahme besagtes Kostüm sei auch von ihnen besucht worden Mr Dolphin.
Dolphin: Ja Prof ich war ein mechanischer Mensch, mein Schneider hatte mir ein.
vanDusen: Sehr interessant in diesem Falle seien sie so freundlich den Bericht fortzusetzen, was sie betriff Hatch ihnen empfehle ich mit aller Dringlichkeit sich auf die Führung des Automobil zu konzentrieren, ihre Aufmerksamkeit ungeteilt dem Straßenverkehr zuteilwerden zu lassen, ich höre Mr Dolphin.
Dolphin: Nun es war mein Freund Hatch hat es ja bereits angedeutet ein rauschendes Fest, Jubel Trubel Heiterkeit, Eleganz, es wimmelte von lebenden Maschinen aller Art, von Unterseebooten.
vanDusen: Gewiß Mr Dolphin gewiß, kommen sie doch bitte zur Sache.
Dolphin: Sehr wohl Prof, gegen 10 Uhr gab es eine längere Tanzpause, das junge Volk begann bereits unruhig zu werden, und Mrs Steuvesand, ein Dame die ihre Pflichten als Gastgeberin sehr ernst nimmt, begab sich zur Orchesterempore um die Musiker zur baldigen Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit zu bewegen, Waldorf blieb an seinem Tisch und trank Champagner mit seiner Tochter und ihrem Verlobten.
Hatch: Ja das war ja überhaupt der Grund für das ganze Fest, die Verlobung von Diotima Waldorf und Lord Tilbury aus England, nett sah sie aus Diotima als neue Frau in ihrem kurzen engen Reformkleidchen, fanden sie nicht Dolphin, vor allem neben dem edlen Lord, der sich als Marsmensch verkleidet hatte, eine aufgeblasene grüne Kugel mit sechs Armen und 2 Antennen obenauf, die Schöne und das Biest.
vanDusen: Ihre mehr oder weniger munteren Impressionen aus der großen Welt mögen im Daily New Yorker am platz sein, in einem seriösen kriminologischen Vortrag muß ich sie mir aufs entschieden verbitten.
Hatch: Bitte.
vanDusen: Und sie Mr Dolphin.
Dolphin: Ich komme zur Sache, das heißt ich bin ja schon mitten drin, denn in der erwähnten Tanzpause sprang plötzlich ein Gast auf den Tisch, neben der den Waldorfs, ein Gast im Kostüm eines Aeronauten, er riß Lederhelm und Brille ab, verlangte Ruhe und als es nicht sofort still wurde, zog er aus seiner weiten Jacke einen gewaltigen Revolver und schoß in die Luft, dann richtete er die Waffe auf Waldorf, der war bleich geworden, offenbar kannte er den Mann.
Kelly: Ich sehe sie haben mich nicht vergessen Waldorf.
Diotima: Francis.
Kelly: Und du erinnerst dich auch noch an mich, Diotima, wie nett, den übrigen Anwesenden darf ich mich bekannt machen, mein Name ist Kelly, Francis Rian Kelly, vorbestraft 1 Jahr Gefängnis Betrug und Veruntreuung, sie wissen Waldorf, wem ich das verdanke, ihnen ganz allein ihnen.
Waldorf: Hören sie Kelly.
Kelly: Sie hören Waldorf, sie hören mir zu, sie alle hören mir zu, ich hab ihnen etwas zu sagen über unseren geschätzten Gastgeber den ehrenwerten Mr Walter Waldorf, Bankier und Börsianer von untadeligen Ruf, er ist ein Lump, unser lieber Mr Waldorf, ein Lügner, ein gemeiner Betrüger.
Waldorf: Was erlauben sie sich.
Kelly: Ganz ruhig Waldorf sonst geht mein Revolver los, ich liebte ihre Tochter, Waldorf ich liebe sie immer noch.
Diotima: Francis.
Kelly: Das mißfiel ihnen, Waldorf ich war ja nur ein kleiner Börsenmakler und sie hatten ganz andere Pläne für ihr Kind, sie versuchten uns auseinanderzubringen, aber es gelang ihnen nicht, und da beschlossen sie, mich auf andere Weise loszuwerden, sie kamen zu mir und sagten sie wollten mich reich machen, alles was ich hätte sollte ich in die Firma Chemopetrol investieren, ein kleines Unternehmen in Pittsburgh, ein neues technisches Verfahren und ein hoher Kredit würde den Wert der Aktien über Nacht verzehnfachen, ein todsicheres Geschäft, sie rieten mir die bei mir liegenden Kundengelder kurzfristig auszuleihen und damit Chemopetrol Aktien zu kaufen, ich wollte nicht, aber sie haben mich überredet, goldene Berge habe sie mir versprochen und die Hand ihrer Tochter.
Diotomia: Francis.
Kelly: So wars doch, Waldorf am nächsten Tag ging die Firma Chemopetrol bankrott, kein neues Verfahren, kein Waldorfkredit, ich war ruiniert, ich stelle sie zu rede, sie stritten alles ab, ich beschwor sie mir Geld vorzustrecken damit ich meine Kunden auszahlen konnte, sie haben mich ausgelacht und die Polizei anrufen, sie haben mir eine Falle gestellt, sie haben mich ins Gefängnis gebracht und während ich meine Strafe absaß, haben sie ihre Tochter an einen englischen Lord verkuppelt und du hast dich verkuppeln lassen, Diotima.
Diotima: Aber Francis ich wußte nicht.
Kelly: Sie sind eine Kanaille Waldorf eine widerliche gemeine Kanaile sie haben mein Leben zerstört und dafür werden sie zur Rechenschaft gezogen, jetzt auf der Stelle.
Waldorf: Darüber können wir in Ruhe reden, Kelly, morgen.
Kelly: Heute werden sie reden Waldorf, sie werden eingestehen was sie mir angetan haben hier vor ihren Gästen, ihren Freunden, vor den Menschen auf deren Achtung sie wert legen und vor Diotima und ihrem Verlobten, und dann werden sie mich um Verzeihung bitten, machen sie den Mund auf Waldorf, sie wollen nicht, dann werden sie sterben.
Waldorf: Nein Kelly nicht.
Diotima: Oh was hast du getan Francis.
Kelly: Das versteh ich nicht.
Dolphin: Kelly hatte abgedrückt und Waldorf war zusammengebrochen, Lord Tilbury und ein paar andere Gäste, die in der Nähe waren, stürzten sich auf den Schützen, entrissen ihm die Waffe, überwältigen ihn, der Butler telefonierte nach der Polizei, Waldorf wurde in ein abgelegenes Zimmer getragen, aber der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen, Todesursache eine Schußwunde über dem Herzen.
vanDusen: Aha, wie verhielt sich Kelly.
Dolphin: Er ließ alles mit sich geschehen, wirkte verstört.
Hatch: Und machte ein ausgesprochen dummes Gesicht.
Dolphin: Beim Polizeiverhör erkläre er sich für unschuldig, er erzählte eine kuriose Geschichte, die er später vor Gericht wiederholte, daß er nämlich nach der Entlassung aus dem Gefängnis.
vanDusen: Bitte Mr Dolphin, was Kelly zu berichtet hat, wünsche ich aus erster Hand das heißt aus seinem Mund zu vernehmen.
Dolphin: Einverstanden Prof aber das sollten sie wissen, als Kellys Revolver ballistisch untersucht wurde im Labor der Kriminalpolizei stellte sich eindeutig und einwandfrei heraus, daß die Kugel in Waldorfs Herzen aus dieser Waffe und keiner anderen stammte.
Hatch: Vergessen sie den Drohbrief nicht Dolphin.
vanDusen: Drohbrief.
Dolphin: Ja drei Tage vor dem Kostümfest hatte Waldorf einen mit der Maschine geschriebenen anonymen Drohbrief erhalten und in Kellys Zimmer fand die Polizei eine Schreibmaschine, eine alte Underwood.
Hatch: Und die ist genau diejenige welche.
vanDusen: Ohne jeden Zweifel.
Dolphin: Ohne jeden Zweifel Prof, wenn sie jetzt sagen sie wollen umkehren könnte ich es ihnen nicht verdenken, der Fall erscheint so einleuchtend, so absolut klar, einige hundert Tatzeugen dazu diverse gewichtige Indizien.
vanDusen: Ein wenig zu viel des guten, finden sie nicht Mr Dolphin.
Dolphin: Genau das ist auch mein Eindruck Prof, Kelly ist kein Idiot und nur ein Idiot würde einen Mord auf diese weise.
Hatch: Wir sind da, Sing Sing voraus.
Hatch: Die Uhr schlug vier, als wir den finsteren Gang mit den drei Gittertüren betraten, death row, die Todeszeile, nur eine Zelle war besetzt, der muffige Wärter schloß die Tür auf und bleib daneben stehen.
Wärter: Vorschrift.
Kelly: Hallo Dolphin.
Dolphin: Kelly.
Kelly: Was soll denn das werden, ne Abschiedsparty.
Dolphin: Francis Rayn Kelly.
Kelly: Zum Tode verurteilt und dennoch ungebrochen.
Wärter: Warts ab Freundchen das heulen und zähneklappern kommt noch in 26 Stunden.
Prof van Dusen, Mr Hutchinson Hatch.
Kelly: Was sie sind der berühmte van Dusen der Superschnüffler die Denkmaschine.
Hatch: Enttäuscht Kelly.
Kelly: Ehrlich gesagt ja, den hab ich mir anders vorgestellt, irgendwie imposanter.
vanDusen: Ich bedaure ihren Vorstellungen so wenig zu entsprechen Mr Kelly, kommen sie.
Dolphin: Bitte Herr Prof, bitte gehen sie nicht, jetzt hören sie mal zu Kelly, man hat mir alles abgeschmettert, Berufung, Eingaben, Gnadengesuch, Prof van Dusen ist ihre letzte Chance oder wollen sie auf den elektrischen Stuhl.
Kelly: Tut mir leid, danke daß sie gekommen sind, Prof bin ein bißchen nervös.
Wärter: Bißchen nervös.
vanDusen: Nungut Kelly angesichts der Situation in welcher sie sich befinden bin ich bereit, ihre mangelhaften Manieren zu übersehen, auch ein Flegel hat Anspruch auf Gerechtigkeit, sagen sie was sie zu sagen haben.
Kelly: Die Wahrheit, Prof ich werde ihnen erzählen was wirklich passiert ist, hören sie zu.
Hatch: Kelly bestätigte uns, was wir schon wußten, wie Waldorf ihn reingeritten, von seiner Tochter getrennt und ins Gefängnis gebracht hatte.
Kelly: Als ich rauskam übrigens genau am 1. Januar nahm ich mir ein Zimmer unten in Hesterstreet, besseres Viertel konnte ich mir nicht leisten, kaufte mir eine gebrauchte Schreibmaschine, versuchte wieder fuß zu fassen, als Agent, Vermittler, an der Börse war es vorbei, viel zu tun gabs nicht, ich krebse so rum, dann traf ich Quinn.
vanDusen: Wen.
Kelly: Den geheimnisvollen Quinn eines abends in der Kneipe, wir kamen ins Gespräch und stellten fest, daß uns was verband, die Abneigung gegen einen gewissen Bankier.
Quinn: Nieder mit Waldorf.
Kelly: Tod dem Blutsauger.
Quinn: Tod das ist wohl ein bißchen übertrieben Kelly aber heimzahlen sollten sie es ihm schon, was er mit ihnen gemacht hat, übrigens haben sie den Daily New Yorker von heute schon gelesen.
Kelly: Hab ich, Quinn, hab ich, Diotima Waldorf verlobt sich mit einem englischen Aristokraten und deshalb gibt Daddy nächsten Sonnabend Fest mit Kostümzwang.
Quinn: Da fällt mir was ein Kelly, eine interessante Sache, die vor ein paar Jahren passiert ist in Rio de Janeiro glaub ich, einem kleinen Beamten ist unrecht geschehen durch ein hohes Tier und dafür hat er sich auf ungewöhnliche Weise gerächt, er hat sich auf dem Empfang des Bürgermeisters eingeschlichen mit einer Pistole, hat ihm sein Sündenregister vorgehalten und ihn gezwungen, seine Schandtaten vor aller Welt zu bekennen, wie finden sie das, Kelly.
Kelly: Klingt nicht schlecht, Quinn.
Quinn: Nicht wahr wenn ich das mal auf ihren Fall übertrage, sie könnten Waldorf blamieren und vor der Öffentlichkeit rechtfertigen.
Kelly: Und vor Diotima.
Quinn: Auch das, Kelly denken sie mal drüber nach, ich habe Verbindungen, ich könnte ihnen, wenn sie wollen eine Eintrittskarte für Waldorfs Fest besorgen.
Kelly: Ich fing an mich mit der Idee anzufreunden, ein paar Tage vor dem Kostümfest kam Quinn zu mir, ich hatte ihm meine Adresse gegeben.
vanDusen: Ein paar Tage, wann genau.
Kelly: Das Fest war am 25. Januar und Quinn war bei mir am am 21. Dienstag, er brachte die Karte mit, wir setzten uns zusammen und machten einen Plan, wir berieten meinen Auftritt, das heißt was ich wann tun und sagen sollte, mein Kostüm und dann das wichtigste.
Quinn: Die Waffe, die brauchen sie unbedingt, Kelly, sie müssen sich doch Respekt verschaffen bei der ganzen Gesellschaft, vor allem bei Waldorf, gleich wenn sie loslegen schießen sie einmal in die Decke, damit ganz klar ist, sie meinen es ernst, und später wenn der alte Gauner nicht gestehen will, ein zweiter Schuß direkt auf ihn gezielt.
Kelly: Aber mit Platzpatronen.
Quinn: Natürlich mit Platzpatronen, sie wollen ihn doch nicht wirklich umbringen, sie tun nur so, aber da er das nicht weiß, wird er in seiner Todesangst auf alles eingehen, sie brauchen also eine Waffe, die nach was aussieht, die Angst macht, eben als ich durch die Hesterstreet ging, hab ich das richtige für sie gesehen im Fenster des Pfandleihers an der Ecke, Colt Peacemaker, Kaliber 45, die berühmten Revolver unserer Wildwesthelden, 20 cm langer Lauf, sehr eindrucksvoll, laufen sie gleich runter, kaufen sie sich so ein Ding, haben sie Geld.
Kelly: 10 Dollar sollte ein Revolver kosten, ich handelte die Pfandleiherin runter auf 8.
vanDusen: Einen Augenblick, Kelly, wenn ich recht verstehe, befanden sich im Besitz der Pfandleihanstalt 2 Coltrevolver der Marke Peacemaker.
Kelly: Na klar ein paar, das ist so im wilden westen, man hat zwei Revolver, einen rechts einen links, haben sie denn nie ein Buffalo Bill Heft gelesen.
Hatch: Wo denken sie hin Kelly.
vanDusen: Das betreffende Pfandleihinstitut, wo genau befindet es sich.
Kelly: Hester Ecke Norfolk Street.
vanDusen: So, sie erwarben also eine der beiden ausgestellten Waffen, während dieser Zeit befand sich Quinn in ihrem Zimmer.
Kelly: Ja.
vanDusen: Allein.
Kelly: Das nehm ich doch an.
vanDusen: Mit Zugang zu ihrer Schreibmaschine.
Kelly: Die stand auf dem Tisch.
Dolphin: Ich verstehe Prof der Drohbrief an Waldorf.
vanDusen: Darauf will ich hinaus Mr Dolphin, fahren sie fort Kelly.
Kelly: Als ich zurückkam, hatte Quinn es eilig, aber tags darauf war er wieder bei mir, wir besprachen nochmal alle Einzelheiten, vor allem auf den zweiten Schuß direkt auf Waldorf, hat Quinn größten Wert gelegt wegen der psychologischen Wirkung hat er gesagt, wir haben die Sache geübt richtig durchgespielt so wie es dann tatsächlich ablief.
Dolphin: Mit einem Unterschied, Waldorf wurde erschossen.
Kelly: Das versteh ich bis heute nicht.
vanDusen: Ihr Revolver enthielt Platzpatronen.
Kelly: Ja.
vanDusen: Wann haben sie ihn geladen.
Kelly: Am 25 abends kurz bevor ich das Haus Waldorf betrat.
vanDusen: Könnten die Platzpatronen danach gegen scharfe Munition ausgetauscht worden sein.
Kelly: Unmöglich der Revolver war die ganze Zeit in der Innentasche, ich hab ihn nicht aus der Hand gegeben, bis ich überwältigt und entwaffnet wurde, das war nach dem Schuß.
vanDusen: Nach dem Schuß, sie wurden also festgenommen, ins Polizeigefängnis eingeliefert, verhört.
Kelly: Tagelang, nächtelang, mal nett und freundlich, mal dritter grad, geglaubt haben sie mir kein Wort.
Dolphin: Also dennoch das muß ich zur Ehrenrettung der Polizei hier einflechten, man gab sich alle Mühe den mysteriösen Mr Quinn aufzuspüren, niemand kannte ihn, niemand hat ihn gesehen, als habe es ihn nie gegeben.
vanDusen: Wie sah Quinn aus, Kelly, beschreiben sie ihn.
Kelly: Ältlich, 50 bis 60, graue Haare, grauer Bart, ungepflegt, runtergekommen, schäbig angezogen, speckiger Mantel, grüne Brille, Typ der in der Gegend um Hesterstreet nicht auffällt, von der Sorte gibts da viele, Einwanderer, Schnorrer, Leute die bessere Tage gesehen haben.
vanDusen: Eine geschickte Maske, was meinen sie, Kelly könnte es sich bei Quinn auch um eine Frau gehandelt haben.
Kelly: Warum nicht, wenn die Dame eine tiefe Stimme hat und kräftigen Körperbau.
vanDusen: Die Polizei hat ihnen nicht geglaubt und das Gericht.
Dolphin: Genauso wenig, es gab nur zwei Menschen im Saal, die Quinn nicht für eine Fiktion hielten, Kelly und mich, der Richter erklärte die Aussage des Angeklagten sogar für eine nicht besonders intelligente Schutzbehauptung.
Kelly: Ein Märchen aus tausend und einer Nacht, hat er gesagt und da haben die Geschworenen mich schuldig gesprochen, im Eiltempo, und der Richter.
Wärter: Tod auf dem elektrischen Stuhl am 9 Mai 1902, 7 Uhr abends.
vanDusen: Kopf hoch, Kelly ich glaub ihnen, ich Prof DrDrDr Augustus van Dusen und ich werde mein möglichstes tun, sie zu retten, zurück nach New York, meine Herren, es gibt viel zu tun und wir haben wenig Zeit.
Wärter: 6 Uhr Kelly nur noch 25 Stunden.
Hatch: Zurück vom Städtchen Sing Sing an dem lieblichen Ufer des Hudson in die Häuserschluchten der Metropole, 40 km, ich fuhr was der Wagen hergab, ich wußte jede Minute, jede Sekunde zählte.
Dolphin: wir sind uns einig Prof, Kelly hat Waldorf nicht ermordet, frage wer dann.
vanDusen: Selbstverständlich jene Person welcher sich Quinn nannte.
Dolphin: Aber wer ist Quinn.
vanDusen: Das Mr Dolphin wird sich zeigen, Waldorf Testament ist wie ich annehme bereits eröffnet.
Dolphin: Vor zwei Monaten Prof.
vanDusen: Wer erbt das Vermögen des Ermordeten.
Dolphin: Haupterbin ist Waldorfs einziges Kind Diotima, außerdem geht eine größere Summe an seine Schwester Steuwesand.
vanDusen: Wie hoch.
Dolphin: Eine viertel Million, nur ein Bruchteil der gesamten Hinterlassenschaft.
Hatch: Aber trotzdem ein warmer Regen, der alte Steuwesand soll ja kurz vor der Pleite stehen.
vanDusen: Und sonst Mr Dolphin, wohltätige Stiftungen, Legate für die Dienerschaft.
Dolphin: Kein einziger Cent, Prof.
Hatch: Typisch Waldorf knickrig, bis zum letzten.
vanDusen: Nur 2 Erben und beide waren anwesend, als Waldorf erschossen wurde.
Hatch: Wissen sie was Prof, Mrs Steuwesant ist eine große kräftige Person, ein richtiger Dragoner.
vanDusen: Mein lieber Hatch, widmen sie sich wenn ich ihnen einen guten Rat geben darf, widmen sie sich ihren Chauffeurspflichten, überlassen sie die kriminologische Feinarbeit dem Kriminologen.
Hatch: Von mir aus, wir setzten Dolphin am Times Square ab, er versprach in seiner Kanzlei zu bleiben jederzeit erreichbar, der Prof ließ sich zur Mulberry street fahren, wie jeder Kriminelle und Kriminologe weiß, liegt da im Haus Nr 3000 die Zentrale der New Yorker Polizei, unsere Jungs in blau sind immer für uns in Dienst, und so fand van Dusen im kriminaltechnischen Labor, wo er seit Jahren ein bekannter wenn auch nicht immer gern gesehener Gast ist einen kompetenten Gesprächspartner, Leutnant Bigshot legte ihm die Beweisstücke im Mordfall Waldorf vor und äußerte sich zum ballistischen Gutachten das er vor Gericht abgegeben hatte.
Bigshot: Die tödliche Kugel stammt eindeutig aus dem Revolver der von uns bei Kellys Festnahme sichergestellt wurde Prof.
vanDusen: Sind sie wirklich ganz sicher Leutnant.
Bigshot: 100 prozentig.
vanDusen: Kann es nicht lediglich eine ähnliche Waffe, ein Revolver der gleichen Marke.
Bigshot: Wollen sie mich beleidigen, ich weiß was ich sage, bin genau nach dem Lehrbuch vorgegangen, aus der vermuteten Tatwaffe habe ich eine Kugel abgefeuert und mit der bei der Obduktion des Opfers geborgenen Mordkugel verglichen, beide wiesen dieselben Zugrillen auf, dieselben Kratzer und Unregelmäßigkeiten, ich hab sie natürlich unters Mikroskop gelegt.
vanDusen: Ich kenne den Lakasanjatest, desgleichen seinen erst kürzlich durch meinen deutschen Kollegen Dr Paul Jeserich entwickelte Modifizierung, und ich weiß daß sie nicht zum ersten mal durchgeführt haben, ich akzeptiere ihr Ergebnis, wie ich auch bereit bin das Ergebnis ihres Schrifttypenvergleichs zu akzeptieren.
Bigshot: Das können sie auch Prof, der Drohbrief an Waldorf ist auf Kellys Maschine geschrieben worden.
vanDusen: Zweifellos Leutnant zweifelos, mein lieber Hatch.
Hatch: Prof.
vanDusen: Wenn ich mich recht erinnere, behaupteten sie Waldorf habe während des für ihn fatalen Festes kein Kostüm getragen, vielmehr einen Frack.
Hatch: Ja das stimmt Prof.
vanDusen: In diesem Fach befindet sich mit den übrigen Beweisstücken auch die Kleidung des Ermordeten, wie sie sich selbst überzeugen können ist ein Frack nicht vorhanden.
Bigshot: Ja wirklich sie haben recht Prof kein Frack ist mir noch gar nicht aufgefallen.
vanDusen: Das glaub ich ihn aufs Wort Leutnant.
Bigshot: Ist das wichtig, Prof.
vanDusen: Wer weiß.
Bigshot: Vermutlich ist der Frack im Haus Waldorf geblieben.
vanDusen: Vermutlich ja vermutlich, kommen sie Hatch eine Inspektion des Tatorts steht ohnehin auf meinem gedrängten Programm.
Wärter: 9 Uhr Kelly, noch 22 Stunden.
Hatch: Im Hause Waldorf empfing uns der Verlobte der Tochter, Lord Tilbury und führte uns auf van Dusen Wunsch in den Ballsaal.
Tilbury: Bißchen spät für unangemeldeten Besuch, was Prof, aber keine Sorge habe volles Verständnis, kenne mich aus, alle Prof exzentrisch, anders als du und ich, wollte sagen anders als ich und sie, Mr.
Hatch: Hatch, Hutchinson Hatch.
Tilbury: Apropos exzentrisch, dieser Kelly verrückt, wie erschießt Schwiegerpapa vor 500 Menschen, muß verrückt sein, verrückt wie Hutmacher.
van Dusen: Meinen sie, Milord.
Tilbury: Bitte Mrs Waldorf entschuldigen, bißchen mitgenommen, Vater ermordet, ehemaliger Verehrer morgen hingerichtet, in 4 Wochen Hochzeit irgendwie tragisch, hat sich zurückgezogen, Migräne.
vanDusen: Durchaus verständlich.
Tilbury: Äh ja was kann ich für sie tun.
vanDusen: Lassen sie mir bitte eine hohe Leiter bringen.
Tilbury: Äh Leiter.
vanDusen: Ja Leiter.
Tilbury: Exzentrisch.
Hatch: Raten sie mal meine Damen und Herren, wer auf die hohe Leiter steigen mußte, richtig meine Wenigkeit und als ich oben war muß ich die Decke des Saals absuchen cm für cm besonders sorgfältig über die stelle wo Kelly gestanden und seine Tirade gegen Waldorf gehalten hatte.
Hatch: Nichts, sagen sie mal was suchen wir eigentlich.
vanDusen: Das was sie gefunden haben, mein lieber Hatch, nichts, steigen sie wieder herab.
Tilbury: Exzentrisch, wie ein Oxford.
vanDusen: Sagen sie bitte Milord, wurde dieser Saal seit jenem tragischen Fest renoviert.
Tilbury: Renoviert, kein Schimmer, äh Goosbury.
Butler: Nein Herr Prof.
vanDusen: Es wurden auch keinerlei Reparaturen ausgeführt.
Butler: Nein Herr Prof.
vanDusen: So, wo befindet sich der Frack, welcher ihr Herr an jenem Abend trug.
Butler: Das entzieht sich meiner Kenntnis, Herr Prof.
Tilbury: Muß da sein, Goosbury, weiß noch genau haben Waldorf Frack ausgezogen, vor Untersuchung durch Arzt und in irgendeine Ecke gelegt.
Butler: Sehr wohl Milord, ich kann nur erklären fraglicher Frack befindet sich nicht bei der Gardarobe des seligen Herrn.
Hatch: Eine Stunde später saß ich wieder in van Dusen Salon, ich versuchte meinen knurrenden Magen durch einen doppelten Whiskey zu besänftigen und meine Wißbegierde durch gezielte Fragen an den Hausherrn.
Hatch: Was haben sie eigentlich mit Waldorfs Frack, Prof warum ist ihnen das gute Stück so wichtig.
vanDusen: Weil das gute Stück wie sie es zu nennen belieben, uns einen höchst bedeutsamen Hinweis auf die Ausführung des Mordes an Waldorf zu geben im stande ist.
Hatch: Na dann weiß ich alles, darf ich jetzt nach Hause und ins Bett Prof.
vanDusen: Warum nicht mein lieber Hatch, wenn sie mir versprechen sich gleich morgen früh um 7 Uhr bei Dienstbeginn im Archiv ihres von manchen geschätzten Blattes einzufinden und dort eine gewisse hochwichtige Recherche vorzunehmen.
Singsing Todeszelle, ungeduldig Kelly dauert nicht mehr lange, nur noch 18 Stunden.
Hatch: Am nächsten Morgen gegen 9 trat ich befehlsgemäß beim Prof an, unausgeschlafen und ungefrühstückt.
vanDusen: Lassen sie das querulieren, wozu schlafen, wozu speisen, ein kriminologischer Assistent findet volle Befriedigung allein in den intellektuellen Wonnen, welches sein Tun gewährt, hatten sie Erfolg.
Hatch: Wie mans nimmt, so eine Geschichte wie Quinn sie Kelly erzählt hat ist tatsächlich passiert, vor 4 Jahren, 1898 aber nicht in Rio de Janeiro sondern in Kalkutta, in Indien beim Empfang des Vizekönig.
vanDusen: Sehr gut.
Hatch: Ich habs nur rausgekriegt weil unser Archivar ein so phänomenales Gedächtnis hat, in der Zeitung stand die Sache nicht, nur in einem unveröffentlichten Korrespondentenbericht.
vanDusen: Verstehe ich sie recht, besagter Bericht über die Affäre zu Kalkutta ist nicht im Daily New Yorker erschienen.
Hatch: Nicht im Daily NewYorker Prof und auch in keiner anderen Zeitung der Stadt.
vanDusen: Ausgezeichnet mein lieber Hatch kommen sie.
Hatch: Wir fuhren Südosten in die finstere Gegend zwischen Bowery und Eastriver.
Wärter: Na Kelly, 9 Stunden Kelly.
Hatch: Die Gegend war schmutzig, die Pfandleiher an der Ecke Hester Norfolk street waren noch schmutziger und am schmutzigsten war die alte Frau die beim Klang der Türglocke aus dem Hinterzimmer schlurfte.
Frau: Sie wollen kaufen, liebe Herren, verkaufen, etwas versetzen, sie brauchen Geld, sie bringen Geld.
vanDusen: Nichts von alledem gute Frau wir benötigen lediglich eine Information.
Frau: Sie wollen nicht kaufen verkaufen versetzen liebe Herren, sie brauchen kein Geld, sie bringen kein Geld, time is money.
vanDusen: Geben sie ihr etwas Hatch, fünf Dollar.
Hatch: Viel zu viel, einer ist genug.
Frau: Aber lieber Herr, 10 Dollar, hat das nicht der andere Herr gesagt.
Hatch: 10, zwei.
Frau: 8 Dollar lieber Herr.
Hatch: 6 Dollar wurden es schließlich, dafür erzählte sie uns daß sie tatsächlich ein Paar Colt Peacemaker besessen und eine davon an Kelly verkauft hatte am nachmittag des 21. Januar.
vanDusen: Und die zweite Waffe.
Frau: Hab ich auch verkauft lieber Herr am selben Tag eine halbe Stunde später, an einen anderen Herrn.
vanDusen: Etwa 55 Jahre alt grauhaarig, graubärtig, grüne Brille.
Frau: Ja das ist er, kennen sie ihn.
vanDusen: In der Tat, gute Frau, ich kenne ihn.
Hatch: Auf der Rückfahrt hielten wir am Telegrafenamt wo ich auf Anweisung des Prof. mehrere Kabel aufgab, die Mittagzeit war schon vorüber.
Wärter: Ein Uhr Kelly, sie haben ja gar nichts gegessen, aber aber, sie müssen doch groß und stark sein wenn es soweit ist, in 6 Stunden Kelly.
vanDusen: Hier ist die Residenz von Prof van Dusen, Prof van Dusen höchstpersönlich am Apparat.
Tilbury: Lord Tilbury, sagen sie mal Prof, sie doch haben vorhin was gesucht, am Plafon vom Ballsaal.
vanDusen: Jaja so ist es Milord.
Tilbury: Und wegen Renovierung gefragt.
vanDusen: Ganz recht Milord.
Tilbury: Die ist jetzt tatsächlich nötig.
vanDusen: Bitte Milord.
Tilbury: Renovierung Prof, Diotima hat was entdeckt, gute Augen das Mädchen.
vanDusen: Lassen sie mich raten Milord ein Loch.
Tilbury: Genau ins schwarze, Prof ein Schußloch, noch was Prof, Frack hat sich auch eingefunden.
vanDusen: Ach ist es die Möglichkeit Milord, ich werde mich gleich bei ihnen einstellen.
Hatch: Na dann wollen wir mal wieder Prof.
vanDusen: Nicht sie mein lieber Hatch, Sie bleiben.
Hatch: Ach was.
vanDusen: Drei für die Lösung des Falles wesentliche Aufgaben hab ich ihnen zugedacht, zuerst werden sie bei der Kriminalpolizei anrufen, Leutnant Bigshot möge sich im Labor bereithalten, sodann werden sie die Antworten auf die von ihnen aufgeben Kabel erwarten und mit diesen Antworten schließlich werden sie sich nach Singsing begeben, ich erwarte sie dort spätestens um 6 Uhr abends.
Hatch: Ich telefonierte und ich wartete.
Wärter: Drei Uhr Kelly, bald haben sie hinter sich, nur noch 4 Stunden.
Hatch: Es war kurz vor 6 als ich in Sing Sing eintraf, in der Todeszelle und auf dem Gang davor herrschte ein Treiben wie sonnabends am Broadway, halb New York war da, Kelly und sein Wärter natürlich, Dolphin, Leutnant Bigshot, der Gefängnisdirektor, ein Geistlicher für den letzten Gang und ein paar sehr offiziell wirkende Herren, darunter ich traute meinen Augen nicht der Governor des Staats NY, ferner Familie Waldorf, das heißt Diotima, Mr Stewesand, Lord Tilbury, wo es dann noch ein freies Plätzchen gab stand todsicher ein Polizist, der Prof war natürlich auch schon da.
Tilbury: Unverschämtheit, Prof, angesehene Bürger, Damen, Lord aus England widerrechtlich hierher gebracht auf ihre Anordnung, Freiheitsberaubung, Zumutung, ich verlange Erklärung.
vanDusen: Die sollen sie erhalten, Milord, sie und die übrigen Anwesenden, meine Damen und Herren, ich ersuche um Ruhe und Aufmerksamkeit.
Wärter: Es hat 6 geschlagen, Kelly noch eine Stunde.
Hatch: Prof van Dusen begann seinen Vortrag mit einer kurzen Zusammenfassung der Vorgeschichte, die sie ja bereits kennen meine Damen und Herren, sodann berichtete er wie der mysteriöse Mr Quinn sich an Kelly herangemacht und ihn dazu gebracht hatte beim Kostümfest als Rächer aufzutreten.
vanDusen: Mr Quinn, lassen sie mich die betreffende Person fürs erste weiterhin mit ihrem selbstgewählten Namen bezeichnen, Mr Quinn war ebenfalls Gast des Kostümfestes im Hause Waldorf, selbstverständlich in seiner wahren Identität, als Kelly wie besprochen auf Waldorf zielte und schoß, schoß auch Quinn, keiner sah es, denn alle Augen waren auf Kelly gerichtet, Quinn presste seinen Revolver, den Zwilling der Waffe, die Kelly in der Hand hielt gegen Waldorfs Brust und drückte ab, gleichzeitig mit Kelly, er verbarg seine Waffe wieder, stürzte sich gemeinsam mit anderen Gästen auf Kelly, überwältige ihn, entriß ihm den Revolver und tauschte ihn im allgemeinen durcheinander unbemerkt gegen seinen eigenen aus.
Bigshot: Darum das ballistische Gutachten.
vanDusen: Ganz recht Leutnant, bei der Durchführung seines raffinierten Szenarios unterlief Quinn allerdings ein Fehler, er hatte nicht bedacht daß Kelly vorher bereits einmal geschossen hatte in die Luft und zwar mit mit seinem Revolver dh mit einer Platzpatrone welche natürlich keine Spur am Plafond hinterlassen konnte, als ich diesen untersuchen ließ versuchte Quinn seinen Fehler wiedergutzumachen, indem er Kelly abgenommen Revolver diesmal scharf geladen nachträglich in die Decke schoß, ich habe die Kugel entfernt und Leutnant Bigshot zur Untersuchung überlassen, ihr Ergebnis Leutnant.
Bigshot: Die Kugel stammt aus einem Colt Peachmaker.
Tilbury: Na bitte.
Bigshot: Aber nicht aus der Waffe mit der der tödliche Schuß auf Waldorf abgegeben wurde.
vanDusen: Aha, auch der Frack des toten hat er verschwunden lassen.
Hatch: Warum.
vanDusen: Warum mein lieber Hatch, weil die Pulverspuren im Gewebe verrieten, daß der Todeseschuß aus nächster Nähe abgefeuert wurde, übrigens tauchte auch der Frack wieder auf, doch es war der falsche, ein starker Geruch nach Mottenpulver bewies, das Kleidungsstück war jahrelang nicht getragen und nur deshalb zur Stelle geschafft worden, weil ich mich für das Detail interessiert hatte, das Fazit meiner Nachforschungen und Schlußfolgerungen, Kelly diente lediglich als Sündenbock, nicht er hat Waldorf ermordet sondern.
Dolphin: Quinn, das ist klar Prof, aber wer ist Quinn.
vanDusen: Eine Person, welche sich während der Kelly verursachten Szene in Waldorfs unmittelbarer Nähe aufhielt und welche einen gewichtigen Grund hatte Waldorf zu töten.
Dolphin: Das Erbe.
vanDusen: In der Tat Mr Dolphin das Erbe und wer erbt Waldorfs Vermögen.
Kelly: Diomita.
vanDusen: Sie ist die Haupterbin, aber sie nicht die Mörderin ihres Vaters.
Diotima: O Francis.
vanDusen: Auf dem Fest trug Mrs Waldorf das Kostüm einer neuen Frau des 20 Jh. ein Kleid von derartiger Kürze und Knappheit, daß es nicht möglich war, eine gewichtige Waffe wie den Colt Peacemaker darunter zu verbergen.
Tilbury: Mrs Stewesand, war Luftschiff, hätte sogar Haubitze mit sich herum tragen können.
vanDusen: Zweifellos Milord doch als der Schuß fiel war Mrs Stewesand verzeihen sie das Wortspiel weit vom Schuß auf der Orchesterempore, auch sie kommt für den Mord nicht in frage.
Dolphin: Achherje wer dann Prof.
vanDusen: Eine Person, welche sich in Waldorfs nähe befand und ein Kostüm trug, in dem sich ein großer Revolver ohne Probleme verstecken ließ.
Dolphin: Vielleicht das Kostüm eines Marsmenschen, Prof, eine dicke grüne Kugel mit 6 Armen und 2 Antennen.
vanDusen: Eben dieses Mr. Dolphin.
Dolphin: Lord Tilbury.
vanDusen: Bitte meine Herrschaften, lassen sich mich meine Ausführungen zuende bringen, ich habe auf telegrafischem Weg in England Erkundungen über Lord Tilbury eingeholt, lesen sie vor Hatch.
Hatch: Sehr wohl Prof, erstes Kabel Lord Tilbury ohne Vermögen hat Familienbesitz verspielt und vergeudet.
vanDusen: Das Motiv, meine Herrschaften, als Gatte der Haupterbin wäre Lord Tilybury in den Besitz der Waldorfmillionen gekommen, weiter Hatch.
Hatch: Zweites Kabel Lord Tilbury 1898 Attache in Kalkutta.
vanDusen: Das heißt er war Zeuge jener Affäre welche den komplizierten Mordplan anregte, um sich nicht bloßzustellen hat er sie im Gespräch mit Kelly nach Rio de Janeiro verlegt, das nächste Kabel Hatch.
Hatch: Zu befehl Lord Tilbury langjähriges Mitglied diverser amateurtheatrischer Zirkel.
vanDusen: Es war ihm also ein leichtes, sich in den ältlichen heruntergekommenen Quinn zu verwandeln, kein Zweifel, Lord Tilbury ist Waldorfs Mörder.
Tilbury: Dummes Zeug, schierer Nonsens, sie sind nicht exzentrisch, sie sind verrückt, verrückt wie Märzhase.
vanDusen: Seine Hand, halten sie seine rechte Hand fest, Bigshot, bei der Waffe welche seine Lordschaft soeben aus der Tasche zu ziehen versucht, handelt es sich sie sehen es alle um einen Colt Peacemaker Single Action Kaliber45.
Kelly: Diotima.
vanDusen: Sieben Uhr, die Stunde der Hinrichtung, Herr Gouvernor, die Entscheidung liegt bei ihnen.
Hatch: Natürlich wurde Kelly nicht hingerichtet, nach Erledigung der notwendigen Formalitäten ließ man ihn frei, Lord Tilbury wurde verhaftet und kam vor Gericht. Ein viertel Jahr später, die Todeszelle von Sing Sing.
Wärter: Zwölf Uhr, Milord, noch sieben Stunden, dann kommen Sie auf den Stuhl.
Tilbury: Verdammt unsportlich ihr elektrischer Stuhl, unfair, unaristokratisch, verlange anständig geköpft zu werden, gehört sich so für Edelmann.
Wärter: Tut uns ja so leid Milord aber wenn sie bei uns morden, werden sie auch bei uns hingerichtet, modern, bürgerlich, demokratisch, finden sie sich damit ab Milord, sie haben es ja bald überstanden, nur noch sieben kurze Stunden.
Hatch: Zur gleichen Zeit in der Greys Church, die Hochzeit von Miss Diotima Waldorf und Mr. Francis Rian Kelly, Trauzeuge war ich, eigentlich hätte es Prof. van Dusen sein sollen, aber er war nicht erschienen, sie kennen ihn ja meine Damen und Herren, wenn er nicht im Mittelpunkt steht.
Professor van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Francis Kelly, in der Todeszelle: Christian Brückner
Elmer Dolphin, sein Verteidiger: Moritz Milar
Lord Tilbury (alias Mr. Quinn): Hermann Treusch
Wärter in Sing Sing: Henning Schlüter
Lieutenant Bigshot von der Kriminalpolizei: Arnold Marquis
Pfandleiherin: Traute Daniels-Paulschmidt
Butler im Hause Waldorf: Heinz Spitzner
Walter Waldorf, Bankier: Rainer Pigulla
Diotima, seine Tochter: Maren Kroymann
Gästebuch
Hörspielfan
15. Juli 2025
Michael Koser: Prof. van Dusen fällt unter die Räuber (RIAS 1989)
Hatch: Montenegro meine Damen und Herren ist nicht das kleinste Land der Welt, es gibt noch kleinere, Liechtenstein zum Beispiel oder Monaco oder Andorra, aber wenn Montenegro auch nicht groß ist, hat es doch einiges zu bieten, ein weltbekanntes Insektenpulver, eine Haupt- und Residenzstadt mit sage und schreibe 3000 Einwohnern, viele Ziegen, ein paar Bären und Räuber, speziell von denen kann ich Ihnen ein Lied singen, meine Damen und Herren, und damit fange ich jetzt an. Es war am 16. August des Jahres 1904 an einem heißen Sommermorgen, eine große schwarze Kutsche quälte sich die Serpentinen über der dalmatinischen Stadt Katoro hoch, hinten hing ein Schild, Thomas Cook und Söhne, Tagesausflug in die wildromantische Bergwelt Montenegros, vorn auf dem Bock hockten Kutscher und Führer und innen stöhnte eine achtköpfige Reisegesellschaft.
Bernhardine: O Baltasar es ist so heiß.
Bullrich: Wünschest du ein Taschentuch, teuerste, sudarium sudarii neutrum, meine Gattin ist blutarm.
Mayfair: Also wissen sie Dr. Bullrich, man braucht nicht blutarm zu sein um bei dieser Hitze umzukommen, sehen sie mich an, ich hab eher zu viel Blut, was Franco.
Franco: Sisi Carissima.
Mayfair: Und ich schwitze wie verzeihen sie wie ein Schwein.
Bullrich: Sus Sus femininum.
Bernhardine: Und wie es hier riecht, Baltasar.
Hatch: Ihr Musterkoffer, Grenouille.
Grenouille: Missiö Hatch süwosapli, die edelsten Duftkompositionen aus Paris.
Tafelspitz: Nix da, von draußen stinkts eini, na was wollens, Montenegro, tschuschen, schauens doch aus dem Fenster, trostlos, Berge nix wie Berge, kei Fabrik, kei Kaserne, kei Kultur, die schiere Wildnis, na wird halt zeit daß wir Österreicher auch hier a bißerl a Fortschritt bringen netwahr Herr Prof.
vanDusen: Bitte Herr von Tafelspitz als amerikanischer Bürger fühle ich mich nicht berufen zur nicht unumstrittenen Balkanpolitik ihrer Regierung Stellung zu beziehen.
Hatch: Immer weiter, immer höher, immer tiefer ins Gebirge, es war 12 Uhr mittags als wir endlich hielten auf einer Felsplatte hoch über Schluchten und Abgründen, wir stiegen aus und unser Führer, ein munterer kleiner Grieche namens Dimitri erklärte uns die Landschaft.
Dimitri: Bitte sich umzuwenden hochgeehrte Herren, hochgeschätzte Damen, bitte zu beachten am Horizont tiefblauen Schimmer oh. Adriatisches Meer, hochgeehrte Damen, hochgeschätzte Damen und daran anliegend wunderschönes Land Dalmatien.
Tafelpitz: Gehört uns.
Dimitri: Bitte nun Blick zu werfen auf rechte Seite, hochgeehrte Herren, hochgeschätzte Damen, in ferne sie sehen Bosnien und Herzegowina.
Tafelspitz: Gehört auch uns.
Dimitri: Ein wenig weiterdrehen, hochgeehrte Herren, hochgeschätzte Damen, und was liegt vor ihren herrschaftlichen Füßen, gewaltige schwarze Berge in serbische Sprache genannt Tschernagora auf italienisch Montenegro.
Mayfair: Das gehört ihnen nicht, Herr von Tafelspitz.
Tafelspitz: Noch nicht gnä Frau Christian, noch nicht.
Dimitri: Nun hochgeehrte Herren, hochgeschätzte Damen, stehen sprachlos vor wunderbar schöner Landschaft, schöner als Maler kann malen, als photografischer Künstler kann fotografieren.
Bernhardine: Oh Baltasar wie wonnig.
Bullrich: Amönus amöna amönum.
Hatch: Der englische Schriftsteller Dr. Johnson hat mal gesagt ohne ein gemütliches Gasthaus im Vordergrund ist die schönste Landschaft keinen Pfifferling wert.
Bullrich: Banause, Philister, Homo obtusus.
Bernhardine: Ha, Baltasar.
Bullrich: Was ficht dich an geliebtes Weib.
Bernhardine: Da Baltasar, da steckt einer, hinter dem Felsen. Ja.
Dimitri: Bitte sich nicht unberuhigen, hochgeehrte Herren, hochgeschätzte Damen, bitte zu besichtigen Bergbewohner, Montenegriener, Tschernagorze, typisches Exemplar, romantisch wie Landschaft, malerisch in Pluderbeinkleid, goldbestickte Weste sowie Kappe, bitte ferner zu beachten hierzulande üblichen Schmuck der Waffen.
Hatch: Zwei Revolver, Säbel, Dolch, Patronengürtel, bißchen viel für einen einzelnen Herrn.
Mayfair: Sie haben aber auch immer was auszusetzen, Mr Hatch, ist doch sehr männlich so eine Aufmachung.
Bernhardine: Baltasar, hier ist noch einer.
Bullrich: Ecco hier auch.
Und vor uns.
Und hinter uns.
Und um uns herum.
Sie kommen näher.
Bullrich: Sollten wir nicht besser aufbrechen, meine Gattin ist nämlich blutarm.
Mayfair: Ach was machen sie sich nicht in die Hosen, Bullrich, das hat sich Firma Cook für uns ausgedacht, als Überraschung, was soll das werden, Dimitri, Volkstanz, lebende Bilder, Fruchtbarkeitsriten.
Gojko: Das ist Überfall, verhalten sie sich ruhig, folgen sie unsere Anordnungen, leisten sie keine Widerstand.
Tafelspitz: Jessasna.
Hatch: Die sehen mir nicht aus wie Angestellte der Firma Cook und wie biedere Bergbauern auch nicht.
vanDusen: Wohl kaum, ohne Zweifel handelt es sich bei diesen martialischen Herrschaften um wie der Dalmatiner sich ausdrückt, Molaken oder auch Uskopen, in Griechenland heißen sie Kleften, in der Ukraine Heidermarken, Dakeutz in Indien, Rugaruga in Ostafrika, hierzulande pflegt man sie sofern ich nicht irre Rasbonditschi oder auch Heiduken zu nennen.
Hatch: Ach ja und was würde ein sprachlich nicht so gebildeter Zeitgenosse sagen, einer wie ich zum Beispiel.
vanDusen: Nun Wegelagerer vermutlich Banditen, Räuber.
Bullrich: Latro latronus maskulin.
Gojko: So ist es ihr Herren, Räuber sind wir, ehrsame Räuber die im Schweiße ihres Angesichts ihrer Arbeit nachgehen, in aller Bescheidenheit.
Bernhardine: O gott Baltasar Räuber wie fürchterlich.
Tafelspitz: Na typisch Räuber auf offener Straße, a Wirtschaft ist das hier.
Mayfair: Was für ein Abenteuer, leibhaftige Räuber, bitte meine Herren, bedienen sie sich, meine Börse, meine Ringe, mein Strumpfband.
Gojko: Später, sie kommen alle mit.
Grenouille: Wohin missiö.
Gojko: In die Berge.
Bullrich: Zu Fuß.
Gojko: Selbstverständlich zu fuß, auf herrschaftliche Kutschen sind unser bescheidenen Pfade nicht eingerichtet.
Bullrich: Aber meine Gattin ist blutarm.
Und der Kutscher.
Gojko: Den brauchen wir nicht. Ah. Los, ein bißchen munterer, wenn ich bitten darf, wir haben einen langen Weg vor uns.
Hatch: Lang und heiß und mühsam, rauf und runter, durch Felsen und Geröll über einen halsbrecherischen Klettersteig, auf dem sogar einer montenegrinischen Bergziege schlecht geworden wäre, trotzdem kamen wir zügig voran, auch die blutarme Frau Bullrich, dafür sorgte ab und zu ein Stoß mit dem Gewehrkolben, nach stunden, die Sonne fing schon an hinter die hohen Gipfel im Westen zu rutschen, erreichten wir unser Ziel, ein Mauerviereck, prekär an eine steile Bergwand geklebt, wir wurden über eine Zugbrücke getrieben, die man hinter uns hochzog und blieben im Innenhof stehen vor einem holzgeschnitzten Stuhl auf dem hochgewachsener Greis saß mit einem gewaltigen Walroßschnauzbart, er musterte uns scharf und hob die Hand.
Drako: Hochverehrte Gäste, seien sie gegrüßt ich freue mich daß so zahlreich der Einladung gefolgt sind, die mein Sohn Gojko an der Spitze unserer Männer ihnen überbracht hat und heiße sie willkommen auf Burg Urosch, dem Stammsitz der ruhmreichen Sippe Wassojewitsch, ich bin das Oberhaupt, der Poglawica, Drako Wassojewitsch und mit wem habe ich die Ehre, sie dort mein Sohn, treten sie vor, nennen sie mir ihren Namen.
Grenouille: Jean-Baptiste Grenouille.
Drako: Schante, aus Paris.
Grenouille: Mewie missiö.
Drako: Ah Paris die Hauptstadt der Welt, was ist ihre Profession, Mr Grenouille.
Grenouille: Ich bin Geschäftsreisender Missiö für unsere großen Parfümerien, hier mein Musterkoffer, gestatten sie daß ihnen bzw den reizenden Damen ihres Hauses ein paar Proben.
Drako: Eines nach dem anderen Missiö Grenouille, haben sie Geld.
Grenouille: Ein paar Franc Missiö.
Drako: Aha und zu hause Mr Grenouille ein Sparstrumpf, ein Konto, Rentencoupons.
Grenouille: Nichts von alledem Missiö leider.
Drako: Leider, sie sagen es, Missiö Grenouille, kümmere dich um ihn Gojko.
Gojko: Ja Vater.
Grenouille: Ah.
Mayfair: Hören sie mal was fällt ihnen ein, der arme Mr Grenouille, wo sind wir hier eigentlich.
Drako: In Montenegro, Weib, und in Montenegro haben Frauen im Rat zu schweigen.
Mayfair: Was gehen mich ihre hinterwäldlerischen Sitten an, ich bin Engländerin, Rhoda Mayfair, weltberühmte Schriftstellerin, Verfasserin von Liebe in Fesseln, eine Insel für zwei, Lebwohl auf ewig, Flammen der Leidenschaft, usw usw Millionenauflagen, Übersetzung in alle besseren Sprachen, sie haben bestimmt schon was von mir gelesen das heißt falls sie lesen können natürlich.
Drako: Das Buch des Montenegrieners ist sein Revolver, sind sie reich Mrs Mayfair.
Mayfair: Miss Mayfair bitte, lassen sie ihre Flinte unten, Gojko oder wie sie heißen, ich hab genug, ich kann zahlen.
Franco: Und ich Carissima.
Mayfair: Für dich zahl ich auch Franco, das bin ich doch gewohnt, stell dich vor.
Franco: Si carissima Franco Peroni Italiano.
Mayfair: Mein Sekretär und wie ich immer sage Knabe für alles.
Drako: In Ordnung, jetzt sie, ja sie meine ich mit dem Kneifer.
Bullrich: Statum exemplum, domine referendissime, Bullrich, Baltasar Bullrich, Dr. der Philosophie, aus Hannover im deutschen Reich, Oberstudienrat, klassische Sprachen, mein Gattin Bernhardine, sie ist blutarm.
Drako: Oberstudienrat eine Person von Gewicht wie es scheint, auch von Vermögen.
Bullrich: Nun domine referendissime einerseits.
Drako: Gojko.
Bullrich: Andererseits ein wenig Geldes ist vorhanden, pecunia, pecunium femininum oder auch argentum argenti neutrum.
Drako: Gut mein Sohn, der nächste.
Dimitri: Ich nur Reiseführer großmächtiger gospodar, bescheidener Name Dimitri.
Tafelspitz: Gusch, las uns gütigst besseren Leuten den Vortritt, alsdann Nepomuk Edler von Tafelspitz, habe die Ehre, Offiziar im kaiserlichköniglichen Finanz-ministerium in Wien, leidlich vermögend.
Drako: Sieh da, im Gegensatz zu unseren Fürsten schätzen wir Wassojewitsch die Österreicher, und die letzten beiden Herren.
vanDusen: Prof van Dusen.
Hatch: Hutchinson Hatch, Journalist beim Daily Newyorker, Amerikaner wie der Prof.
Drako: So ein Gelehrter und ein Zeitungsschreiber, wahrlich keine fette Beute, sie gehören dir Gojko.
Hatch: Moment mal alter Knabe sie haben keine Ahnung wer vor ihnen steht, Prof DrDrDrAugustus van Dusen in aller Welt voll Ehrfurcht die Denkmaschine tituliert ist der bedeutendste Wissenschaftler, Erfinder und nebenbei Amateurkriminologe den die Erde je gesehen hat, seine zahllosen Patente haben ihn zum Krösus gemacht.
vanDusen: Mein lieber Hatch, sie übertreiben wieder mal.
Hatch: Klappern gehört zum Handwerk, ich selbst Hutchinson Jefferson Hatch nenne einen Herrn Vater mein eigen welcher mehr Dollars besitzt denn Dagobert Duck.
Drako: Wer soll sein Dagobert Duck.
Hatch: Von Rockefeller ganz zu schweigen, und was sie betrifft alter knabe sie können uns überhaupt nicht imponieren, Räuberhauptmann in Montenegro was ist das schon, da kennen wir ganz andere, der Prof und ich, Präsident Theddy Roosevelt, König Edward von England, Kaiser Willhelm.
Drako: Schweigen sie, nun denn, als Lösegeld setze ich pro Person die Summe von 1000 Mariatheresiataler fest.
vanDusen: Rund 1060 Dollar.
Drako: Auch Mrs Mayfair und Frau Bullrich haben den vollen Betrag zu entrichten.
Bullrich: Aber meine Gattin ist blutarm.
Drako: Da in ihren Heimatländern die ausgefallene Ansicht vorzuherrschen scheint, eine Frau sei ebenso viel wert wie ein Mann, ich werde einen Boten nach Kataro entsenden, auf daß er sich bei ihren Konsulaten um das Geld bemühe, in drei Tagen am 19. August wird er sich wieder auf Burg Urschusch einstellen, wenn nicht übernimmt Gojko das weitere.
Hatch: Alles klar alter Knabe und wenn er mit den Talern pünktlich anmarschiert.
Drako: Werden sie alle entlassen, mit dank und unsern besten Wünschen.
Hatch: Wirklich, wer garantiert uns das.
Drako: Wir sind Ehrenmänner, mein Herr, ich gebe ihnen mein Wort.
Hatch: Na da bin ich aber beruhigt.
Drako: Seien sie in der Zwischenzeit unsere Gäste, sie dürfen sich innerhalb der Burg frei bewegen.
Hatch: Kunststück bei hochgeleierter Zugbrücke.
Drako: Sie können tun was immer sie wollen, mit zwei Ausnahmen, mein Vorkoster ist gestern ein Opfer eines Berufes geworden, ein Hammelknochen in der Luftröhre, ihr für mich ansonsten wertloser Führer wird seine Stelle einnehmen und meine Speisen kosten, bevor ich sie selbst zu mir nehme, eine hierzulande unumgängliche Vorsichtsmaßnahme.
Hatch: Pech für Dimitri, und die zweite Ausnahme.
Drako: Sie, Mr Hatch sind ein sympathischer Mensch, zurückhaltend, bescheiden, gerade sie darauf lege ich wert, sollen sich bei uns wie zu hause fühlen deshalb werden sie Gelegenheit erhalten, sich nützlich zu machen, in der Küche aushelfen, servieren, was so anfällt.
Hatch: Ok wenn sie mir den Lohn vom Lösegeld abziehen.
Drako: Genug, Gojko.
Gojko: Ja Vater.
Drako: Führe unsere Gäste in ihre Quartiere.
Hatch: Die Quartiere bestanden aus ein paar kahlen Löchern möbliert mit antiken Strohsäcken, an denen alles vermodert war, nur nicht die lieben Tierchen die putzmunter darin herumhüpften und krabbelten, waschen konnten wir uns an der sparsamen Pumpe im Hof und was die übrigen sanitären Einrichtungen betrifft die übergehe ich wohl besser mit schweigen, kein wunder daß wir sog. Gäste uns am nächsten morgen kaum von den Gastgebern unterschieden, nur Tafelspitz, der edle Wiener war sauber, glatt wie aus dem Ei gepellt, naja Adel verpflichtet, die Räuber schlichen trübe durch die Gegend, sie hatten nachts den Musterkoffer des seligen Mr Grenouille ausgetrunken und das war ihnen nicht gut bekommen, auch van Dusen wirkte finster, aus guten Grund, man hatte ihn bestohlen.
vanDusen: Sehen sie mein lieber Hatch, meine schwarze Tasche.
Hatch: Ihr chemophysikalisches Miniaturlabor, meinen sie Prof.
vanDusen: Eben dieses, mein lieber Hatch, des Nachts während ich schlief wurde es gewaltsam geöffnet.
Hatch: Ach ja und fehlt was.
vanDusen: wie es scheint wurde lediglich ein Fläschchen mit HCl vulgo Salzsäure entwendet.
Hatch: Sowas, die schlucken hier wohl alles.
vanDusen: Um gottes willen Hatch.
Hatch: Und sonst haben sie keine sorgen Prof, arbeiten sie lieber einen Fluchtplan aus.
vanDusen: Mein lieber Hatch, ich denke nicht daran, einige Tage relativer Unbequemlichkeit, der Verlust einer nicht allzugroßen Summe, deshalb das Risiko einer gefahrvollen Flucht durchs Gebirge einzugehen, lohnt wahrlich nicht, fassen sie sich ein bißchen in Geduld.
Gojko: Los los, Mr Hatch an die Arbeit, in die Küche marsch.
Hatch: Und ich in der Küche wurde ich ganz schön in Atem gehalten, erst ausfegen dann Kartoffelschälen und schließlich Maisbrei rühren, stundenlang, eine verantwortungsvolle wenn auch reichlich stumpfsinnige Tätigkeit, Führer Dimitri, der zwischen den Mahlzeiten frei hatte, leistete mir Gesellschaft, an einer etwas abseits gelegenen Feuerstelle stocherte er in einem Topf herum.
Hatch: Was brutzeln sie denn, das riecht ja seltsam.
Dimitri: Sehen doch Knochen von Schaf.
Hatch: Abgenagte Hammelknochen und Wasser, was soll das werden wenn es fertig ist.
Dimitri: Sie nichts angehen Mr Hatch kümmern um eigene Angelegenheit, bitteschön, rühren fleißig Kukuruzs sonst brennen an und Räuber böse.
Hatch: Auch gut, ansonsten ereignete sich nichts an diesem Tag, oder doch, beim gemeinsamen Abendessen hatte der edle Tafelspitz eine Ankündigung zumachen.
Tafelspitz: Sans a bißl still ich bitt schön.
Drako: Ruhe.
Tafelspitz: Naja verehrte Anwesende, Damen und Herren Räuber sowie geschätzte Mitgefang wollte sagen Gäste, am morgigen Tag schreiben wir den 18 August und wie jeder brave Österreicher weiß, geruht sich am 18 August der holdselige Geburtstag seiner allergnädigsten kaiserlichköniglichen Majestät Franz Josef zu zu stattzufinden.
Hoch soll er leben.
Tafelspitz: Ich bin kei Redner verehrte anwesende, doch es drängt mich zu konstatieren, daß so ein glorreicher patriotischer Feiertag ja gefeiert werden muß, auch unter widrigen oder sagen wir ungewöhnlichen Umständen, nun ich machs kurz, anläßlich des erhabenen Anlaßes erlaube ich mir alle verehrten anwesenden zu einem Festmahl einzuladen, morgen abend soll hier aufgetischt werden, was Küche und Keller vermögen, zu ehren seiner Majestät.
Drako: Für die Kosten aber kommen sie auf Herr von Tafelspitz.
Tafelspitz: I zahl alles.
Die Getränke auch.
Tafelspitz: Na selbstverständlich.
Hatch: Da, jetzt steckt er sich schon wieder eine Havanna an.
vanDusen: Wen meinen sie, mein lieber Hatch.
Hatch: Den Tafelspitz, das ist jetzt die fünfte, ich habe mitgezählt und ich armes Schwein habe seit gestern nichts mehr zu rauchen.
vanDusen: In der Tat mein lieber Hatch, so hat unser erzwungener Aufenthalt in dieser Wildnis denn doch sein gutes, sie werden wenn auch wie ich zu befürchten Anlaß habe lediglich für wenige Tage dem Laster des Nikotingenußes entsagen müssen.
Hatch: Am 18 August gegen 6 Uhr abend fing es an das rauschende Festmahl für Kaiser Franzjosef und alle waren bester Stimmung alle bis auf Hutchinson Hatch ihren ergebenen Diener, und letzteres meine ich wortwörtlich, vom frühen morgen an hatte ich mir am Herd die Beine in den Bauch gestanden, und jetzt mußte ich sie mir wieder ablaufen, Schüsseln, Töpfe, Flaschen schleppen, vorlegen, eingießen, immer auf trab, auch der gute Dimitri machte übrigens keinen ganz glücklichen Eindruck, er war im Dienst und stand unter dem Stuhl des Häuptlings und sah ausgesprochen nervös aus, wahrscheinlich hoffte er inständig daß niemand auf die Idee kam den alten gerade jetzt zu vergiften, wie gesagt, es war ein rauschendes Fest, von Tafelspitz hielt eine Rede, alle schrien hurra, der Gusla, der lokale Barde griff in die Seiten das heißt in die Seite, denn das traditionelle Instrument dieser Landstriche, die Guslar hat nur eine, der Guslar besang endlos und steinerweichend die Heldentaten der edlen Räuber vom Stamme Wassojewitsch und es wurde gegessen.
Gojko: Der erste Gang, saure Kraupensuppe mit Kuttel.
Hatch: Es wurde gegessen, aber nicht einfach drauf los, sondern nach strenger Etikette, der Chef nahm seinen großen silbernen Löffel, tauchte ihn in seine Schüssel und reichte ihm gefüllt dem Vorkoster, der steckte ihn den Mund, schluckte, gab ihn zurück, eine Minute gespanntes warten und wenn der Vorkoster dann noch am Leben war, fing der Chef an zu essen und gab so das Signal zum Beginn der allgemeinen Brekelei.
Gojko: Der zweite Gang, Hammel am Spieß gebraten.
Bullrich: Hammel am Spieß.
Hatch: Mit Salz, Knoblauch, Zwiebeln und Fladenbrot, nicht raffiniert aber reichlich, das konnte man auch vom dritten Gang sagen, als Dessert gab es einheimischen Landwein blutrot und essigsauer oder Slibovicz ganz nach Wunsch und dabei meine Damen und Herren ist es dann passiert, ich entkorkte eine Weinflasche, goß dem alten Drako Wassojewitsch ein, der nahm einen großen Schluck, stellte das Glas ab, plötzlich sprang er auf mit verzerrtem Gesicht krampfte beide Hände um den Hals.
Gojko: Vater, vater, vater was hast du.
vanDusen: Er ist tot.
Gojko: Tot, vergiftet.
vanDusen: Ja ohne jeden Zweifel.
Gojko: Dann weiß ich, wer ihn auf dem Gewissen hat, du warst es.
Hatch: Ich.
Gojko: Ja du Hutchinson Hatch aus Amerika.
Hatch: Das ist doch nicht ihr Ernst, ich mach ja jeden Blödsinn mit aber.
Gojko: Du hast den Korken aus der Flasche gezogen, du hast den Wein eingeschenkt, und dabei hast du das Gift hineingetan, nur du konntest das tun.
Hatch: Aber warum sollte ich denn.
Gojko: Du hast meinen Vater getötet, unseren Häuptling, du bist der Blutrache verfallen, bindet ihn, du wirst deine Tat sühnen und diese Sühne wird schrecklich sein, holt einen Pfahl, spitzt ihn an.
Hatch: Wieso Pfahl.
Gojko: Weil wir dich pfählen werden du Hund.
Hatch: Und wie macht man das.
Gojko: Du wirst auf einen hohen spitzen Pfahl gesetzt hier vor unser aller Augen und wir werden zuschauen wie du schreist und dich windest wenn die Spitze in dein Gedärm dringt tiefer und tiefer, Höllenqualen wirst du leiden.
Hatch: Sagen sie mal wollen sich wirklich so viele Mühe machen.
Pope: Haltet ein meine Kinder, höret den Mann Gottes.
Gojko: Was willst du Pope, mach es kurz.
Pope: Seid ihr Türken, seid ihr Heiden, nein das seid ihr nicht, Christen seid ihr und so handelt denn auch an diesem Menschen wie es Christen geziemt mit Sanftmut und Milde.
Gojko: Nicht pfählen.
Pope: Nein mein Sohn dies wäre unchristlich.
Gojko: Was sollen wird dann mit ihm machen, schlag was vor Pope.
Pope: Nun mein Sohn warum schneiden wir ihm nicht einfach den Kopf ab, so haben schon unsere frommen Vorväter Mord und Totschlag geahndet.
Gojko: Das ist viel zu leicht für den Kerl Pope.
Pope: Nicht wenn wir ein ganz besonders stumpfes Messer benutzen mein Sohn.
Hatch: Prof tun sie doch was, helfen sie mir.
vanDusen: Meine Herren leihen sie mir für einen Augenblick ihr Ohr, bei allem Verständnis für ihren berechtigten Unmut, zügeln sie ihren Übereifer, begehen sie keinen Fehler den sie später bereuen könnten, Mr Hatch lassen sie sich das von mir gesagt sein, Mr Hatch ist nicht der Mörder.
Gojko: Sie können uns viel erzählen, sie sind sein Freund.
vanDusen: Zunächst einmal bin ich Prof DrDrDrAugustus van Dusen Amateur-kriminologe von nicht gewöhnlichem Ruf, und als solcher versichere ich ihnen, Mr Hatch ist unschuldig, hören sie auf mich, meine Herren, bei einem Gift welchem ihr dahin geschiedner Häuptling zum Opfer fiel, handelt es sich, der typische Bittermandelgeruch an seinen Lippen beweist es, um eine der Zyanverbindungen.
Gojko: Was.
vanDusen: Zyan Wasserstoff besser bekannt als Blausäure, oder Kaliumzyanatum, kurz Zyankali, beide gehören bekanntlich zu den rapiden in sekundenschnelle wirksam werdenden Giften.
Gojko: Natürlich der Wein.
vanDusen: Sie irren, mein bester, überzeugen sie sich selbst, weder die Flasche noch das Glas erhalten auch nur eine Spur von Zyan.
Gojko: Überzeugen ja wie denn.
vanDusen: Mittels ihrer Nase, mein bester riechen sie.
Gojko: Ah, nein nein keine bittere Mandel.
vanDusen: Bitte.
Gojko: Das ist unmöglich Prof sie sagen das Gift wirkt sofort und wenn im Wein keins war wie ist mein Vater dann vergiftet worden, sicher er hat vorher Graupensuppe gegessen und Hammelbraten aber das lag eine halbe Stunde oder noch länger zurück und dann wäre ja auch der Vorkoster daraufgegangen, die ganze Sache ist.
vanDusen: Ein Rätsel wollen sie sagen, ich stimme ihnen zu, ein nicht uninteressantes kleines Problem, eine kriminologische Herausforderung, der ich mich stellen werde, ich übernehme den Fall.
Hatch: Für mich, danke Prof, ich danke ihnen.
vanDusen: Ihretwegen mein lieber Hatch ja dies auch doch in erster Linie sehe ich mich motiviert durch die mysteriösen Umstände, die scheinbare Unvereinbarkeit der Fakten, die Aura des auf den ersten Blick Unmöglichen, geben sie mir Zeit bis Morgen mein bester und ich werde ihnen den Täter präsentieren.
Hatch: Manchmal kann er recht innervierend sein der Prof aber wie ich immer sage besser ein enervierender Prof als ein angespitzter Pfahl, Gojko vertagte seine unfreundlichen Absichten, er blieb aber mißtrauisch, nicht nur mir gegenüber, Gojko sperrte uns acht Gäste alle zusammen in einen Kellerraum und stellte eine Wache vor die Tür, da saßen wir nun und versuchten uns auf die Ereignisse der letzten Stunden einen Vers zu machen.
Tafelspitz: Na was sag ich kein Anstand die Tschuschen, ausgerechnet an Kaisers Geburtstag muß er sich umbringen lassen, der Frechling, der Ausgschamte.
Dimitri: Herr Prof sagen bitte Wer ist Mörder.
Bullrich: Sicarius sicarii maskulin.
vanDusen: Doch wohl eher venefikus Dr Bullrich wir haben es mit einem Giftmischer zu tun, nicht mit einem Messerstecher.
Bullrich: Requie, Herr Kollege.
Bernhardine: Baltasar es ist ja alles zu furchtbar.
Bullrich: Beruhige dich teuerste, sie wissen ja meine Gattin ist blutarm.
Mayfair: Also ich glaube es war dieser Goyko, der hat seinen Vater umgebracht.
vanDusen: In der tat Miss Mayfair von wannen wart solche Weisheit.
Mayfair: Machen sie sich nur lustig, Prof ich weiß was ich sage, Gojko hat ein Motiv.
Bullrich: Causa causae femininum.
Mayfair: Jetzt ist er nämlich Häuptling oder poglawica wie die hier sagen gut kombiniert was.
Franco: Brava carissima, du bist so klug wie senior Sherlock Holmes.
Hatch: Auch das noch.
vanDusen: Kommen sie mein lieber Hatch.
Hatch: Der Prof winkte mich in eine Ecke und fing an mich über Dimitri auszufragen ob mir irgendetwas Ungewöhnliches an oder bei ihm aufgefallen sei, vielleicht in der Küche und ich erzählte ihm daß Dimitri gestern Hammelknochen ausgekocht hatte.
vanDusen: Aha hochinteressant mein lieber Hatch, vor allem in Zusammenhang mit der aus meiner schwarzen Tasche entwendeten Salzsäure, die Konturen des Falles beginnen sich zu klären.
Hatch: So na mir soll alles recht sein, wenn die Brüder mich nur nicht auf den Pfahl setzen oder mir den Kopf abschneiden.
vanDusen: Seien sie unbesorgt mein lieber Hatch, es ist spät, begeben wir uns zu Ruhe.
Hatch: Rotwein mit Sliwowiz ist ein ausgezeichnetes Schlafmittel, ich träumte von einer wunderbar duftenden Havanna, plötzlich gerade als ich anrauchen wollte, verwandelte sie sich in einen spitzen Holzpfahl.
Bernhardine: Ha.
Hatch: Ich schreckte hoch, riß die Augen auf, sah daß es schon hell war und hörte wie Frau Bullrich aus vollem Halse schrie.
Bernhardine: Da liegt er Baltasar auf seinem Strohsack und überall Blut.
Bullrich: Sanguies sanguie maskulinum, laß sehen geliebtes Weib, in der Tat, Dimitri ist tot, mortus, mortum.
vanDusen: Kein Zweifel Dr Bullrich, seine Kehle ist durchschnitten.
Bullrich: Und da sein offenes Taschenmesser blutbefleckt neben seiner rechten Hand liegt bedarf es keinerlei meisterdetektivischen Scharfsinns Selbtentleibung zu konstatieren, mors voluntaria.
vanDusen: Meinen sie, aus welchem Grund sollte unser Führer sich töten.
Hatch: Der Grund zeigte sich als wir die Taschen der Leiche durchsuchten, ein kleines Stück weißer Substanz das aussah wie das Ende einer Zuckerstange.
Bullrich: Oder wie Kreide, creta creatae femininum, lassen sich mich einmal kosten, Mr Hatch.
vanDusen: Um gotteswillen nicht in den Mund, legen sie das Stück ab mein lieber Hatch und waschen sie sich bei nächster Gelegenheit gründlichst die Hände, ja wie ich erwartet habe, Zyankali, bekanntlich wird dies hochgiftige Salz in form solcher Stangen gehandelt.
Hatch: Zyankali, na dann ist ja alles klar.
Mayfair: Dimitri hat den alten Häuptling vergiftet.
Franco: Nichte Gojko, charissima.
Bullrich: Und dann er gemerkt, daß sie ihm auf die Schliche gekommen sind, Herr Kollege.
Mayfair: Sie haben ja laut genug geredet gestern abend.
Bullrich: Und deshalb hat er sich eigenhändig entleibt.
Hatch: Aus Angst vor Blutrache.
Bullrich: Quod erat demonstrandum.
Bernhardine: Ja wer hat denn nun wen umgebracht Baltasar.
Bullrich: Ich werde es dir später explizieren, teuerste, meine Gattin ist ja so blutarm.
vanDusen: Auch ich werter Dr Bullrich meine Herrschaften bin mir des tatsächlichen Ablauf der Geschehnisse nicht so sicher, wie sie es zu sein scheinen, in einem Punkte kann ich allerdings voll und ganz beipflichten, Dimitri unser Führer hat dem Oberhaupt der Sippe Wassojewitsch Zyankali appliziert.
Mayfair: Ja und das sagen sie so leicht dahin Prof.
vanDusen: Warum nicht, Miss Mayfair sie haben doch die gleiche Behauptung aufgestellt.
Mayfair: Naja wo er doch das Gift in der Tasche hatte aber sonst, wissen sie denn wie er den alten vergiftet hat Prof.
vanDusen: Gewiß weiß ich das, Miss Mayfair.
Mayfair: Ja und wollen sie es uns nicht verraten, bitte.
vanDusen: Meine Herrschaften, angesichts ihrer Inständigkeit erkläre ich mich gern bereit ihrem Ersuchen stattzugeben.
Hatch: Wie gern.
vanDusen: Jedoch nicht an diesem tristen Orte, Prof van Dusens Aufklärungsvortrag erheischt einen anderen, einen würdigeren Rahmen, Wächter rufen sie mir ihren Häuptling.
Hatch: Zehn Minuten später standen wir auf dem Hof, alle, auch der edle Tafelspitz, der sich aus dem Trubel um den toten Dimitri vornehm rausgehalten und derweil seelenruhig rasiert hatte, vor einem Taschenspiegel, natürlich hatten sich auch sämliche Wassojewitsche eingefunden, schließlich wollten sie erfahren, wer ihren alten Chef ermordet hatte, der Prof stieg auf den großen Banketttisch, sah sich um, und fing an.
vanDusen: Wertes auditorium, zwei plus zwei, nicht zum ersten male finde ich Ver-anlassung auf diese unbestreitbare Tatsache hinzuweisen, zwei plus zwei ergibt vier.
Hatch: Immer und überall.
vanDusen: Oder lassen sie es mich anders ausdrücken, ausgekochter Hammel-knochen plus Salzsäure ergeben nun.
Bullrich: Nesciore domine Kollege.
vanDusen: Die Summe heißt Gelatine, dieser Stoff hierzulande fraglos noch wenig bekannt findet Mrs Mayfair und Frau Bullrich werden es bestätigen, bei uns zuhause immer häufiger Verwendung in der feinen Küche, bei der Komposition von Gelee beispielweise.
Bernhardine: Aspik Prof, Aspik auch.
vanDusen: Daran zweifele ich nicht Frau Bullrich, auf welche Weise wertes Auditorium wird Gelatine hergestellt, man nehme Knochen, reinige sie sorgsam und befreie sie sodann mittels Applikation von Salzsäure von anorganischen Bestandteilen, das heißt von phosphorsaurem und kohlesaurem Kalk, zurück bleibt eine knorpelartige Substanz, welche man nun in Wasser solange kocht bis sie sich auflöst, den bei milder Hitze reduzierten Sud läßt man erstarren, möglichst in platten Formen, bei Ermangelung solcher tut es auch ein flacher Teller und fertig ist die Gelatine, ein spröder glänzender durchsichtiger Stoff, in praxi die reine Erscheinungsform von Glutin oder Knochenlaib.
Tafelspitz: Na dankschön für die Nachhilfe aber ich seh nicht ein was das damit zu tun hat.
vanDusen: Warten sies ab Herr von Tafelspitz, nach dieser Methode welche dies sei am Rande angemerkt nach meinem franz. Kollegen Darfi benannt zu werden pflegt hat Dimitri, unser Reiseführer, Gelatine produziert, hier auf Burg Urusch, er hat wie Mr Hatch bezeugt, Knochen gekocht, nachdem er diese, daran kann ja wohl kein Zweifel obwalten, mit hilfe der meiner Person entwendeten Salzsäure vorschriftsmäßig gesäubert hat.
Franco: Bene bene Prof, materke, warum.
vanDusen: Gelatine, Senior Peroni, wertes auditorium, stellt eine im Endstadium relativ resistente Substanz dar, eine Substanz welche von säure, etwa der menschlichen Magensäure nur langsam aufgelöst wird.
Hatch: Aha.
vanDusen: Ganz recht mein lieber Hatch, aha, wir wissen Drako Wassojewitsch hat das Zyankali nicht im Wein zu sich genommen, angesichts der bekannt schnell Wirkung des Giftes kann es ihm auch nicht in der vorher genossenen Speise beigebracht worden sein, so dachte man, und so sollte man denken, wenn jedoch die Zyankalidosis in Gelatine eingeschlossen war, so mußte zwischen Einnahme und Resultat eine gewisse Zeitspanne liegen, eine halbe, eine ganze Stunde, je nach Stärke der Gelatine.
Bullrich: Das tödliche Gift befand sich also in einer der Speisen, cibus cibu maskulin.
vanDusen: Aber so werden sie fragen, wie konnte es in diesem Fall geschehen, daß der als Vorkoster fungierende Dimitri nicht am Gift zugrunde ging.
Ja.
vanDusen: Zyankali, wertes Auditorium ist ein höchst intensives Gift, die tödliche Dosis liegt noch unter ein halben Gramm, das bedeutet die zur Ausführung des Mordes notwendige Gelatinekapsel brauchte nicht größer zu sein als sagen wir ein Getreide- oder Pfefferkorn, eine so winzige Kapsel kann mit Leichtigkeit für eine gewisse Zeit im Munde verborgen gehalten, unbemerkt auf einen Löffel geschoben und mit diesem in die Schüssel des Opfers praktiziert werden, besonders einfach erscheint eine solche Manipulation oder sollte ich korrekter Linguapulation sagen wenn es sich bei der betreffenden Speise um eine Graupensuppe handelt, sieht doch eine kleine Kapsel aus heller Gelatine mit einem ebenfalls hellen Zyankalikern einer Graupe täuschend ähnlich.
Hatch: Ah darum sah Dimitri beim vorkosten so angespannt aus, naja wenn er das Ding ausversehen runtergeschluckt hätte.
Gojko: Ein besonders heimtückischer Mord, aber plausibel, so wie sie es erklärt haben ProfvanDusen, ich bin überzeugt, wir alle sind überzeugt, Dimitri hat meinen Vater getötet, aber warum, Prof warum, das verstehe ich nicht.
vanDusen: Meine Ausführungen wertes auditorium sind noch nicht beendet, Dimitri der Mörder war lediglich ausführendes Organ.
Gojko: Ich muß sie unterbrechen Prof, Milosch, der Bote den mein Vater nach Kataro geschickt hat, ist zurück, Milosch hast du das Lösegeld.
Milosch: Jawohl Chef, hier.
Hatch: Der muntere Mann mit dem Geld war dar, und was dann auf Burg Urusch los war, das hätten sie erleben sollen meine Damen und Herren, welch ein Jubel welch ein Leben, alle drängten sich um Milosch und seinen Sack voll glänzender Silbertaler, Mord und Mörder waren vergessen oder wären vergessen gewesen wenn van Dusen sich nicht energisch gehör verschafft hätte.
vanDusen: Ruhe, ich ersuche um Ruhe, lassen sie mich wenn ich bitten darf meinen Vortrag in aller gebotenen kürze zu Ende führen oder haben sie kein Interesse daran zu erfahren wer Drako Wassojewitsch wirklich.
Hatch: Seid doch mal ruhig.
Gojko: Aber das wissen wir doch Prof, Dimitri.
vanDusen: Wie ich bereits anmerkte war Dimitri lediglich Handlanger, Helfershelfer, Befehlsempfänger, er hat den Mord begangen in der tat, doch ein anderer führte ihm die Hand, ein anderer plante, zog die Drähte, dieser andere ist der eigentliche, der wahre Mörder, der Mörder von Drako Wassojewitsch und von Dimitri.
Bullrich: Dimitri hat Selbstmord begangen.
vanDusen: Nullo modo Dr Bullrich, Dimitri wurde ermordet, zwei gewichtige Gründe hatte der Mörder für diese seine tat, erstens nachdem er meiner Unterredung mit Mr Hatch entnommen hatte ich sei seinem Komplizen auf der Spur, wollte er diesen daran hindern ihn zu verraten, und zweitens der vorgetäuschte Selbstmord hatte die Funktion Dimitri als Sündenbock auszuweisen und so die Aufmerksamkeit vom Drahtzieher im Hintergrund abzulenken.
Mayfair: Wieso vorgetäuscht sein blutiges Messer lag doch direkt daneben.
vanDusen: Eine präparierte falsche Spur welche uns in die irre führen sollte, wie das geschulte Auge des Pathologen zweifelsfrei festzustellen in der Lage ist, wurde die tödliche Halswunde nicht durch das aufgefundene Taschenmesser verursacht sondern durch ein Rasiermesser.
Hatch: Rasiermesser Rasiermesser da war doch was.
vanDusen: Wessen Hand wertes Auditorium führte das Rasiermesser, der Schauplatz des Mordes an Dimitri, jenes verschlossene und bewachte Kellergewölbe in welchem sich allein die acht Mitglieder unserer Reisegesellschaft aufhielten läßt keinen andern Schluß zu.
Bernhardine: Einer von uns, der Mörder ist einer von uns.
vanDusen: In der Tat Frau Bullrich und nur ein Mitglied der Gesellschaft besitzt ein Rasiermesser.
Hatch: Tafelspitz.
Ja Tafelspitz.
Tafelspitz: Hörens auf, Herr Prof, machens ihnen ned lächerlich.
vanDusen: Lassen sie mich bitte fortfahren, wie kommt es so lautet die nächste an meine Vorbemerkung anknüpfende Frage wie kommt es daß Herr von Tafelspitz und nur Herr von Tafelspitz im Besitz eines Rasiermesser ist.
Hatch: Ja und.
vanDusen: Ich, Mr Hatch, Dr Bullrich, Senior Peroni, wir führten dieses der männlichen Toilette so notwendige Instrument nicht mit uns, waren wir doch lediglich auf einen kurzen Tagesausflug vorbereitet, anders Herr von Tafelspitz, er rechnete ohne Zweifel mit einem mehrtägigen Aufenthalt.
Hatch: Havannas hatte er sich auch genug eingesteckt.
vanDusen: Und diese hochinteressante Tatsache wertes Auditorium macht es möglich zu den Motiven, den Hintergründen der gesamten auf den ersten Blick so kompliziert wirkenden Affäre vorzudringen, Dimitri mit von Tafelspitz im Bunde und von ihm bezahlt führte uns auftraggemäß an einen Ort an welchem wir überfallen und gefangen wurden, Tafelspitz war im Bilde, weshalb keine Frage, er selbst hat den Überfall organisiert, zusammen mit Drako Wassojewitsch versteht sich.
Gojko: Sie könnten Recht haben Prof, es sind öfter Boten zu Vater gekommen aus den österreichischen Gebieten Bosnien Kataro und er hat uns nie gesagt worum es ging.
Bullrich: Incredible, warum sollte Herr von Tafelspitz mit einem Räuberhauptmann konspirieren.
vanDusen: Herr von Tafelspitz ist beim Finanzministerium in Wien angestellt, dieses Ministerium verwaltet bekanntlich die von Österreich besetzten Gebiete auf dem Balkan, ohne jeden Zweifel ist Österreich höchlichst daran interessiert seinen Besitz durch die Einverleibung des bis dato unabhängigen Fürstentums Montenegro abzurunden, Unruhen an der Grenze, Räubereien, Überfälle kämen der Wiener Politik durchaus gelegen, würden sie doch vor der Weltöffentlichkeit eine spätere österreichische Invasion rechtfertigen, welche nur so das Kalkül einem krisen- geschüttelten Landstrich Ruhe und Frieden brächte.
Mayfair: Raffiniert, dann ist Tafelspitz ja so was wie ein Geheimagent.
vanDusen: So scheint es Miss Mayfair, Drako Wassojewitsch, davon bin ich überzeugt, war in diese polische Dimension keinesfalls eingeweiht, für ihn ging es lediglich um eine geschäftliche Vereinbarung, Tafelspitz hatte sich erboten, ihm eine Gruppe finanziell potenter Opfer zuzuführen, damit die Motive die wirklich hinter der Sache standen auch fernerhin verborgen blieben, war Tafelspitz von anfang an entschlossen, den Mitwisser Häuptling Drako nach durchgeführtem Überfall zu töten, zu diesem Zweck hatte er sich mit einer Stange Zyankali versehen, die präzisen Details der Untat, welche sein Handlanger Dimitri auf seine Anweisung auf die bereits geschilderte Art durchführte, hat Tafelspitz wie ich annehme erst auf Burg Unrusch konzipiert, nach der Bestimmung Dimitri zum Vorkoster, ich bin am Ende, wertes Auditorium, der Fall ist gelöst.
Bravo Prof.
Gojko: Du du warst es also du hat ihn getötet, die Blutrache wird dich verschlingen.
Tafelspitz: Ich sog nix, gor nichts sag i.
Bernhardine: Hättest du das gedacht Baltasar, vier Menschen hat er umgebracht, der nette Herr Tafelspitz.
Bullrich: 4 teuerste quartur, ich zähle deren nur 2, den Räuberhauptmann und Dimitri.
Bernhardine: Na und der arme Monsieur Grenouille und der Kutscher, die hat er doch auch auf dem Gewissen.
Mayfair: Toll wie sie das alles rausgekriegt haben Prof, vielleicht mach ich ein Buch daraus, Räuber, Mörder, Detektive oder so ähnlich.
Hatch: Das lassen sie mal lieber, Miss Mayfair, Prof van Dusen darf nur einer literarisch ausschlachten und der heißt Hutchinson Hatch.
Mayfair: Naja ist ja eigentlich auch kein Stoff für Roda Mayfair, die ist eher für Liebe und Leidenschaft, was Franco.
Franco: Sisi carissima.
Gojko: Prof van Dusen wie können wir ihnen unsere Dankbarkeit beweisen.
Hatch: Na ganz einfach, rücken Sie sein Lösegeld wieder raus.
Gojko: Oh unmöglich Mr Hatch.
Hatch: Warum.
Gojko: Das würde gegen unsere Berufsehre verstoßen, ein Räuber gibt niemals etwas zurück, wie wäre es denn mit der Würde eines Ehrenhäuptlings der Sippe Wassojewitsch, würden Sie das annehmen Prof.
vanDusen: Prof van Dusen, Poglavica honoris causa, warum nicht.
Gojko: Abgemacht, sie sind frei, alle, ah, bis auf Tafelspitz natürlich, der bleibt hier.
Tafelspitz: No Schicksal.
Hatch: Und das verdiente Schicksal hat ihn dann ja auch ereilt den edlen Tafelspitz, was genau mit ihm geschah, wollten wir gar nicht wissen, am Abend dieses ereignisreichen Tages sahen wir restlichen sechs Kataro vor uns liegen, unser Abenteuer in Montenegro war zu Ende.
Bullrich: Finis finis maskulin. Was ich noch sagen wollte, meine Gattin ist blutarm.
Professor van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Drako Wassojewitsch, Räuberhauptmann: Heinz Rabe
Gojko, sein Sohn: Friedhelm Ptok
Nepomuk Edler von Taflspitz: Peter Matic
Dr. Balthasar Bullrich, Oberstudienrat: Lothar Blumhagen
Bernhardine, seine Gattin: Gudrun Genest
Rhoda Mayfair, Schriftstellerin: Regina Lemnitz
Franco Peroni, ihr Sekretär: Helmut Stauss
Dimitri, Reiseführer: Joachim Grubel
Jean-Baptiste Grenouille, Parfüm-Vertreter: Jean Cuillerier
Pope: Hans Teuscher
Hörspielfan
15. Juli 2025
Michael Koser: Prof van Dusen fährt Schlitten (RIAS 1988)
Chef: Frage, was tut unser verehrter Herr Oberbürgermeister? Antwort, nichts oder doch, er grinst, anscheinend glaubt er, die schwerwiegenden Probleme unserer Metropole schlicht und einfach ausgrinsen zu können, und das haben Sie geschrieben, Mr. Hatch.
Hatch: Sieht ganz so aus Chef, erstens steht unter dem Artikel groß und deutlich Hutchinson Hatch.
Chef: Und zweitens.
Hatch: Natürlich der Stil rasant witzig dynamisch intelligent so schreibt nur einer beim guten alten Daily New Yorker oder finden Sie nicht Chef.
Chef: Ich will Ihnen sagen was ich finde Mr. Hatch, ich finde das Maß ist voll diesmal sind Sie zu weit gegangen, schlimm genug daß sie sich dauernd mit der Polizei anlegen aber jetzt auch noch mit dem Herrn Oberbürgermeister, am liebsten würde ich sie feuern jetzt hier auf der Stelle, leider wäre ihr Vater.
Hatch: Leider wäre mein alter Herr damit gar nicht einverstanden und der hat nunmal die Aktienmehrheit von unserem Weltblatt, tut mir ja leid Chef, aber so werden sie Hutchinson Hatch nicht los.
Chef: So nicht Mr Hatch, aber vielleicht anders, mir ist da gerade was eingefallen und zwar.
Hatch: Immer dasselbe, der Chefredakteur des Daily NewYorker war anderer Meinung als sein Reporterass, genau wie sein Vorgänger, sie erinnern sich, van Dusens erster Fall und die Sache mit dem Leichenräuber, ich konnte meinen Chefs einfach nicht beibringen wie eine Zeitung gemacht werden muß mit Pfeffer und Paprika nämlich und ohne Respekt vor der Staatsgewalt, deshalb diese unerfreuliche Diskussion am 27. Juli 1899, eine von vielen dachte ich zuerst aber da hatte ich mich geirrt, dem Chef war tatsächlich was neues eingefallen.
Chef: Und wissen sie was, Mr Hatch, wir haben schon lange nichts mehr aus Alaska gebracht, von den Goldfeldern am Klondike meine ich, fahren sie mal rauf, machen sie uns eine schöne aktuelle Reportage.
Hatch: Chef, das ist doch ein alter Hut, in Alaska buddeln sie schon seit Jahren nach Gold.
Chef: Keine Widerrede, Mr Hatch, Gold, Goldrausch, Goldgräber, das ist interessant, das will man lesen, auch wenn es vielleicht nicht mehr ganz taufrisch ist, sie fahren Mr Hatch, am besten gleich morgen, und wenn ihnen das nicht paßt können sie ja kündigen, das steht ihnen frei, na Mr Hatch was sagen sie.
Hatch: Ich fahre, sagte ich, gleich darauf tat es mir schon leid, eine lange anstrengende Reise in den hohen Norden nur um den Chef zu ärgern, Schwachsinn, aber wenn H. Hatch einmal ja gesagt hat dann bleibt er dabei, ich packte meine Sachen und am Abend trat ich bei Prof van Dusen an, ich wollte mich verabschieden, aber da erlebte ich die zweite Überraschung an diesem denkwürdigen Tag.
vanDusen: Alaska, eine exzellente Idee mein lieber Hatch und ein hochinteressantes Gebiet, wir werden es gemeinsam aufsuchen.
Hatch: Was, sie wollen mich begleiten, Prof.
vanDusen: Das denn nun wohl doch nicht, mein lieber Hatch, ich bin ProfDrDrDr Augustus van Dusen.
Hatch: Genannt die Denkmaschine, der größte Wissenschaftler und Amateurkriminologe unserer Zeit.
vanDusen: Wenn nicht aller Zeiten, und da der Meister nicht seinen Assistenten zu begleiten pflegt und der Held nicht seinen Chronisten.
Hatch: Begleite ich sie, Prof, von mir aus, wissen sie, wer von uns beiden mit wem fährt, das spielt doch keine Rolle.
vanDusen: Nun.
Hatch: Ich muß, weil mein Chefredakteur ein Ekel ist, aber sie, Prof, was treibt sie ins wilde Alaska.
vanDusen: Nun, für meine ein wenig angegriffene Gesundheit wird, davon bin ich überzeugt, ein nicht zu knapp bemessener Aufenthalt in der erfrischenden Atmosphäre jener nördlichen Gefilde sich als wohltuend, ja regenerierend erweisen, vor allem jedoch sehe ich mich der Wissenschaft halber genötigt für eine gewisse Zeit das Refugium geografischer Abgeschiedenheit aufzusuchen, es gilt ein neues, geradezu revolutionäres physikalisches Konzept, die atomare Strukturtheorie der Elemente betreffend präziser zu erfassen, in all seinen Verästelungen und Konsequenzen zu durchdenken, fernab von den Anforderungen des akademischen Lehrbetriebs, von den kleinlichen Störungen des Alltags, ja mein lieber Hatch, es ist entschieden, begeben sich sich stehenden Fußes ans Telefon, lassen sie sich mit dem Auskunftsbüro im Zentralbahnhof verbinden, erfragen sie die Abfahrtszeit des nächsten Zuges gen Westen.
Hatch: Es wurde eine lange und mühselige Reise, erste Etappe eine Woche mit der Eisenbahn quer durch den Kontinent von New York bis nach Seattle an der Westküste, der Prof blieb die ganze Zeit im Abteil, um an seiner revolutionären Atomtheorie herum zugrübeln und ich hätte mich zu Tode gelangweilt, wenn mir im Salonwagen nicht zwei gleichgesinnte Seelen über den Weg gelaufen wären, zwei Herren namens Smith und Jones, die auch nach Alaska wollten, gemeinsam frönten wir fortan dem großen amerikanischen Nationalsport.
Jones: Was fünf Dollar Einsatz, Gott wir spielen Poker und nicht Mensch ärgere dich nicht, 50 Dollar mindestens.
Smith: Sagen wir 25, Mr Jones, wir wollen doch keinen Profit machen oder, sondern uns nur ein wenig die Zeit vertreiben.
Hatch: Einverstanden 25 Dollar und der Höchsteinsatz.
Jones: Quatsch Höchsteinsatz.
Smith: Kein Limit Mr Knickerbocker, das ist unnötig unter Gentlemen.
Hatch: Meinen Sie Mr Smith.
Jones: Hören Sie auf zu zicken, Knickerbocker, fangen sie endlich an zu spielen.
Hatch: Knickerbocker, das war ich und wie ich zu diesem ausgefallenen Namen gekommen bin, das muß ich wohl ein bißchen ausführlicher erklären, also es war noch in New York auf dem Bahnsteig kurz bevor unser Zug abfuhr.
vanDusen: Fast hätte ich es vergessen, um Störungen und Belästigungen seien sie allgemeiner oder auch amateurkriminologischer Natur auszuschließen, werden wir unter Pseudonym reisen, inkognito wenn sie verstehen, was ich meine.
Hatch: Klar verstehe ich, von jetzt ab sind sie nicht mehr Prof van Dusen, sondern sagen wir Mr Miller.
vanDusen: Mein lieber Hatch, wo denken sie hin, ein Pseudonym von derart banaler Ubiquität für eine Persönlichkeit meines Ranges.
Hatch: Na vielleicht van Miller.
vanDusen: Seien Sie nicht albern, lediglich die klangvollsten, die erlauchtesten Namen Amerikas dürfen die Ehre haben, einem Prof van Dusen als zeitweiliges Pseudonym zu Diensten zu sein.
Hatch: Na dann nennen sie sich doch gleich Präsident Washington.
vanDusen: Nun warum nicht, allerdings Präsident erscheint mir dann doch ein klein wenig.
Hatch: Übertrieben.
vanDusen: Sagen wir unangemessen, die schlichte Benamsung Mr George Washington mag genügen, ja und welchen Namen wünschen sie zu wählen, als mein ständiger Begleiter sind ja auch sie der Öffentlichkeit nicht gänzlich unvertraut.
Hatch: Ja wenn sie unbedingt George Washington sein wollen, kann ich mich kaum Johnson oder Miller nennen, wie wäre es denn mit Ripper.
vanDusen: Bitte.
Hatch: Jack Ripper, das hat doch was.
vanDusen: Unterstehen sie sich.
Hatch: Keinen Sinn für Humor, dann eben Knickerbocker und dabei bleibe ich, da können sie sagen was sie wollen.
Hatch: In Seattle stiegen die Herren Washington und Knickerbocker um auf den Küstendampfer Oregon, der sie in einer Woche nach Alaska brachte, zur Station St. Michael an der Mündung des Yukon River, unterwegs die selbe Situation wie im Zug, der Prof unsichtbar in seiner Kabine, sein Begleiter in der Bar mit einem doppelten Whiskey, Pokerkarten nebst Mr Smith und Mr Jones, merkwürdige Burschen, die beiden, sie sahen sich ähnlich wie Zwillinge und hatten doch ganz verschiedene Charaktere, Smith war elegant, ein richtiger Dandy und Jones ein eher ruppiger Typ, aber Pokerspielen konnten sie beide, fast so gut wie ihr ergebener Diener Hutchinson Hatch.
Smith: Wenn sie gestatten, geh ich mit.
Hatch: So ich auch und noch 50 Dollar dazu.
Jones: Nicht kleckern Knickerbocker, klotzen, ihre 50 Mäuse und 200 dazu, was sagen sie jetzt, das ist kein Fliegenschiß, so spielt der Könner.
Hatch: In St. Michael wartete der Schaufelraddampfer Sara, auf dem müllerten wir uns 14 Tage lang den Yukon rauf, vorbei an kahlen menschenleeren Ufern, es wurde kühl, wir pokerten in Pelzmänteln weiter.
Jones: Also dann Hosen runter.
Smith: Bitte sehr, full house mit Assen, ich nehme nicht an daß einer der Herren ein besseres Blatt aufzuweisen hat.
Jones: So und was ist das, na, vier neun, da können sie ihr mickriges Full House in den Yukon schmeißen, Smith, Vater ist der beste, her mit dem Pott.
Hatch: Moment, Mr Jones, Moment hier sitzt ja noch einer, wollen sie nicht sehen was ich in der Hand habe.
Jones: Wozu, was kann das schon sein.
Matrose: Dawson, Dawson City voraus.
Hatch: Nichts besonderes Mr Jones nur ein simpler Straight Flush, Pik Ass, König Dame, Bube, 10.
Hatch: Eine halbe Stunde später standen wir auf dem Pier und sahen uns um, Dawson City, die Metropole der Goldfelder hatte ich mir ganz anders vorgestellt, eine typische Goldgräbersiedlung hatte ich erwartet, eine Wildweststadt, Baracken und Holzschuppen, schlammige Wege, raue Männer mit Vollbärten und Revolvern, Schmutz, Unordnung, Gesetzlosigkeit.
Skinflint: Sie kommen zu spät, meine Herren, das war einmal vor 2 3 Jahren, unser Städtchen hat sich gemausert, natürlich ist Dawson City nicht New York.
Hatch: Weiß gott nicht.
Skinflint: Nicht einmal Calgary oder Winnipeg, aber wir sind stolz darauf daß wir die wilde Gründerzeit hinter uns gebracht haben und nunmehr in einem soliden geordneten Gemeinwesen leben, Dawson City besitzt 30.000 Einwohner meine Herren, 5 Kirchen.
Hatch: Hut ab.
Skinflint: 2 Zeitungen, 3 Hotels.
Hatch: Respekt, und welches würden sie uns empfehlen.
Skinflint: Das Regina, meine Herren, das größte und beste Haus am Platze, sie sehen es da drüben rechts, das Hochhaus an der Frontstreet.
Hatch: Hochhaus.
Skinflint: 4 Stockwerke, mein Herr, 4 stattliche Stockwerke.
Hatch: Kaum zu glauben.
Skinflint: Ferner rühmt sich Dawson City, wie ihrer Aufmerksamkeit kaum entgangen sein dürfte, mehrerer gepflasterter Straßen, mit echten Steinen gepflastert, meine Herren.
Hatch: Sagen Sie bloß noch sie haben schon Elektrizität.
Skinflint: Soweit sind wir noch nicht, leider, aber am Stadtrand arbeitet ein kleines Gaswerk und die Gebäude im Zentrum, an der Wallstreet und an der Frontstreet sind mit modernster Gasbeleuchtung ausgestattet.
Hatch: Sehr eindruckvoll, aber sagen sie mal, lieber Freund, kann man sich in ihrer Weltstadt auch ein bißchen amüsieren.
Skinflint: Wenn Ihnen der Sinn nach alkoholischen Getränken, steht, mein Herr, nach Kartenspiel und Damenbekanntschaft, auch für derartigen Zeitvertreib ist bestens gesorgt, diverse gut geführte Saloons und Dance Halls erwarten sie, in erster Linie das weithin bekannte Montecarlo mit seinem internationalen Showprogramm, doch beachten sie, nur von Montag bis Sonnabend, Sonntags nie, wir sind in Kanada, hier herrscht britische Sabatruhe.
Hatch: Und Gesetz und Ordnung, darauf würd ich wetten.
Skinflint: So ist es mein Herr, so ist es, und daß es so ist dafür sorgt dieser Herr da der gerade die Straße überquert.
Hatch: Meinen sie den in der roten Jacke mit dem gewaltigen Hut.
Skinflint: Eben diesen, Mr Sam Steele Superintendant der North West Mounted Police oder Mounties wie wir kurz sagen, übrigens falls sie Wertsachen zu deponieren oder Nuggets in Banknoten zu wechseln wünschen, Dawson City verfügt auch über ein hochmodernes Geldinstitut mit dem sicherten Panzerschank nördlich von Vancouver, die Handelsbank von Kanada, welche ich ihnen wärmstens anempfehle, habe ich doch die Ehre, als ihr lokaler Manager zu fungieren, Skinflint ist mein Name, Jeremiah Skinflint, hier ist meine Karte, besuchen sie mich doch gelegentlich und meine Herren seien sie in Dawson City willkommen.
Hatch: Wir stiegen im Regina ab, wo die Zimmer ganz passabel waren und die Preise astronomisch, der Prof verbuddelte sich gleich wieder in seine Forschungen und ich trieb mich in und um Dawson City herum, um Material für meine Reportage zu sammeln, ich besichtigte die Grabungen am Klondike River, interviewte ein paar Goldgräber, sah mir ihre Ausbeute an, machte mir Notizen, ich vertrieb mir die Zeit so gut es ging, fast jeden Abend außer Sonntags natürlich saß ich im Montecarlo, die Show konnte sich sehen lassen, die Girls waren so weit an- oder ausgezogen wie es sich mit der britischen Moral von Superintendent Steel vereinbaren ließ und der Star des Hauses, eine gewisse Miss Caprice, sang ein bißchen, warf die Beine, machte Kunststücke mit dem Lasso und sah hinreißend aus, leider war sie in festen Händen, in denen von Mr Skinflint, unserem geschwätzigen Freund von Pier, mit dem hatte ich mich in der Zwischenzeit etwas angefreundet, wir trafen uns ab und zu abends in der Handelsbank zu einem guten Schluck und zum Pokern, so verging der September.
Smith: Wer fängt an.
Jones: Immer wer fragt.
Smith: Also ich, wenn ich sie um 3 Karten ersuchen dürfte, Mr Skinflint.
Skinflint: 3 Karten für Mr Smith. Danke. Wieviel brauchen Sie, Mr Knickerbocker.
Hatch: Danke, Skinflint, keine, wunschlos glücklich.
Jones: Sie bluffen.
Hatch: Wenn sie meinen, Jones.
Jones: Diesmal fallen sie auf die Schnauze, das sag ich ihnen. Machen sie schon Skinflint. Bitte sehr. Und sie Superintendent.
Steel: Die Staatsgewalt begnügt sich mit einer Karte.
Hatch: Außerdem drückte sie ein Auge zu, die Staatsgewalt alias Sam Steele von den Mounties, es war nämlich Sonntag, Sonntag der 1. Oktober 1899, wir saßen im Schalterraum der Handelsbank um den großen Tresen, auf dem sonst Schecks ausgeschrieben, Geldscheine gezählt und vor allem Goldkörner abgewogen wurden, wir waren fünf, Skinflint der Hausherr, Steele, der sein Polizistengewissen damit beruhigte, daß wir unser sündiges Tun nicht in der Öffentlichkeit trieben, die unvermeidlichen Herren Smith und Jones und meine Wenigkeit, es war Winter geworden, den ganzen Nachmittag hatte es geschneit, der Schneefall ließ erst nach, als wir so gegen 6 mit unsern Spielchen anfingen.
Skinflint: Haben alle gesetzt.
Smith: Ja, bis auf Sie Mr Skinflint.
Skinflint: Ach tatsächlich, das wird sofort nachgeholt, nanu wo ist denn meine Brieftasche.
Steel: Vergessen.
Skinflint: Ja sieht so aus, ja meine Herren, dieser kleine Lapsus läßt sich zum Glück schnellstens bereinigen, ein kurzer Gang zum Panzerschrank, ach dabei fällt mir ein, Mr Jones, Mr Smith, Mr Knickerbocker, ich glaube sie kennen dieses Meisterwerk hochmoderner Sicherheitstechnik nicht, kommen sie mit, sehen sich’s an.
Hatch: Gut aber die Karten mitnehmen.
Hatch: Wir kamen alle mit, durch eine Tür hinter dem Tresen, die in ein kleines fensterloses Bad führte, und dann durch eine zweite Tür in ein Hinterzimmer, hier gab es nur zwei Einrichtungsstücke, ein Bett an der Wand unter dem Fenster und ein gewaltiger Panzerschrank mitten im Raum, Skinflint zündete die Gaslampe an und schloß mit einem kompliziert aussehenden Schlüssel den Schrank auf.
Skinflint: Na meine Herren, ist das ein Anblick.
Hatch: Herzerwärmend, Stapel über Stapel von Dollarnoten und diese vielen Ledersäckchen.
Skinflint: Wir nennen sie Pockes, Mr Knickerbocker und jeder Pock enthält pures Gold, Staub, Nuggets, Körner, na da ist sie ja die Brieftasche.
Smith: Was mag er wohl wert sein, der Inhalt ihres Panzerschranks, Mr Skinflint.
Skinflint: Eine runde Million Mr Smith.
Smith: So viel, und da können sie nachts ruhig schlafen.
Skinflint: Wie ein Säugling Mr Smith und zwar in diesem Bett, eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme, eigentlich überflüssig, sehen sie sich den Panzerschrank an, von Newton und Burger Pittsburgh, massive Stahlwände, hören sie, praktisch einbruchsicher, es gibt nur einen einzigen Schlüssel, und der befindet sich stets in meiner Hosentasche, Zugang ist nur möglich vom Schalterraum, und das Fenster ist wie sie bemerken durch ein starkes Gitter unpassierbar gemacht, kein Verbrecher kann eindringen, Geld und Gold von Dawson City ruhen im Tresor der Handelsbank so sicher wie in Abrahams Schoß.
Jones: Hören sie auf zu quatschen Skinflint, machen sie das Ding wieder zu und kommen sie endlich, wir sind hier nicht zum Panzerschrank beglotzen sondern Pokerspielen.
Hatch: Und das taten wir denn auch fast 5 Stunden lang, Skinflint gewann mit dem sprichwörtlichen Glück des Geldmenschen, Steel verlor ein bißchen, ich kam mit plus minus null raus und was die Herren Smith und Jones anging, die hatten anscheinend unglaublich schlechte Karten, jedenfalls passten sie meist schon am Anfang, so läpperte sich die Sache dahin, bis plötzlich was passierte, es war genau 5 Minuten vor 11, ich weiß das, weil ich mit dem Instinkt des geborenen kriminologischen Assistenten sofort auf die Uhr guckte.
Smith: Was war das.
Jones: Da ist was hochgegangen.
Hatch: Hört sich an wie im Hinterzimmer.
Skinflint: Um Gottes Willen, der Panzerschrank, das Geld.
Steel: Superintendent Sam Steel von den Mounties übernimmt das Kommando, folgen sie mir meine Herren.
Hatch: Das Hinterzimmer war voller Qualm und Gestank als wir die Tür aufrissen aber beides zog schnell ab durch den offenen Fensterrahmen, die Scheibe war zersprungen und rausgefallen, in der Wand des Panzerschranks klaffte ein großes unregelmäßiges Loch und der Inhalt.
Skinflint: Verschwunden, nichts mehr da, kein Schein, kein Krümel Gold.
Hatch: Sauber ausgeräumt.
Steel: Merkwürdig, sehr merkwürdig, wann hat es aufgehört zu schneien.
Hatch: So gegen 6.
Steel: Der Schnee reicht fast bis ans Fensterbrett, keine Fußspuren, überhaupt keine Spuren und das Gitter, völlig intakt, höchst merkwürdig.
Hatch: Durch die Tür kann auch keiner gekommen sein, schließlich sitzen wir seit 5 Stunden direkt davor.
Steel: Äußerst merkwürdig, jemand dringt in diesen Raum ein, aber weder durch die Tür noch durchs Fenster, zündet eine Sprengladung, räumt in wenigen Sekunden den Panzerschrank restlos aus und verschwindet mit seiner gewichtigen Beute ebenso spurlos wie er gekommen ist.
Skinflint: Unmöglich.
Steel: Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund Skinflint, ein unmögliches Verbrechen, ein Rätsel, ein schlichter Mountie ist da überfordert, was wir brauchen ist ein Meisterdetektiv, jemand wie Mr Sherlock Holmes oder wie dieser berühmte amerikanische Professor.
Hatch: ProfDrDrDrAugustus van Dusen, die Denkmaschine.
Steel: Genau den, Mr Knickerbocker, aber der ist leider weit weg in New York.
Hatch: Meinen Sie Superintendant.
Hatch: So schnell es ging, wühlte ich mich durch den dicken Schnee zum Hotel Regina, van Dusen war noch wach, bekanntlich braucht er wenn überhaupt nur sehr wenig Schlaf und er war höchst ungnädig als ich ihm erzählte was sich gerade in der Handelsbank von Kanada abgespielt hatte.
vanDusen: Mein lieber Mr Knickerbocker, sie sind an der falschen Adresse, sie sprechen nicht mit Prof van Dusen sondern mit Mr George Washington und Mr Washington ist kein wie beliebte ihr Freund Superintendant Steele sich auszudrücken kein Meisterdetektiv.
Hatch: Amateurkriminologe.
vanDusen: Auch kein Amateurkriminologe, Mr Washington wünscht ungestört seinen epochalen Forschungen nachzugehen.
Hatch: Aber Prof, ein unmögliches Verbrechen.
vanDusen: Lassen sie ab davon, mich mit kriminologischen Versuchungen vom geraden Pfad der Wissenschaft fortzulocken, entfernen sie sich, suchen Sie die Hotelbar auf.
Hatch: Geschlossen.
vanDusen: Dann gehen sie zu Bett, gute Nacht.
Hatch: Am nächsten Morgen beim Frühstück sah die Sache schon ganz anders aus, unter uns, es hätte mich auch gewundert wenn der Prof standhaft geblieben wäre.
vanDusen: Mein lieber Hatch, ich habe nachgedacht.
Hatch: Moment Prof.
vanDusen: Bitte.
Hatch: So das Ei muß man nämlich mit Andacht essen, immerhin kostet es drei Dollar, worüber haben sie nachgedacht.
vanDusen: Über den gestrigen Raub in der Handelsbank natürlich.
Hatch: Ach und was haben sie gedacht.
vanDusen: Folgendes, da sie mich mit solcher Verve, solcher Überzeugungskraft bedrängen.
Hatch: Was sie nicht sagen.
vanDusen: Habe ich mich entschlossen schweren Herzens wie ich betonen möchte, die Wissenschaft für eine kurze Zeit hinanzustellen und mich des Falles anzunehmen.
Hatch: Wer hätte das gedacht.
vanDusen: Ja also kommen sie schon.
Hatch: Immer mit der Ruhe, lassen sie einen hungrigen Menschen doch erstmal zu Ende frühstücken.
vanDusen: Nichts da, essen können sie später, kein Zaudern, kein Zagen, es ruft die Kriminologie, geleiten sie mich umgehend zum Ort des Geschehens.
Hatch: Leichter gesagt als getan, der Schnee lag hoch und van Dusen ist bekanntlich von nicht eben stattlicher Statur, mir blieb nichts anderes übrig als den kleinen großen Mann huckepack zur Bank zu schleppen, Sam Steel nahm uns vor der Tür in Empfang.
Steel: Morgen Knickerbocker, gut machen sie sich als Maulesel.
Hatch: Hat sich ausgenickerbockert, Superintendant, denn hören und staunen sie, der vergeistige Herr auf meinen Schultern.
Steel: Mr Washington.
Hatch: Ist in Wahrheit kein anderer und kein geringer als Prof van Dusen.
Steel: Der Prof van Dusen, die Denkmaschine.
vanDusen: Ja wer denn sonst, Vorsicht, lassen sie mich endlich herunter, Hatch.
Hatch: Und ich brauche nicht mehr als Knickerbocker durch die Gegend zu laufen, Hatch ist mein Name, Hutchinson Hatch, Journalist, Chronist, kriminologischer Assistent.
vanDusen: Etc etc. Verlieren wir keine Zeit, wo befindet sich der Tatort, gehen sie voran, Superintendant.
Hatch: Im Hinterzimmer hatte sich nichts verändert und auch der Prof war ganz der alte, sie wissen ja wie er sich bei seinen kriminologischen Untersuchungen benimmt, er wanderte durch den Raum scheinbar geistesabwesend, sah sich um, dachte nach.
Hatch: Wo steckt denn Skinflint.
Steel: Bei Miss Caprice nehm ich an, er will sich ein bißchen ablenken.
Hatch: Und Smith und Jones.
Steel: Ja Smith und Jones, da hat sich was neues ergeben, Mr Knicker Mr Hatch wollte ich sagen, gestern habe ich die beiden zum ersten Mal gesehen und da hatte ich gleich so ein Gefühl, der 6. Sinn des Polizisten, wissen sie, ich hab meine alten Steckbriefe durchgesehen und das hier gefunden.
Hatch: Das sind sie, unerkennbar.
Steel: Lesen sie was unter den Bildern steht Mr Hatch.
Hatch: Chicago November 1897 gesucht werden wegen vielfachen Einbruchs-diebstahl (Spezialität: Safe, Tresore, Panzerschränke) Panzerschränke.
Steel: Interessant, nicht wahr, lesen sie weiter.
Hatch: Die Anführer der berüchtigten Panzerknackerbande, die Brüder Frank Clancy genannt Dandy.
Steel: Mr Smith.
Hatch: Und Elmar Clancy genannt Hooligan.
Steel: Mr Jones.
Hatch: Die haben also Skinflints Geldschrank geknackt.
Steel: Ohne jeden Zweifel, Mr Hatch.
Hatch: Augenblick mal, Superintendant das kann nicht stimmen, als es geknallt hat, haben wir alle 5 am Tresen gesessen und Poker gespielt, alle auch Smith und Jones.
Steel: Richtig aber irgendwas müssen sie mit der Geschichte zu tun haben, jedenfalls hab ich ein paar meiner Leute in ihr Hotel geschickt, das Viktoria, eine Flohkiste am Stadtrand, um die beiden festnehmen zu lassen.
vanDusen: Eine durchaus korrekte Entscheidung, Superintendant, die Brüder Clancy alias Smith und Jones haben in der Tat diesen Panzerschrank geknackt, so lautet ja wohl der polizeiliche terminus technicus.
Hatch: Ja aber der Knall Prof.
vanDusen: Die Explosion, mein lieber Hatch, war lediglich ein Akzidenz, eine im Prinzip überflüssige Zutat geeignet zur Verwirrung der Zeugen und vor allem zur Verschleierung des wahren Tathergangs beizutragen, richten sie gefälligst ihre Aufmerksamkeit auf die durch die Explosion herausgesprengten Trümmerstücke der Stahlwand, was sehen sie hier und hier und auch entschuldigen sie einen Moment, gehen sie mal zur Seite und auch hier an dieser Stelle.
Hatch: Linien, Schnittlinien, sieht aus als ob man in den Stahl geschnitten hat.
Skinflint: Und an den Linien ist der Stahl geschmolzen und später wieder hart geworden.
vanDusen: Sehr richtig, meine Herren, diese Fakten sprechen eine deutliche Sprache, die verraten uns, daß der Panzerschrank bereits vor der Sprengung geöffnet wurde, er wurde, Mr Hatch hat daraufhingewiesen, aufgeschnitten.
Hatch: Womit Prof, mit einem Büchsenöffner.
vanDusen: Mit einer extrem heißen Stichflamme, wie sie bei der Verbindung von reinem Sauerstoff mit Leuchtgas entsteht, Superintendant Steel dürfte diese neuartige Methode wie sie von unternehmenden und wenn sie mir den Ausdruck gestatten progressiven Mitgliedern der Verbrecherwelt angewandt wird nicht gänzlich unvertraut sein.
Steel: Ich hab davon gehört Prof, aber dazu braucht man doch einiges, Sauerstofflaschen, einen sog Schneidbrenner, Zugang zu einer Gasleitung.
vanDusen: Bitte sehr, kommen sie, hier, schauen sie, da oben der Arm einer Gaslampe, Schirm und Zylinder liegen zerstört am Boden.
Steel: Durch die Sprengladung.
vanDusen: Möglich, Superintendant, doch spricht nichts dagegen, daß sie bereits vorher entfernt abgelegt und durch einen Kautschukschlauch ersetzt wurden, welcher zum Schneidbrenner führte, was nun diesen selbst und die benötigten Sauerstoffbehälter angeht.
Steel: Die hätten wir sehen müssen, als wir vor dem Spiel hier im Zimmer waren.
vanDusen: Haben sie wirklich überall gründlich nachgesehen, Superintendant, zum Beispiel unter dem Bett.
Steel: Unter Skinflints Bett, nein.
vanDusen: Würden sie das freundlicherweise jetzt nachholen.
Steel: Warum nicht.
vanDusen: Nun Superintendant, was sehen sie.
Steel: Nichts.
vanDusen: Machen sie die Augen auf, sie sehen frische Kratzer im Holzfußboden, und in den Kratzern.
Steel: Farbreste.
vanDusen: Sehr gut Superintendant, und auch der leichte metallische Schimmer wird ihrer geschulten Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, Fazit, hier, unter dem Bett waren die Utensilien verborgen, mit welchem die Öffnung des Panzerschranks bewerkstelligt wurde.
Steel: Mag ja sein Prof, aber wie haben die Clancys das Ding gedreht.
Hatch: Und wann, das muß doch Stunden gedauert haben.
vanDusen: Angesichts der Stärke der Stahlwand ca eine und eine dreiviertel Stunde.
Hatch: Nabitte und die beiden waren doch bei uns vorne im Schalterraum am Tresen.
vanDusen: Sind sie ganz sicher, daß sie sich ständig in ihrer Gegenwart aufhielten, gestern Abend mein lieber Hatch haben sie mich informiert, daß beide ganz gegen ihre Gewohnheit des öfteren wie sagten sie doch paßten, frühzeitig das Spiel aufgaben, was taten sie dann, blieben sie sitzen, sahen sie ihnen zu.
Skinflint: Nein, sie sind aufgestanden, herumgelaufen, haben sich die Beine vertreten, wir haben nicht darauf geachtet.
Hatch: Wissen sie Prof beim Poker braucht man Konzentration.
vanDusen: Wenn schon nicht Intelligenz, haben die Brüder Clancy womöglich mehrmals das Bad aufgesucht.
Hatch: Jetzt wo sies erwähnen, ja, Smith hat sich dauernd die Hände gewaschen.
Steel: Und der andere mußte alle Nase lang verschwinden, weil er was unrechtes gegessen hatte, sagte er.
vanDusen: Und wenn sie die häufigen Abwesenheitszeiten der Brüder addieren, werden sie, davon bin ich überzeugt als Summe eine Spanne Zeit erhalten welche zur Öffnung des Geldschranks mittels eines Schneidbrenner mehr als hinreichend gewesen sein dürfte.
Steel: Gut und schön Prof, aber wie haben die Safeknacker danach das Werkzeug aus diesem Raum geschafft.
vanDusen: Auf demselben Weg Superintendant, auf dem sie sich auch ihrer Beute entledigten, hier bei jenem dem Fenster gegenüberliegenden vom ihm durch einen abschüssigen, etwa 20m breiten Hof getrennten Gebäude handelt es sich um.
Steel: Das Montecarlo, die Rückseite natürlich.
vanDusen: Aha, merken sie auf, meine Herren, bereits vor der Explosion war das Fenster, wie aus der Stellung des Riegels hier zu ersehen ist geöffnet, ferner erkennen wir an der Kante des Fensterbretts die Spur eines kürzlich stattgehabten Abriebs und hier vor dem Panzerschrank liegt ein kleines Ende Seil, angekohlt, diese eindeutigen Hinweise, meine Herren.
Walker: Chef, das ist ein Ding Chef.
Steel: Walker, was fällt ihn ein, nehmen sie gefälligst Haltung an, so und jetzt erstatten sie Bericht, haben sie die Kerle erwischt, diese Gebrüder Clancy.
Walker: Jawohl Chef.
Steel: Wo sind sie, bringen sie sie rein, Mann.
Walker: Das geht nicht so einfach, Chef, wir haben sie erstmal an der Tür abgelegt.
Steel: Abgelegt.
Walker: Jawohl Chef, sie sind nämlich tot Chef.
Hatch: Wovon wir uns gleich selbst überzeugen konnten, die Brüder Clancy lagen vor der Bank auf dem Gehweg, starr und steif und erstaunlicherweise ohne ihre Pelzmäntel.
Walker: So haben wir sie gefunden Chef, hinter dem Hotel Viktoria, zwischen zwei Schuppen.
Skinflint: Offensichtlich erfroren, haben sie ihre Zimmer durchsucht, Walker.
Walker: Jawohl Chef.
Steel: Und was gefunden, Geld, Gold, Einbruchswerkzeug.
Walker: Nichts Chef.
vanDusen: Die beiden wurden ermordet.
Steel: Was sagen sie da Prof.
vanDusen: Ein durchdringender Geruch nach Alkohol, Hämatome an den Hinterköpfen, unzureichende und was noch aufschlußreicher ist, stark zerknitterte Kleidung, ein zumindest für Frank Clancy zubenamt Dandy höchst untypisches Merkmal, kein Zweifel, Superintendant, man hat Frank und Elmar Clancy betrunken gemacht, niedergeschlagen, mit Wasser übergossen und ins Freie geschafft, wo sie alsbald erfroren, man wollte sich ihrer entledigen als Mitwisser und Teilhaber an der Beute.
Steel: Man, wer ist man.
vanDusen: Der Auftraggeber natürlich.
Steel: Auftraggeber.
vanDusen: Vier Personen waren an der Tat beteiligt, Superintendant, die Brüder Clancy, ein weiterer Komplize und der Auftraggeber, der Kopf, der Drahtzieher des Verbrechens.
Steel: Woher wollen sie das wissen Prof.
Hatch: Der Prof weiß alles, Superintendant, und wie ich ihn kenne, ist der ganze Fall für ihn schon so klar wie Kloßbrühe.
vanDusen: Auch wenn wie so häufig die Wahl ihrer Worte nicht meine volle Zustimmung finden kann, in der Sache haben sie durchaus recht, folgen sie mir, meine Herren, am Tatort soll ihnen volle Aufklärung über Ablauf und Hintergrund des Verbrechens zu teil werden.
Hatch: Das Publikum, Steel, Walker und ich nahm auf dem Bett platz, der Prof stellte sich zwischen Fenster und Panzerschrank in Positur und wollte gerade loslegen, als die Tür aufging und Mr Skinflint erschien, er wollte wissen, was sich inzwischen getan hatte und war nicht schlecht erstaunt als er hörte, wer die Herren Knickerbocker und Washington in Wirklichkeit waren.
Skinflint: Die Denkmaschine.
Steel: So ist es Skinflint und sie können sich freuen, der Prof hat den Fall schon aufgeklärt, restlos.
Skinflint: Was, unmöglich.
vanDusen: Setzen sie sich zu den übrigen, Skinflint und verhalten sie sich ruhig, ich beginne, zwei plus zwei meine Herren gibt vier.
Hatch: Immer und überall.
vanDusen: Ja danke.
Hatch: Bitte.
vanDusen: In diesem Sinne lassen sie uns nunmehr zur Rekonstruktion des am gestrigen Abend in diesem Raum stattgefundenen Verbrechens schreiten.
Hatch: Der Prof beschrieb, wie die Herren Smith und Jones alias Frank und Elmar Clancy in ihren Spielpausen während sie sich angeblich im Bad aufhielten, den Panzerschrank geknackt und ausgeräumt hatten.
vanDusen: Danach warf ihnen der bereits erwähnte Komplize aus dem gegenüber-liegenden Haus ein Seil zu, welches sie, siehe Abriebspur auf dem Fensterbrett am unteren Teil des Fenstergitters befestigten, über dieses schräg nach unten führende Seil ließen sie sodann vermutlich mittels Haken und Rollen den Inhalt des Schrankes, Banknoten, Bündel und Beutel voller Gold dem Komplizen zukommen, der Beute folgten die bei ihrem verbrecherischen Tun benutzten Hilfsmittel, schließlich brachten sie über der aufgeschnittenen Stahlwand die ebenfalls unter dem Bett verborgen gehaltene Sprengladung an und befestigten an ihrem Zünder das vom Gitter gelöste Ende des Seils, nachdem eine gewisse Zeit verstrichen war, die Brüder Clancy hatten ihre Plätze am Spieltisch längst wieder eingenommen, bewegte der Komplize das Seil, und löste so die Explosion aus, nach welcher er das Seil eilens einzog, sie meine Herren stürzten in diesen Raum und standen vor einem unerklärlichen Verbrechen, unerklärlich für sie, jedoch nicht für Prof DrDrDrAugustus van Dusen, auf diese Weise hat sich die Tat abgespielt, meine Herren genauso wie sie vom Auftraggeber der Brüder Clancy geplant und minutiös vorbereitet war.
Steel: Schon wieder dieser mysteriöse Auftraggeber, wer soll denn das sein.
vanDusen: Denken sie nach, Superintendant.
Hatch: Zählen sie zwei und zwei zusammen.
vanDusen: Hatch bitte, wer muß gewußt haben, daß und wo die beim Verbrechen verwendeten Utensilien versteckt waren, wer hat die Brüder Clancy gerade an diesem Abend in die Bank eingeladen und vor allem wer hat in so auffälliger Weise Wert darauf gelegt zu Beginn des Abends ihnen Superintendant und natürlich auch ihnen mein lieber Hatch den gefüllten Panzerschrank ad oculos zu demonstrieren.
Steel: Skinflint.
vanDusen: Mr Jeremiah Skinflint, Manager der Handelsbank von Kanada, wollte sich nicht mehr damit zufrieden geben, die ihm anvertrauten Werte lediglich zu verwalten, er beschloß sie sich anzueignen und zwar auf eine höchst raffinierte Art, welche ihn so glaubte er von jedem Verdacht freistellen würde, aus den Vereinigten Staaten ließ er zwei Spezialisten, sogenannte Safeknacker, nach Dawson kommen.
Skinflint: Hören sie auf Prof, was sie da zusammenreden, sind doch nur Mutmaßungen, reine Spekulationen.
Steel: Das wird sich zeigen, Skinflint, sie sind festgenommen.
vanDusen: Und falls sie eines weiteren Beweises bedürfen, Superintendant, so wird ihnen dieser geliefert durch die Identität von Skinflints Komplizen, es handelt sich um.
Caprice: Hände hoch, meine Herren, du doch nicht Jeremiah.
vanDusen: Mrs Caprice, Star des Montecarlo, wo sie eine geräumige Gardarobe ihr eigen nennt, im hinteren Teil des Gebäudes, Lassowerferin.
Caprice: Und Kunstschützin, also keine Dummheiten, meine Herren, nimm Steele und Walker die Waffen ab, Jeremiah, war doch gut, daß ich nicht gleich reingekommen bin, sondern vorher ein bißchen an der Tür gehorcht habe.
Steel: Sie sind der Komplize, Miss Caprice.
Caprice: Hören sie mal Steele, ich trag doch keinen Schnurrbart, Komplizin, wenn ich bitten darf.
Skinflint: Wo ist der Schlitten.
Caprice: Vor der Tür Jeremiah, ich hab alles besorgt, Decken, Proviant.
Skinflint: Und der Reibach.
Caprice: Sicher verstaut.
Skinflint: Gut, also dann, meine Herren.
vanDusen: Hören sie.
Skinflint: Ärgern sie sich nicht, Prof, einen Täter überführen und ihn erwischen, das sind zwei ganz verschiedene paar Stiefel.
Caprice: Küsschen ihr lieben.
Hatch: Wir waren eingesperrt. Wir waren eingesperrt, aber nicht lange, unsere beiden wackeren Mounties warfen sich mit solchem Pflichteifer gegen die Tür, daß sie bald nur noch aus Splittern bestand, trotzdem waren sie nicht schnell genug, als wir vor die Haustür stürzten, sahen wir den Hundeschlitten der Flüchtlinge gerade am Ende der Straße verschwinden.
Steel: Was jetzt.
vanDusen: Na hinterher natürlich.
Steel: Das ist nicht so einfach Prof, Skinflint hat das beste Huskygespann in ganz Dawson.
vanDusen: Na wenn schon.
Steel: OK versuchen wir es, laufen sie voraus zur Station, Walker, lassen sie anspannen.
Walker: Jawohl Chef.
Steel: Auch das noch. Walker so ein Trottel.
vanDusen: Bitte stehen sie auf Walker, beeilen sie sich, kommen sie ich helfe ihnen, stellen sie sich nicht so an, laufen sie zur Station, spannen sie die Hunde an.
Hatch: Im Hundeschlitten der Mounties, 8 kläffende Köter und ein Leithund folgten wir Skinflints Spuren, stundenlang jagten wir durch verschneite Wildnis in Richtung Süden, bis die Spur plötzlich nach Westen abknickte.
Steel: Das hab ich mir gedacht, unser Freund Skinflint ist kein Schischako.
Hatch: Was.
Steel: Greenhorn sagen sie in den Staaten, er will an die Küste nach Skagway und von da mit dem Schiff nach Seattle oder San Francisco, aber weil er natürlich weiß, daß es eine Telefonverbindung zwischen Dawson und unserem Grenzposten auf den White Pants gibt, versucht er es sozusagen durch die Hintertür, über den Malaspinagletscher, sehr riskant, aber er könnte es schaffen, los.
Hatch: Weiter jacherten unsere Huskies durch Eis und Schnee, bis sie Stunden später sich und uns mit letzter Kraft in ein kleines Goldgräbercamp schleppten.
Steel: Superintendant Steel, im Namen des Gesetzes, wir brauchen frische Hunde.
Goldgräber: Ich auch, Superintendant, ich auch.
Steel: Was soll das heißen.
Goldgräber: Vor einer halben Stunde waren zwei Fremde hier, Mann und Frau, haben sich meine besten Hunde ausgesucht und vor ihren Schlitten gespannt.
Steel: Na und, sie werden wohl ein übrig gelassen haben.
Goldgräber: Wie mans nimmt, Superintendant, meine anderen Hunde und die alten die liegen hier hinterm Blockhaus, sie haben sie erschossen.
Steel: Ja meine Herren, da kann man nichts machen, wir sind geschlagen.
vanDusen: Werfen sie die Flinte immer so schnell ins Korn, Superintendant, guter Mann, wie ich höre, arbeitet bei ihnen eine Motorpumpe.
Goldgräber: Ja hab ich mir aus den Staaten kommen lassen sauteuer, aber es lohnt sich.
vanDusen: Wären sie unter Umständen bereit, sie uns für eine gewisse Zeit auszuleihen gegen eine großzügige finanzielle Entschädigung versteht sich.
Hatch: Drei Stunden vergingen, dann setzte sich ein nie gesehenes Monstrum knatternd und qualmend in Bewegung und fegte über das bläuliche Eis des Malaspinagletschers, der Prof hatte den Pumpenmotor in unseren Schlitten gebaut, eine Kraftübertragung konstruiert und so ganz nebenbei den ersten funktionsfähigen Motorschlitten der Welt erfunden, Motorkraft ist stärker als Huskypower, bald sahen wir Skinflints Schlitten vor uns, zuerst nur als kleinen schwarzen Punkt, dann wurde er größer, immer größer, der Gletscher lief aus, vor uns lag eine Goldgräbersiedlung, wir fuhren fast gleichzeitig ein und hielten nebeneinander, Superintendant Steel sprang aus dem Schlitten.
Steel: Jeremiah Skinflint, Miss Caprice, ich verhafte sie im Namen der Königin.
Goldgräber: Langsam Freund, langsam, ihre Königin hat hier gar nichts zu sagen, sie auch nicht, sehen sie mal nach oben, die Fahne, das gute alte Sternenbanner.
Skinflint: Hipphipphurra, wir sind auf amerikanischem Boden, tut mir leid, meine Herren, wo sie sich so große Mühe gegeben haben, aber so ist das Leben.
Caprice: Angenehme Heimreise.
Goldgräber: Und zwar möglichst bald, sonst helfen wir nach.
Hatch: Augenblick Landsleute, ich bin amerikanischer Bürger und ich habe euch was zu sagen, dieser Typ der so unverschämt grinst, ist der Bankier Skinflint aus Dawson City und auf seinem Schlitten hat er eine runde Million in Gold und Scheinen, das hat er alles euren Kollegen in Dawson geklaut zusammen mit seiner Freundin.
Goldgräber: Stimmt das.
Steel: Jedes Wort.
Goldgräber: Dann sieht die Sache anders aus, wir sind hier nämlich sehr für Recht und Ordnung, he Kumpels, kommt mal her, hier ist eine Kleinigkeit zu erledigen.
Hatch: Es ging alles sehr schnell, eine halbe Stunde später hing Sklinflint am Fahnenmast.
vanDusen: Ein recht summarisches Verfahren.
Goldgräber: Das Gesetz der Grenze, Freund.
Hatch: Und Mrs Caprice, wollt ihr die etwa auch aufhängen.
Goldgräber: Aber woher Freund, wir sind Kavaliere, die Lady bleibt hier, lebenslänglich und macht sich nützlich, kochen, waschen und was noch so anfällt.
Caprice: Gotteswillen nur das nicht, lieber zurück nach Dawson, lieber ins Gefängnis, bitte meine Herren, helfen sie mir.
Hatch: Können wir das zulassen, Prof.
vanDusen: Wohl kaum, mein lieber Hatch, hören sie, Freund.
Hatch: Als wir im Motorschlitten nach Dawson City zurückfuhren, waren wir zu viert, van Dusen, ich, Superintendant Steel und Miss Caprice, der Prof hatte es geschafft, aber zu welchem Preis.
Steel: Eine Million, kein Mensch ist 1 Million Dollar wert.
vanDusen: Oh sagen sie das nicht.
Steel: Schon gar nicht dieses Tingeltangelflittchen.
Caprice: Sie sind aber nicht sehr galant.
Steel: Außerdem Prof, sie hatten gar nicht das Recht über Skinflints Beute zu verfügen.
vanDusen: Verehrter Superintendent, ich habe nicht wie sie zu implizieren scheinen Miss Caprice für 1 Mio Dollar eingehandelt, ich habe lediglich zugestanden, daß die Beute bis zur endgültigen juristischen Klärung in der treuhänderischen Obhut der Herren Goldgräber verbleibt.
Steel: Glauben sie denn im Ernst, daß wir davon noch was wiedersehen, keinen Dollarschein, Prof, kein einziges Körnchen Gold.
vanDusen: Vorsicht da ist eine Eisspalte, halten sie sich fest.
Hatch: Damit sollte er rechtbehalten, der gute Superintendant, als im Sommer eine kanadisch-amerikanische Kommission das Goldgräberlager aufsuchte, fand sie es leer vor, die Insassen waren verschwunden und mit ihnen Skinflints Millionen, soweit ich weiß, streiten Kanada und die USA sich noch heute um den Inhalt des Panzerschranks, wie sagte doch Skinflint, so ist das Leben.
Professor van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Jeremiah Skinflint, Bankier: Helmut Ahner
Sam Steel von den Mounties: Helmut Krauss
Mr. Smith alias Frank Clancy: Wolfgang Condrus
Mr. Jones alias Elmer Clancy: Erwin Schastok
Miss Caprice, Künstlerin: Kerstin Sanders-Dornseif
Chefredakteur des Daily New Yorker: Eric Vaessen
Walker, ein Mountie: Hubertus Bengsch
1. Goldgräber: Till Hagen
2. Goldgräber: Norbert Schwarz
Matrose: Norbert Schwarz
Hörspielfan
15. Juli 2025
Michael Koser: Prof. van Dusen und die 7 Detektive (RIAS 1988)
Hatch: Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday Professor…
vanDusen: Ich wäre Ihnen sehr verbunden, mein lieber Hatch, wenn Sie Ihren Gesang einstellten.
Hatch: Aber Prof, was haben Sie denn dagegen, daß ich ein bißchen singe, um mir Mut zu machen.
vanDusen: Wenn die Musik Ihnen als moralisches Tonikum unentbehrlich ist, so tun Sie mir doch wenigstens den Gefallen, ein anderes Lied zu wählen, ich habe nicht Geburtstag und ich.
Hatch: Aber gleich Prof, es ist zehn vor zwölf, seien Sie nicht so pingelig.
vanDusen: Und vor allem lege ich nicht den mindesten Wert auf die Anerkennung oder gar feierliche Begehung der jährlichen Wiederkehr eines lediglich vom Zufall bestimmten Datums wie es die Geburt eines Menschen darstellt und sei dieser auch eine so eminente Persönlichkeit wie ich, daß ich meinen Geburtstag weder selbst zu feiern noch von anderen feiern zu lassen gedenke, dies mein lieber Hatch sollten sie nun wirklich wissen.
Hatch: Und ob ich das wußte, weil Prof van Dusen ein so gewaltiger Geburtstags-muffel war, mußten wir ja Nachts bei Unwetter und klirrender Kälte durch die unwegsamen Felsen der Sierra Nevada irren, aber da sollte ich wohl ein bißchen ausführlicher erklären. In der zweiten Januarhälfte des Jahres 1906 hatten wir, der Prof und ich, unsere Weltreise beendet und waren in San Francisco gelandet, van Dusen hatte sich gleich in seine wissenschaftlichen Forschungen verkrochen, nur zweimal war er daraus aufgetaucht, Mitte Februar um mich vor dem Irrenhaus zu retten siehe Fall Hatch und etwa 10 Tage später, um Dampf abzulassen.
vanDusen: Haben sie die heutige Ausgabe des San Francisco Examiner schon gelesen.
Hatch: Nein steht was Interessantes drin.
vanDusen: Das kann man wohl sagen, Seite 3 unten.
Hatch: Bürgermeister eröffnet Schule, Großfeuer, ah hier, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren wird Prof van Dusen der bekanntlich zurzeit in unseren Mauern weilt, in kürze, nämlich am 2. März seinen 60 Geburtstag begehen, Prof van Dusen, einer der größten Wissenschaftler unserer Zeit und auch als Amateurdetektiv von bedeutendem Ruf.
vanDusen: Kriminologe muß es heißen.
Hatch: Kann an diesem seinem Jubeltag Ehrungen in der Qualität und Quantität erwarten, wie sie seiner herausragenden Persönlichkeit.
vanDusen: Und so weiter, sie wissen was das bedeutet.
Hatch: Aber ja, in aller Früh ein Ständchen der freiwilligen Feuerwehr, Telegramme, Besuche und Reden, Reden, Reden.
vanDusen: Ach, es ist entsetzlich.
Hatch: Dafür müssen sie doch Verständnis haben.
vanDusen: Derartiges war mir schon immer ein Gräuel und ist es ganz besonders zum jetzigen Zeitpunkt, da ich von meinen aktuellen Forschungen voll und ganz in Anspruch genommen bin.
Hatch: Am besten verschwinden sie für ein paar Tage aus San Francisco, die Frage ist nur wohin.
vanDusen: Eine Frage, welche bereits beantwortet ist.
Hatch: Wieso.
vanDusen: Wie es der Zufall will, erhielt ich heute Morgen dieses Schreiben.
Hatch: Von wem.
vanDusen: Von einem alten bekannten, Mr Thomas Alva Edison.
Hatch: Sieh an, und was schreibt er.
vanDusen: Hören sie, sehr verehrter Prof van Dusen hochgeschätzter Kollege und Freund, ein wenig sehr vertraulich, finden sie nicht.
Hatch: Naja.
VanDusen: Oft habe ich mit Freude und Dankbarkeit an unser denkwürdiges Zusammentreffen im Canyon Delware zurückgedacht, an gemeinsam durchlebte Gefahren und an unsere Rettung, die wir großenteils ihrer Ingenuität verdanken, großenteils, der unmittelbare Anlaß meines Schreibens ist dieser, bereits vor geraumer Zeit habe ich das bekannte in der wildromantischen Landschaft des Yosemite Nationalparks gelegene Hotel Wawona ab 1. März exklusiv gemietet, um ungestört in winterlicher Einsamkeit erfinderisch zu wirken, nun sehe ich mich jedoch bis etwa mitte März anderweitig unaufschiebbar beschäftigt und erlaube mir daher ihnen besagtes Hotel als Refugium zu offerieren, sehr aufmerksam von Edison und hoch willkommen obendrein, sie erreichen das Hotel auf folgende weise.
Hatch: So kam es daß wir am Abend des 1. März im kleinen Ort Raymond am Fuß der Sierra Nevada aus dem Zug stiegen, der uns aus San Francisco hierher gebracht hatte, über Stockton, Merced und Berenda, Raymond war die Endstation, von hier ging es anders weiter und daß es weiterging dafür war gesorgt vor dem Bahnhof wartete ein Chauffeur mit einem Automobil, einem Pope Toledo. Wir fuhren nach Westen in die Berge, die Straße stieg immer mehr an, es wurde immer kälter, van Dusen saß zurückgelehnt, in Gedanken, abwesend, ich hatte ja keine Ahnung, was für eine Last auf seiner Seele lag, seine gewaltige Erfindung, die Nachstellungen des hinterhältigen Rüstungsindustriellen Cesselman, sie kennen ja die Hintergründe, und sie wissen, zu welch tragischem Ende sie im April führen sollten, Wind kam auf, es fing an zu schneien, plötzlich blieb der Wagen stehen.
vanDusen: Was ist, warum gehts nicht weiter.
Butler: Tut mir leid, Sir, die Straße ist zu steil, zu glatt durch den Schnee, der Wagen macht nicht mehr mit, dürfte ich die Herren vielleicht bitten kurz auszusteigen und ein bißchen zu schieben, wenn das nicht zu viel verlangt ist.
Hatch: Hören sie mal, ist das wirklich nötig, so schlimm sieht die Straße nicht aus, ich bin selbst Automobilist.
vanDusen: Hatch, der Mann kennt den Wagen und die Strecke, folgen sie seiner Anregung.
Hatch: OK Prof und jetzt hau ruck.
Butler: Vielen Dank meine Herren.
Hatch: He, halt, kommen Sie zurück, halt.
vanDusen: Lassen sie das fruchtlose Geschrei, sparen sie die Kraft ihrer Lungen, sie werden sie brauchen.
Hatch: Was sagen sie dazu Prof, setzt der Kerl uns hier einfach aus, mitten in der Wildnis, was sollen wir denn jetzt machen.
vanDusen: Laufen, mein lieber Hatch, laufen.
Hatch: Wir liefen, über Stock und Stein, durch Busch und Wald, und wir stiegen durch Felsen, Gletscher und Schneefelder. Das Wetter wurde zum Unwetter, dann zum Schneesturm oder Blizzard wie der Fachmann sagt. Wir verloren den Weg, wußten nicht mehr wo wir waren und stapften eigentlich nur noch voran um nicht zu erfrieren.
Hatch: Ah das ist ja schlimmer als damals in Alaska. 12 Uhr, Mitternacht, 2. März, ihr Geburtstag Prof.
vanDusen Ich wäre ihnen äußerst dankbar, wenn sie den Tag meiner Geburt in Zukunft unerwähnt lassen würden.
Hatch: Moment mal wo schlägt denn mitten in der Wildnis in der Sierra Nevada eine Turmuhr.
vanDusen: Dort oben, auf jenem hohen Felsen.
Hatch: Und da brennt ja auch ein Licht, da oben muß ein Haus sein.
vanDusen: So scheint es, möglicherweise eine Jagdhütte, auf jeden Fall werden wir dort Obdach finden, kommen sie.
Hatch: Über einen steilen Pfad kraxelten wir auf das Licht zu und allmählich trat unser Ziel aus Schatten und dunkler Nacht, das war keine Jagdhütte, das war ein fantastisches Gebilde aus Mauern, Zacken, Zinnen und Türmen, eine Burg, eine richtige Burg, die aussah wie.
vanDusen: Wie Draculas Schloß in Transsylvanien.
Hatch: Ich dachte eher an Burg Glenmore oder die Mafiavilla Palermo oder Urganza in den Pyrenäen.
vanDusen: Ergehen sie sich nicht in unergiebigen Reminiszenzen, ziehen sie lieber die Torglocke.
Hatch: Machen wir. Schon nach wenigen Sekunden näherten sich gemessene Schritte, das Tor knarrte auf und dahinter erschien ein untadeliger Butler in gestreifter Weste und Schwalbenschwanz, und mit einer formvollendeten Verbeugung direkt aus dem höheren Lehrbuch für Butler und Kammerdiener von Reginald Geves, ansonsten hatte er eine verdächtige Ähnlichkeit mit dem Chauffeur, der uns sitzen gelassen hatte.
Butler: Treten Sie näher, meine Herren, sie werden erwartet.
Hatch: Erwartet.
Butler: Gewiß, sie sind doch Prof van Dusen und Mr Hatch.
Hatch: Ja aber.
Butler: Bitte folgen Sie mir.
Hatch: Das war wieder so eine mysteriöse Sache, eine richtige Hintertreppen-geschichte, der Prof zieht so etwas an, hätte ich geahnt, wie hintertreppig der Fall werden sollte, wäre ich gerannt, in die Wälder, in die Berge, ganz egal wohin, nur nicht in die Burg. Aber Hutchinson Hatch ist kein Hellseher, der Prof war offensichtlich nicht in Form und so folgten wir dem Butler durch einen kleinen Gang über einen Innenhof, vorbei an einem Brunnen, wieder durch einen Gang, bis zu einer geschnitzten Tür, der Butler öffnete beide Flügel weit und trat vor.
Butler: Ladies und Gentleman, Prof Augustus van Dusen, Mr. H. Hatch.
Prendergast: Oh aha, endlich unser Ehrengast ist erschienen, meine Dame, meine Herren ich darf also bitten, drei vier, happy birthday to you…van Dusen happy birthday to you, hahaha.
vanDusen: Was soll das bedeuten.
Prendergast: Eine Überraschung, verehrter Prof, Ihnen zu ehren und deshalb bin ich ganz besonders froh daß sie doch noch eingetroffen sind, Sie und natürlich auch Mr Hatch, treten Sie näher, meine Herren, Brimstome.
Butler: Madame befehlen.
Prendergast: Geleiten Sie die Herren zu ihren Plätzen.
Butler: Sehr wohl, Madame, folgen Sie mir bitte.
Prendergast: Meine übrigen Gäste dürften Sie kennen, Prof, Madame Maigret, private Detektivin aus Paris.
Maigret: Ich freue mich sehr Prof.
vanDusen: Ganz meinerseits Madame, wie geht es dem kleinen Jö.
Hatch: Mordfall Manulesco in Monte Carlo und die kuriose Affäre um die Rose von Kairo.
Prendergast: Mr. Sherlock Holmes.
Holmes: Ja Prof.
Hatch: Van Dusens Konkurrent beim großen Wettbewerb der Detektive 1903 in England.
Prendergast: Kommissär Gallimard.
Gallimard: Der Profi von der Surete na wie läufts denn so sie alter Amateur samas he
Hatch: Eins zwei, eins zwei, siehe den rätselhaften Korb der Venus von Milo.
Prendergast: Kommissar Möllhausen Berlin.
Möllhausen: Von Möllhausen ist mir eine kolossale Ehre sie wiederzusehen Herr Prof
Hatch: Laterna Magica Mord, Millionenraub aus dem Juliusturm.
Prendergast: Chefinspektor Smiley von Scotland Yard.
Smiley: How do you do Prof.
Hatch: Ballonexplosion über dem schottischen Hochland, diverse Fälle in London, die Sache bei Madame Tussauds zum Beispiel oder der mysteriöse Mord im Chinesenviertel.
Prendergast: Detective Sergeant Caruso, NewYork.
Caruso: Hi Prof, Leben noch frisch alles ok.
Hatch: Bestens Caruso.
Caruso: Sie hab ich nicht gefragt Mr Hatch.
Hatch: Gaslichtmordfall, Leichenräuber, Vampir von Brooklyn, Massaker im Zirkus Barnum und Bailey usw usw, sechs alte Bekannte, Polizisten und Privatdetektive aus aller Welt, Mitarbeiter und Konkurrenten des Prof, vorzugsweise Konkurrenten, noch dazu blamierte, und die hatten sich hier zusammengefunden in einer seltsamen Burg in der Sierra Nevada, um van Dusen zum Geburtstag zu gratulieren, merkwürdig, äußerst merkwürdig.
Hatch: Die wilden Dillawaren versammeln sich in Scharen.
vanDusen: Bitte.
Hatch: Nur eine Reminiszenz Prof, unwichtig.
Prendergast: Brimstone, bedienen Sie die Herrschaften.
Butler: Sehr wohl, Madame.
Prendergast: Ich bin übrigens Mrs Prendergast, mein erster Mann, der selige Mr Falcon, war Millionär und fasziniert vom finsteren Mittelalter, deshalb hat er sich diese Burg gebaut und auf den Namen Falcon Crest getauft, jetzt gehört sie mir, und meinem zweiten Mann, Mr Prendergast, er sollte eigentlich hier sein, um die mystische Zahl von 7 Detektiven vollzumachen, doch ist er leider in Sacramento aufgehalten worden, ihn kennen Sie ja wohl auch noch.
Hatch: Prendergast, weiland Schiffsdetektiv auf der Columbia, auch einer der vom Prof blamierten, vielleicht erinnern sie sich noch an die Affäre um die schwarzen Perlen der Kali, die Sache kam mir immer merkwürdiger vor, was wurde hier gespielt.
Prendergast: Der Zufall, werter Prof, Mr Hatch, nur der Zufall hat uns an diesem Orte zusammengeführt und als wir in Erfahrung brachten, sie, der von uns allen so gesch-ätzte so verehrte Prof van Dusen feiert nun heute am 2. März ihren 60. Geburtstag.
vanDusen: Dann gehe ich wohl nicht fehl in der Annahme daß Sie, Mrs Prendergast, mich hierhergelockt haben, Sie haben die Nachricht von meinem bevorstehenden Geburtstag in San Francisco verbreitet, Sie haben den angeblich von Mr Edison stammenden Brief verfaßt, ihr Chauffeur und Butler hat uns in Raymond erwartet.
Prendergast: Bitte Prof, diese unwichtigen Details haben doch sicher Zeit bis morgen, sie sind durchgefroren, müde, hungrig, greifen sie zu und feiern Sie, wenn schon nicht ihren Geburtstag, so doch das Wiedersehen mit den alten Freunden, die das Geschick ihnen in den Weg geführt hat. Jawohl.
Hatch: Eine schöne, eine wahrhaft herzerhebende Feier, abgesehen von ein paar freundlichen Worten zu Madame Maigret, für die er immer ein kleine Schwäche gehabt hatte, blieb der Prof stumm wie ein Fisch, Sherlock Holmes und Caruso guckten grimmig, ersterer auf van Dusen, letzterer auf meine Wenigkeit, er hatte mich ja nie ausstehen können der gute Detective Sergeant, alle schwiegen nur Mrs Predergast plauderte munter fürbaß.
Prendergast: Warum so schweigsam Prof beschäftigt Sie womöglich ein geheimnis-voller Fall oder eine epochale Erfindung, vielleicht fehlt Ihnen ja nur ein wenig Tafel-musik, bedauerlicherweise sind wir darauf nicht eingerichtet, Dudelsackkonzerte a la McMurdock können wir ihnen nicht bieten und essen tun sie auch nicht Prof, wünsch-en Sie ein anderes Menü, sollten wir den wackeren Caruso bitten Ihnen eine Portion Spaghetti zu servieren, sie sind alle so still, meine Herrschaften, hat denn niemand Lust zur Unterhaltung beizutragen, vielleicht sie Kommissar von Möllhausen.
Hatch: Und der ließ sich auch nicht lange bitten und gab die spannende Geschichte von der blutigen Botschaft zum besten, allerdings brachte er sie nicht zu Ende, es kam was dazwischen.
Möllhausen: Da standen wir also hoch auf der Zitadelle im schönen Spandau und plötzlich sahen wir einen Ballon, jawohl meine Herrschaften einen Ballon und da sagte ich zu Prof van Dusen, oh.
Prendergast: Entschuldigen Sie Herr Kommissar ich habe Sie nicht verstanden, was sagten Sie.
Möllhausen: Oh.
Holmes: Tot, oder was meinen Sie, Chefinspektor.
Smiley: Kein Zweifel, Mr Holmes, Kommissar von Möllhausen ist tot, allem Anschein nach vergiftet.
Prendergast: Oh wie schade, wo er gerade so schön am erzählen war, Brimston.
Butler: Madame.
Prendergast: Schaffen Sie ihn nach draußen.
Butler: Sehr wohl, Madame.
Hatch: Butler Brimstone, ein kräftiges Kerlchen, brach sich den reglosen Kommissar über die Schulter und trug ihn ohne Mühe aus dem Saal und das seltsame Dinner ging weiter, als ob nichts vorgefallen sei, war ich in einen Alptraum geraten, ich kniff mich kräftig, aber ich wachte nicht auf und van Dusen tat nichts, doch er legte die Serviette hin und stand auf.
vanDusen: Mrs Prendergast, meine Herrschaften, sie entschuldigen uns, wir hatten eine lange, sehr ermüdende Anreise.
Prendergast: Sie wünschen sich zurückzuziehen, Prof.
vanDusen: So ist es, Madame.
Hatch: Aber Prof, eben hat man Möllhausen vergiftet und Sie gehen seelenruhig ins Bett.
Prendergast: Geleiten Sie die Herren auf ihr Zimmer, Brimstone.
Butler: Sehr wohl Madame.
Hatch: Unser Zimmer lag im zweiten Stock und bestand hauptsächlich aus zwei Himmelbetten und einem Kamin, in dem ein müdes Feuerchen knisterte, an den Wänden hingen ein paar Portraits von abgrund tiefer Scheußlichkeit und zwei gekreuzte Säbel, das wars, abgesehen von unseren Koffern, die mitten im Raum standen, unsere Koffer, die waren doch im Automobil geblieben.
Butler: Sie haben sich eingefunden meine Herren, wünsche angenehme Ruhe.
Hatch: Ich verstehe Sie wirklich nicht, Prof hier ist doch alles oberfaul und Sie.
vanDusen: Mein lieber Hatch, bevor sie sich weiter echauffieren oder aufspulen, wie man sich wohl in ihren Kreisen ausdrückt, lesen Sie dies.
Hatch: Lieber Prof, bleiben Sie ruhig was auch geschieht werde ihnen später alles erklären ihre Madame Maigret.
vanDusen: Unsere alte Freundin hat mir den Zettel unter dem Tisch in die Hosentasche praktiziert.
Hatch: Ja und was soll das heißen.
vanDusen: Mein lieber Hatch, auch ohne diese uns zugespielte Information sollte selbst Ihnen klar sein, daß alle die rätselhaften Dinge, welche uns auf dem Weg hierher und dann in dieser Burg zugestoßen sind, zu einem Spiel gehören, zu einer, wenn sie so wollen kalkulierten Inszenierung, deren Publikum allem Anschein nach wir beide zu bilden haben.
Hatch: Aber Möllhausen, der ist doch tot.
vanDusen: Keineswegs mein lieber Hatch, der Kommissar hat die Leiche lediglich gespielt, nicht eben brillant wie ich mich hinzuzufügen genötigt sehe, trotz seiner großen kriminologischen Erfahrung.
Hatch: Wenn sie das sagen Prof, ja und was sollen wir jetzt tun.
vanDusen: Da wir uns den auf uns gezielten dummen Streichen vorerst wohl kaum entziehen können, bleibt uns nichts anders übrig als sie weiterhin mit Nichtachtung zu strafen und sie abzuwettern wenn sie mir den nautischen Terminus technicus gestatten, ich rate Ihnen jedoch sich nicht zu entkleiden und soweit ihnen das möglich ist wach und wachsam zu bleiben.
Hatch: Damit holte der Prof seelenruhig Papier und Bleistift aus der Tasche, er kann eben immer und überall arbeiten, ich döste ein bißchen vor mich hin, manchmal glaubte ich draußen Schritte zu hören oder ich hatte das Gefühl die Vorhänge bewegten sich (Kikeriki). Plötzlich wurde ich hellwach.
Smiley: Aaah.
Hatch: Was war das?
vanDusen: Was schon, mein lieber Hatch, ein Schrei.
Hatch: Hört sich aber gar nicht gut an Prof, richtig kriminologisch, Prof.
vanDusen: Ja.
Hatch: Es hat geklopft.
vanDusen: Das ist mir nicht entgangen, öffnen Sie die Tür.
Smiley: Prof van Dusen, machen Sie auf.
Hatch: Meinen Sie wirklich Prof, wer weiß was das ist, vielleicht gibts hier ein Burggespenst.
Smiley: Aufmachen Prof schnell.
vanDusen: Ihr Burggespenst mein lieber Hatch ist Chefinspektor Smiley, nun öffnen Sie doch schon.
Smiley: Ich muß Ihnen was sagen, Prof, was wichtiges dringend, Möllhausen ist tot, wirklich tot obwohl das gar nicht geplant war und dahinter steckt ah…
Hatch: Ein Pfeil, Prof er hat einen Pfeil im Rücken.
vanDusen: Smiley ist tot.
Hatch: Sehen Sie mal Prof, am Pfeil hängt ein Zettel.
vanDusen: So ist es, mein lieber Hatch, folgen Sie dem Klang der Totenglocke.
Hatch: Was für eine Totenglocke, Prof, das ist kein Spiel mehr.
vanDusen: Mein lieber Hatch, sie haben recht die Situation hat sich grundlegend gewandelt, sie führen ihre elektrische Handlampe mit sich.
Hatch: Ja hier ist sie.
vanDusen: Auch ihren Revolver.
Hatch: Leider nicht, ich konnte ja nicht ahnen, daß wir ihn brauchen aber warten sie, ich hole mir einen Säbel von der Wand, besser als nichts, so Hutchinson Hatch ist zu allem bereit.
vanDusen: Sehr gut, mein lieber Hatch kommen Sie.
Hatch: Wohin Prof.
vanDusen: Wir folgen der Empfehlung unseres anonymen Korrespondenten und gehen dem Klang der Glocke nach.
Hatch: Die Morgendämmerung war schon angebrochen, als wir den Hof betraten und wir konnten die Anlage der Burg gut erkennen, ein Gebäudeviereck um einen Innenhof, an den Ecken Türme, drei kleine und ein hoher, an die 40-50 m, nichts zu sehen, nichts zu hören, bis auf das enervierende Gebimmel, das offenbar aus einem der kleinen Türme kam, in der Mauer darunter war eine Tür, ich klemmte den Säbel unter den Arm und drückte auf die Klinke, in diesem Augenblick wurde es still.
Hatch: Das Bimmeln hat aufgehört, Prof.
vanDusen: Halten Sie mich für taub, machen sie die Tür auf.
Hatch: Schwerer Brocken, oh Gott Prof, da drin hängt einer, am Glockenseil.
vanDusen: Anscheinend halten sie mich auch für blind, leuchten sie mir, es ist Kommissar von Möllhausen, und diesmal ohne jeden Zweifel tot.
Hatch: Kein Wunder, erst vergiften, dann aufhängen, das hält der stärkste Mann nicht aus.
vanDusen: Haben Sie die Güte, die Absonderungen weiterer Geschmacklosigkeiten zu unterlassen und stattdessen den Raum mit ihrer Lampe auszuleuchten, vor allem diese Ecke, ja dort.
Hatch: Prof, da steht eine Guillotine.
vanDusen: Wie recht sie schon wieder haben, mein lieber Hatch.
Hatch: Und auf dem Brett da liegt einer, angeschnallt.
vanDusen: Auch diese ihrer Feststellung trifft präzis ins Schwarze, lassen sie sehen, um wen es sich handelt.
Hatch: Es war Monsieur Gallimard, der zackige Kommissar von der Pariser Surete, jetzt war er gar nicht zackig, er war ganz still, weil er nämlich den Kopf verloren hatte, der lag vor ihm in einem Korb, in ganz kurzer Zeit drei Detektive tot, ermordet, Wahnsinn, und der Wahnsinn war anscheinend noch nicht zu Ende.
Maigret: Hilfe, hilfe.
vanDusen: Kommen sie, Hatch.
Hatch: Hört sich an wie Madame Maigret, wo steckt sie.
vanDusen: Hier, im Brunnen, hallo, Madame Maigret.
Maigret: Prof.
vanDusen: Kann ich etwas für sie tun.
Maigret: Ein Glück, das sie gekommen sind, retten sie mich, ich bin gefesselt, das Wasser steigt.
vanDusen: Halten sie noch einige wenige Augenblicke durch, Madame, Hatch, Errettung aus einem Brunnenschacht gehört fraglos zu den Aufgaben eines kriminologischen Assistenten, setzen sie sich in den Eimer, ich werde sie mittels der Winde nach unten befördern.
Hatch: Der armen Madame Maigret reichte das Wasser schon bis zur Taille, ich verlor keine Zeit und sägte mit dem Säbel an ihren Fesseln, als sich plötzlich oben am Brunenrand ein Getümmel erhob, ehe ich ihn festhalten konnte, wurde der Eimer hochgenudelt, er kam aber gleich wieder runter, sehr schnell, mit dem abgeschnittenen Seil und mit einem Passagier.
Hatch: Der Prof, er ist doch nicht tot.
Maigret: Nur bewußtlos, das kalte Wasser wird ihn schnell wieder zu sich bringen, Prof, Prof van Dusen, wie fühlen Sie sich.
vanDusen: Danke Madame den Umständen entsprechend, jemand hat mir einen Schlag auf den Hinterkopf versetzt.
Hatch: Wer.
vanDusen: Verschonen Sie mich mit sinnlosen Fragen die ich ihnen nicht beantworten kann, lassen sie mich nachdenken und schalten sie die Lampe ein, so Wassertiefe bis dato, Durchmesser des Brunnens in etwa, dazu die fundiert geschätzte Steiggeschwindigkeit, Madame, mein lieber Hatch, uns bleibt noch eine gute Stunde bis das Wasser eine unser Leben gefährdende Höhe erreicht haben wird, nutzen wir diese Zeit, ziehen wir a Bilanz und schmieden wir b Pläne, ans Werk.
Hatch: Der Prof war wieder ganz der alte, nicht mehr trübe, abwesend, desinteressiert, sondern energisch, optimistisch, voller Elan, wozu ein Schlag auf den Schädel doch manchmal gut sein kann.
vanDusen: Hatch.
Hatch: Prof.
vanDusen: Zuerst zu ihnen, Madame Maigret, was steckt hinter der ungewöhnlichen Detektivansammlung, berichten sie, präzise detailliert.
Hatch: Und von Anfang an.
Maigret: Gern, Prof, aber ich weiß nicht alles.
vanDusen: Dafür Madame haben sie ja Prof van Dusen, bitte.
Maigret: Von Anfang an, sagten sie, Mr Hatch, nun angefangen hat die Sache im vergangenen Jahr um die Weihnachtszeit, da bekam ich einen Brief aus Amerika, von einem Mr Prendergast, er stellte sich vor als Ex Schiffsdetektiv auf der Atlantikroute, doch diese Beschäftigung gehört nun der Vergangenheit an, ich habe geheiratet und bin so Besitzer nicht nur eines Schloßes in Kalifornien geworden, sondern auch einiger Dollarmillionen, ein Teil dieses Vermögens will ich dazu benutzen, mir einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen, sie kennen Prof van Dusen, die Denkmaschine, sie haben wie ich mit ihm zutun gehabt und ich bin sicher daß sie wie ich sich nichts schöneres vorstellen können als den großen Kriminologen einmal so richtig aufs Glatteis zu führen, sollten sie dem zustimmen und bereit sein, mir dabei zu helfen, so lassen sie es mich kurz wissen, ich werde ich ihnen dann die notwendigen Mittel für eine Reise nach San Franscisco zukommen lassen, wo wir alles nähere besprechen werden und verbleibe. Ich bin nach San Francisco gefahren, nicht um sie aufs Glatteis zu führen.
vanDusen: Das höre ich mit Freuden Madame.
Maigret: Ich hatte gerade nichts besseres vor und ich war neugierig, ich wollte erfahren, was dieser Prendergast gegen sie ausheckte, um sie notfalls zu warnen, vor einer Woche bin ich in San Francisco angekommen, ich stieg weisungsgemäß im Farmont Hotel ab und hier traf ich am nächsten Abend Prendergast und die anderen fünf, Gallimard, Möllhausen, Smiley, Caruso und Holmes.
Prendergast: Leider hatten einige ihrer Kollegen mit denen ich ebenfalls in Kontakt trat, keine Zeit oder kein Interesse, Inspector Boggles aus Singapur etwa, Sheriff Burp, Superintendent Boomer, Sam Steel von den Mounties, Kommissar Bidet, Kriminalpolizeioberrat van Blümchen, die Inspectoren Lecoq und Poubelle etc etc, nun wir sind 7, 7 Detektive, eine durchaus hinreichende, eine sinnvolle Zahl für eine anti van Dusen Koalition.
Gallimard: Sie reden zu viel, Monsieur Prendergast, auf marsch marsch, das ist mein Motto.
Möllhausen: Immer feste druff, wie seine kaiserliche Majestät so feinsinnig zu bemerken pflegen.
Maigret: Aber Monsieur.
Smiley: Kurz, was haben sie uns vorzuschlagen, Prendergast.
Prendergast: Hören sie zu, Madame, meine Herren, am 2. März hat der Prof Geburtstag, den 60, wir locken ihn in meine Burg.
Holmes: Auf welche Weise. Ja wie denn.
Prendergast: Warten sie nur ab meine Herren und wenn er erstmal dort ist dann haha.
Maigret: Dann sollte ihnen Prof ein kriminologische Schauerstück vorgespielt werden, wir alle würden ermordet, auf möglichst biazare Art und Weise, einer nach dem anderen, wie im Lied von den zehn kleinen Negerlein, wissen sie.
vanDusen: Nein ich weiß es nicht, Madame, volkstümliche Lyrik gehört nicht zu meinen vorrangigen Interessen.
Hatch: Das Lied geht so, Prof, zehn kleine Negerlein, die gingen mal ins Heu.
vanDusen: Schweigen Sie Hatch und sie Madame haben die Güte fortzufahren.
Maigret: Angesichts der mysteriösen Morde wären sie Prof völlig rat- und hilflos, meinte Predergast.
vanDusen: Meinte er, soso.
Maigret: Und schließlich würden wir alle aus unserem Versteck auftauchen, lebendig natürlich und sie auslachen, so wars geplant.
vanDusen: Doch es kam anders, aus dem alberen Spiel wurde tödlicher Ernst, Smiley, Möllhausen und Gallimard sind tot, wir drei befinden uns in größter Gefahr.
Hatch: Und was ist mit Caruso und mit Sherlock Holmes.
vanDusen: Das ist im Augenblick nicht von Belang, sie erwähnten, Madame, der angebliche Prendergast habe mit heiserer Stimme gesprochen.
Maigret: Fast tonlos, er sei erkältet, hat er behauptet.
vanDusen: Aha, der Fall ist klar.
Maigret: Sie wissen Bescheid, Prof.
vanDusen: Ja Madame.
Maigret: Sie kennen den wirklichen Hintermann.
vanDusen: Nur daß es nicht um einen Hintermann handelt, vielmehr verzeihen sie das ungelenke Wortspiel, um eine Hinterfrau, unser Gegner ist das Phantom.
Prendergast: Das Phantom, alias Mr Prendergast, alias Mrs Prendergast, bravo Prof.
Hatch: Das Phantom, die größte Verbrecherin unserer Zeit, die alles maskieren und verbergen konnte, ihr Geschlecht, ihr Aussehen, ihren Charakter, viermal hatte sie mit van Dusen die Klingen gekreuzt, in Biarritz und Berlin, am schwarzen Meer und in Kairo, viermal war sie entlarvt und besiegt worden.
Prendergast: Bravo Prof, brillant wie immer, leider zu spät, sie haben mich nicht erkannt, sie konnten mich nicht erkennen, ich hab mir ein neues Gesicht schneidern lassen, übrigens durch ihren Bruder Tiberuis, jetzt sitzen sie da wo ich sie seit unserem ersten Zusammentreffen haben wollte, in der Fall, in spätestens eine halben Stunde werden die Wasser über ihrem genialen Schädel zusammenschlagen und mit ihn müssen neben Mr Hatch natürlich 6 kleinere kriminologische Lichter dran glauben, 7 wenn ich den guten Prendergast mitzähle, den ich schon vor Monaten aus dem Weg geräumt habe, damit er meinen wunderschönen Plan nicht stört, daß sie zusammen mit Madame Maigret aus der Welt scheiden, Prof, das freut mich ganz besonders, denn mit dieser Dame habe ich, sie wissen es, ein spezielles Hühnchen zu rupfen wegen der Affäre um die Rose von Kairo, genug geplaudert, Brimstone.
Butler: Chefin.
Prendergast: Du bleibst in der Nähe, guckst ab und zu über den Rand, und wenn sie am ersaufen sind, rufst du mich, das Schauspiel will ich mir nicht entgehen lassen, hahaha.
Hatch: Der Fall war klar aber hoffnungslos, Madame Maigret stand das Wasser an den Schultern, mir an den Achselhöhlen, dem Prof reichte es sogar schon bis ans Kinn, aber er verlor weder Mut noch Kombinationsgabe, er hatte eine Idee.
vanDusen: Helfen sie mir ihre Schulter zu erklimmen, mein lieber Hatch.
Hatch: Wenn sie ihr Leben dadurch ein bißchen verlängern wollen Prof.
vanDusen: Unsinn, nun heben sie mich schon hoch und richten sie den Strahl ihrer Lampe auf diese Stelle hier, sie sehen, ein kreisrundes Stück Mauerwerk, desen Färbung sich auf eklatante Weise von seiner Umgebung abhebt, so stehen sie doch still Hatch.
Hatch: Nicht gerade ein Leichtgewicht, der Prof, erstaunlich, wo er doch so klein ist, wahrscheinlich der Kopf.
vanDusen: Wenn ich an diesem in die Mauer eingelassenen Haken drehe.
Maigret: Eine Tür.
vanDusen: Ja eine Geheimtür, hinter welcher sich ein Geheimgang erstreckt, in jeder Burg welche auf sich hält pflegen sich derartige bauliche Besonderheiten zu finden, wo bleiben ihre Manieren Hatch.
Hatch: Bitte.
vanDusen: Seien sie Madame Maigret behilflich.
Hatch: Der enge Gang führte schräg nach oben und endete in einem finsteren Kellerraum, wir krochen aus dem Loch im Boden, schüttelten uns und sahen uns um, zum Glück hatte die Lampe noch immer nicht den Geist aufgegeben.
Maigret: Wo sind wir Prof.
vanDusen: Nun vergegenwärtigen wir uns den Ausgangspunkt unseres Fluchtwegs, sodann den Neigungswinkel und die Länge der zurück gelegten Stecke, setzen wir dies alles ins rechte trigonometrische Verhältnis, eine höchst simple mathematische Operation.
Hatch: 2 plus 2 ist 4.
vanDusen: So stellen wir fest, wir befinden uns in der Nordwestecke der Burg, das heißt unter dem Rundturm, welchen wir meine ich durchaus Burg- oder Bergfried nennen dürfen, auch wenn er sich nicht in der Mitte, sondern am Rande der Anlage erhebt.
Caruso: Ah.
Maigret: Was ist das.
Hatch: Vorsicht, vielleicht spukt hier doch ein Burggespenst herum.
Maigret: Das kommt aus diesem Nebenraum, mondieu, kommen sie schnell, meine Herren.
Hatch: An der Wand hingen Ketten, in einer Ecke hockte ein staubgraues Gerippe, und auf dem Boden lag Detektiv Caruso von der New Yorker Kriminalpolizei in den letzten Zügen.
Caruso: Gestoßen und gestürzt durch eine Falltür, ich machs nicht mehr lange, Mr Hatch.
Hatch: Ja Caruso.
Caruso: Schreiben sie mir einen Nachruf.
Hatch: Ja Caruso sobald ich hier raus bin.
Caruso: Aber einen schönen, ohne ihr Spitzen und ohne ohne Ironie, bitte.
Hatch: Ich versprech es Ihnen, Caruso.
Caruso: Danke danke Mr Hatch, ach.
vanDusen: Er ist tot.
Butler: Hierher, Chefin, hier sind sie.
Maigret: Hier ist eine Treppe, schnell meine Herren, nach oben.
Hatch: In Windeseile kletterten wir aus dem Keller in den Turm, 10 Stockwerke mindestens, die Treppe wurde schmaler, steiler und hörte dann ganz auf, unter einer Falltür, wir quälten uns durch und schoben innen den Riegel vor, wir waren im obersten Stockwerk in einer Art Rumpelkammer oder besser in einem kleinen Museum ala Glastonbury, altmodische Möbel standen herum, eine Ritterrüstung, und in den Ecken lagen mittelalterliche Waffen, eine Leiter führte durch eine zweite Falltür in der Decke aufs Dach, viel Zeit zum Luftholen hatten wir nicht, auf Anordnung des Prof verrammelten Madame Maigret und ich die Klappe mit allem, was sich im Zimmer fand, Schränke, Kommoden, Stühle, ein Tisch.
vanDusen: Auch die Rüstung mein lieber Hatch.
Hatch: Ayai Sir, ist die schwer.
Holmes: Seien sie so freundlich Mr Hatch die Hände von meiner Person zu lassen.
Hatch: Da steckt ja einer drin.
vanDusen: In der Tat, Mr Sherlock Holmes, wenn ich nicht irre, sie haben sich in dies ungewöhnliche Versteck geflüchtet.
Holmes: Geflüchtet, ich muß doch sehr bitten, eine vorläufige strategische Absatz-bewegung.
vanDusen: Wenn sie es so bezeichnen wollen, Mr Holmes, entsteigen Sie nun gefälligst ihrem Harnisch, gehen sie Mr Hatch zu Hand.
Holmes: Ich verbitte mir diesen Ton, Prof, Sherlock Holmes nimmt von keinem Mensch Befehle entgegen und von ihnen schon gar nicht.
vanDusen: Wie sie wünschen Mr Holmes, es steht ihnen frei, dies Domizil zu verlassen.
Holmes: Ich denke nicht daran, ich war zu erst hier.
Butler: Die Tür ist zu Chefin.
Prendergast: Dann brich sie auf, du Idiot.
Butler: In Ordnung Chefin, es geht nicht Chefin.
Prendergast: Hören Sie Prof.
vanDusen: Madame.
Prendergast: Sie haben sich verbarrikadiert, aber das wird ihnen nichts nützen, ich werde warten, bis sie aufgeben oder verhungert sind oder sich vom Dach in den Abgrund stürzen, eine andere Wahl haben sie nicht.
vanDusen: Glauben Sie, Madame Maigret, sie haben, wie ich sehe, noch immer ihre Handtasche bei sich.
Maigret: Davon trenne ich mich nie Prof.
vanDusen: Ich vermute daß sich in der Tasche unter anderem Nadel und Faden kurz alle zum Nähen benötigten Utensilien befinden.
Maigret: Ja Prof aber.
vanDusen: Sehen sie dies hier.
Maigret: Die Fenstervorhänge, ziemlich schmutzig.
vanDusen: Aber aus reiner fester Seide.
Maigret: Ah sie denken.
vanDusen: An Leonardo da Vinci.
Hatch: Leonardo da Vinci, also jetzt versteh ich gar nichts mehr.
vanDusen: Das macht nichts, helfen sie Madam beim Zuschneiden und Nähen, sie ebenfalls, Mr Holmes, sofern sie es nicht vorziehen, allein hier zurückzubleiben.
Hatch: Die Nadeln qualmten, die Finger taten uns weh, wir nähten wie wild gewordene Putzmacherinnen und das war gut so, gerade als wir fertig waren, verlor das Phantom die Geduld.
Prendergast: Das dauert mir zu lange, Brimstone.
Butler: Chefin.
Prendergast: Lauf runter zur Pulverkammer im Erdgeschoß, hol eine Stange Dynamit, wir werden die Klappe aufsprengen.
Butler: Jawohl Chefin.
vanDusen: Die Pulverkammer im Erdgeschoß richtig, ich habe sie bei unserer eiligen Passage flüchtig zur Kenntnis genommen, ausgezeichnet, das was es uns zugedacht hat, werden wir dem Phantom zurückerstatten, mit Zins und Zinseszins, wir werden dafür sorgen, daß diese Massenmörderin die gerechte Strafe für ihre zahllosen Untaten erhält und daß sie keine Gelegenheit haben wird, weitere abscheuliche Verbrechen zu begehen, Madame Maigret, meine Herren, wer von ihnen ist der treffsicherste Schütze.
Hatch: Also mich können sie streichen Prof.
Holmes: Ich Prof.
Maigret: Nichts gegen sie, Mr Holmes, aber sehen sich doch ihre Finger an, die zittern ja, ich habe eine ruhigere Hand Prof.
vanDusen: Ich stimme ihnen zu, Madame, glauben sie, daß sie mit einer Armbrust unzugehen im Stande sind.
Maigret: Viva...
vanDusen: Tre bien madame, mein lieber Hatch, ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß sie Zündhölzer bei sich tragen.
Hatch: Hab ich, Prof, ah schon wieder trocken.
vanDusen: Sehr schön, hören sie zu.
Hatch: Zehn Minuten später standen wir vier auf des Turmes Zinnen, die eigenhändig genähten Fallschirme aus roter Vorhangseide auf dem Rucken und spähten in die Tiefe, 50 m Turm und dann runde 300m steiler Felsen, schöne Aussichten, ich fühlte mich wie damals in Athen auf dem Hochseil nur womöglich noch schlimmer.
vanDusen: Wiederholen sie ihre Instruktionen Madame Maigret.
Maigret: Ich entzünde die Lunte, den mit der brennenden Lunte versehenen Armbrustbolzen werde ich beim Vorüberschweben in das von ihnen bezeichnete Fenster im Erdgeschoß schießen.
vanDusen: Exzellent Madame, und nun springen.
Maigret: Vive la France.
Holmes: God save the King.
vanDusen: 2 plus 2 gibt 4.
Hatch: Ach du dicker Pater.
Hatch: Madame schoß ins Fenster der Pulverkammer, das nehm ich jedenfalls an, wie immer in solchen unangenehmen Situationen hatte ich die Augen fest zugedrückt, wir kamen unten an, eine mittelweiche Landung, würde ich sagen, wir standen auf, rissen die Fallschirme runter und rannten so schnell wir konnten ins Gelände, weg von der Burg, die Pulverkammer flog in die Luft, wir blieben stehen und sah uns um, Feuer breitete sich aus, der Turm schwankte, in einer Fensteröffnung tauchte das Phantom auf, von Flammen eingehüllt, dann verschwand es, der Turm stürzte ein, die ganze Burg war ein Trümmerhaufen.
vanDusen: Der Götter Ende dämmert nun auf, oder auch finis phantomae und diesmal ohne jeden Zweifel endgültig.
Holmes: Ein Automobil, ein Pearce Arrow.
Hatch: Schöner Wagen, ich habe selber einen zuhause in New York.
Maigret: Das Automobil kommt näher.
Holmes: Es hält.
Futrelle: Prof van Dusen nehm ich an.
vanDusen: So ist es.
Futrelle: Happy birthday to you...
vanDusen: Nein bitte, danke danke mein bester, danke sie würden mir eine größere Freude machen wenn sie mich und meine Begleiter auf schnellstem Weg nach San Francisco brächten.
Futrelle: OK Prof steigen sie ein.
Hatch: Es war ein langer Weg zurück zur Küste, Sherlock Holmes schmollte, er mußte mit dem hinteren Klappsitz vorlieb nehmen, was ihm sehr mißfiel, unser Fahrer redete.
Futrelle: Seit gestern bin ich hinter ihnen her, Prof, ich hab sie von Raymond aus verfolgt und dann aus den Augen verloren.
Holmes: Unangenehme Situation.
Maigret: Geben Sie doch Ruhe Holmes.
Futrelle: Seitdem kreuze ich in den Bergen herum wenn das kein glücklicher Zufall ist
vanDusen: Jaja.
Futrelle: Ich will sie nämlich interviewen, zu ihrem Geburtstag, exklusiv.
Hatch: Ach, sie sind auch Journalist.
Futrelle: Bin ich, Futrelle ist mein Name, Jack Futrelle.
Hatch: Was, sie sind dieser Typ, der die Frechheit hat, mir ins Handwerk pfuschen und auch über den Professor zu schreiben.
Futrelle: Ja ich habe mir erlaubt, einige Fälle der Denkmaschine journalistisch aufzuarbeiten.
Hatch: Dann will ich ihnen mal was sagen Mr. Futrelle, in Zukunft lassen sie ihre Finger davon, Prof. van Dusen hat nur einen Chronisten und der heißt Hutchinson Hatch.
Futrelle: Aber Mr Hatch, der Prof. ist eine Figur des öffentlichen Lebens und die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf von mir.
Hatch: Außerdem haben sie keine Ahnung, was sie zum Beispiel aus dem Gaslichtmord gemacht haben, das ist alles falsch, das stimmt doch hinten und vorne nicht, Prof, warum sagen sie denn nichts.
vanDusen: Weil ich dem verbalen Wettbewerb der Schreiberlinge lausche, mein lieber Hatch, mit Interesse und äh ich muß es gestehen mit einem gewissen Amüsement, Sie mein lieber Hatch sind mein Assistent, mein Begleiter, und vor allem diejenigen Abenteuer, welche uns auf unseren ausgedehnten Reisen zustießen, können und dürfen nur sie adäquat beschreiben, doch was meine übrigen Fälle betrifft, so steht es selbstverständlich auch Mr Futrelle frei, sich an ihnen zu versuchen, Prof. DrDrDr Augustus van Dusen ist ein zu großes Thema für nur einen Biografen, möge der bessere gewinnen.
Professor van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Mrs. Prendergast: Liane Rudolph
Mr. Prendergast: Liane Rudolph
Madame Maigret: Evamaria Miner
Shemlock Homes: Lothar Blumhagen
Detective-Sergeant Caruso: Heinz Giese
Commissaire Gallimard: Gerd Duwner
Chefinspektor Smiley: Rolf Marnitz
Kommissar von Möllhausen: Edgar Ott
Butler Brimstone: Till Hagen
Jacques Futrelle: Wolfgang Condrus
Hörspielfan
15. Juli 2025
Michael Koser: Prof. van Dusen läßt die Sau raus (RIAS 1988)
Erzählerin: Prof. van Dusen ist bekanntlich ein abgeklärter Mensch, der über den Dingen des Alltags steht, doch wenn er mal so richtig geärgert wird, dann, hören Sie Prof. van Dusen läßt die Sau raus, von Michael Koser.
Hatch: Wir machten ein paar Tage Ferien, Prof. van Dusen und ich und die hatten wir auch dringend nötig, hinter uns lag eine anstrengende Automobiltour durch England und nicht zu vergessen die mindestens genau so anstrengende Affäre um den Siegelring des Königs Artus und um den geheimnisvollen schwarzen Ritter. Es war Sonnabend der 6. Juni 1903, wir saßen beim Frühstück, und fühlten uns wohl, es war rundherumschön.
Hatch: Herrliches Wetter Prof.
van Dusen: Mein lieber Hatch, obzwar sie sich seit nunmehr gut 5 Jahren der Ehre und des Vorzugs erfreuen dürfen, Umgang mit meiner Person zu pflegen, befleißigen sie sich wie ich zu meinem Bedauern immer wieder konstatieren muß weiterhin hartnäckig einer vagen durch und durch impräsizen und platterdings unwissenschaftlichen Ausdrucksweise.
Hatch: Aber Prof, ich habe doch bloß gesagt herrliches Wetter.
van Dusen: Ganz recht, und was hätten sie sagen sollen.
Hatch: Weiß ich doch nicht, ich bin schließlich kein Metero Meteo na ja so einer der das Wetter vorhersagt und dann wirds doch ganz anders.
vanDusen: Nicht nur ein Meteorologe, auch ein in wissenschaftlichen Belangen nicht gänzlich unaufgeschlossener Laie würde sich folgendermaßen ausdrücken, wir befinden uns im Wirkungsbereich eines sog. dynamischen oder auch warmen Hochdruckgebietes, durch welches aus subtropischen Breiten Warmluft in diese gewöhnlich vom Klima weniger begünstigen Lokalitäten herangeführt wird, der wolkenlose oder allenfalls.
Hatch: Little Bacon ist ein idyllisches Dörfchen in Mittelengland, nicht weit von der Stadt Worchester, wo sie die berühmte Soße machen, da gibt es eine Kirche aus dem Mittelalter, einen soliden Gasthof mit ländlicher Küche und gepflegtem Bier, romantische Fachwerkhäuser, Efeu, Heckenrosen, ein richtiges kleines Paradies, und wenn sie noch nicht in Little Bacon waren, meine Damen und Herren, dann gebe ich ihnen einen guten Rat, lassen sie es auch in Zukunft bleiben.
Baconsfield: Morgen die Herren, herrliches Wetter heute, was?
Hatch: Sie meinen ein dynamisches Hochdruckgebiet wodurch Warmluft aus den Subtropen.
vanDusen: Hatch, und was sie betrifft, Sir, ich habe sie nicht aufgefordert, an meinem Tisch platzzunehmen.
Baconsfield: Ach wissen Sie, Prof, was brauchts der Formen unter artverwandten Seelen, Milton oder Shakespeare egal, sie sind doch Prof van Dusen, dieser Superschnüffler aus Amerika.
vanDusen: Sir.
Hatch: Stehen Sie auf Fremder, gehen sie in sich und ziehen sie am besten auch gleich die Schuhe aus, sie befinden sich in Gegenwart von Prof Dr.Dr.Dr. Augustus van Dusen dem berühmten Wissenschaftler und großen Amateurkriminologen der da genannt wird die Denkmaschine und ich bin sein Prophet äh wollte sagen sein Assistent und Chronist Hatch, Hutchinson Hatch.
Wirt: Herr Prof wünschen.
vanDusen: Haben sie die Güte, Herr Wirt dieses, dieses Subjekt von meinem Tisch zu entfernen.
Wirt: Aber Herr Prof, das geht nicht, das ist doch Mr Alastair.
vanDusen: So und wer oder was ist Mr Alastair.
Hatch: Mr Alastair war ein drahtiges Kerlchen ungefähr so alt und so groß wie der Prof, außerdem war er der ehrenwerte Alastair Baconsfield, der jüngere Bruder von Lord Hogsford und Lord Hogsford war in der Gegend die absolute Nr. 1, seit Jahrhunderten saß er d.h. seine Familie auf Schloß Hogsford, nur ein paar Minuten von Little Bacon entfernt, ihm gehörte fast alles Land um uns herum, sein Wort war Gesetz und darum war natürlich auch sein Bruder eine Respektsperson.
vanDusen: Das ist mir ganz und gar gleichgültig Sir, für mich sind sie ein Flegel.
Baconsfield: Regen Sie sich ab Prof und lassen sie mich auch mal zu Wort kommen, ich hab was für sie, ein Angebot.
vanDusen: Ich wünsche es nicht zu hören.
Baconsfield: Ein kriminologisches Angebot, auf Schloß Hogsford ist nämlich was passiert, das Verbrechen des Jahrhunderts könnte man sagen.
vanDusen: In der Tat Mr Baconsfield, äußern sie sich genauer, aber knapp, wenn ich bitten darf, präzise.
Hatch: Und von Anfang an.
Baconsfield: Ja also es geht um die Marquise von Hogsford.
vanDusen: Ein Mitglied ihrer Familie Mr Baconsfield.
Baconsfield: Das denn nun doch nicht, allerdings wenn sie meinen Bruder Cecil fragen, die Marquise gehört ihm müssen sie wissen.
vanDusen: Wie darf ich das verstehen Mr Baconsfield.
Baconsfield: Sie ist eine Sau, die Marquise.
vanDusen: Wie bitte.
Baconsfield: Ein Schwein, na kennen sie doch Prof, so ein dickes fettes Tier das grunzt und sich im Dreck suhlt.
vanDusen: Ja ich weiß was ein Schwein ist, Mr Baconsfield.
Baconsfield: Na wunderbar, dann wirds ihnen ja nicht schwer fallen die Marquise zu finden, sie ist nämlich verschwunden, aus ihrem Stall, wahrscheinlich geklaut von unserem Nachbar Sir Pelhal Grenwil auf Woodhouse.
vanDusen: Mr Baconsfield.
Baconsfield: Die Marquis ist der Augapfel meines Bruders, wissen Sie, eine Berkshiresau, edelste Rasse, schon dreimal hat sie den großen Preis auf der Land-wirtschaftsausstellung gewonnen in Worcester und in diesem Sommer holt sie den Preis zum vierten Mal, deshalb ist ja Sir Palham so sauer weil für sein Vieh immer nur der zweite Platz bleibt.
vanDusen: Mr Baconsfield, gehe ich fehl in der Annahme, daß sie mir zumuten, den unbekannten Aufenthaltsort eines verschwundenen womöglich entwendeten Hausschweins, sus scrofa domesticus zu eruieren.
Baconsfield: Spucken Sie doch nicht so große Töne Prof, sie sollen rauskriegen, wo die Marquise steckt und was mit ihr passiert ist, so was ist doch ihr Job wie sie da drüben in Amerika sagen oder.
vanDusen: Entfernen sie sich Sir, auf der Stelle.
Baconsfield: Ist das ihr Ernst.
vanDusen: Mein voller Ernst, das versichere ich ihnen, hinaus.
Baconsfield: Alright, aber ich sag ihnen was, wir sprechen uns wieder, und zwar bald, wissen sie die Menschen hier sind ein besonderer Schlag, kernig, ein bißchen schlicht, aber treu, und auf den Adel lassen sie nichts kommen und sie finden es gar nicht schön, wenn man seiner Lordschaft in die Suppe spuckt, das werden sie noch merken Prof.
vanDusen: Ein besonderer Menschenschlag, wie wahr, vor einer halben Stunde belästigt mich der hiesige Krämer mit dem Ansinnen einen des Nachts stattgehabten Einbruchs Diebstahl in seinem Laden aufzuklären, einen Einbruchdiebstahl bei welchem gestohlen worden sein soll, was wars noch gleich.
Hatch: Ein großer schwarzer Luftballon und ein Eimer mit Farbe.
vanDusen: Und nachdem ich dieser, ich kann es nicht anders ausdrücken unverfrorenen Dreistigkeit die gebührende Abfuhr habe zu teil werden lassen, wagt man es mir, eine noch wahnwitzige Anmutung zu unterbreiten, ich Prof van Dusen der größte Amateurkriminologe, den die Welt je gesehen hat, ich soll eine abhanden gekommene Sau wieder zur Stelle schaffen, in der Tat, in dieser rustikalen Abgeschiedenheit scheinen Degeneration, Debilität, Idiotie, kurz der blanke Schwachsinn zu grassieren, wir reisen ab, gleich morgen.
Wirt: Tut mir leid Herr Prof, aber sie reisen heute noch, sofort, ihr Gepäck steht schon auf der Straße, hier ist die Rechnung.
Hatch: Wir wurden vor die Tür gesetzt, kurz aber nicht schmerzlos und ohne Begründung von ein paar kräftigen Hausknechten, telefonieren durften wir übrigens auch nicht.
Wirt: Nur wenn sie auf Schloß Hogsford anrufen und mit Mr Alister sprechen wollen, nein, dann machen sie daß sie weiterkommen.
Hatch: Wir wanderten zum kleinen Bahnhof von Litte Bacon, finster beäugt von den Dorfbewohnern, sauer und schwer bepackt, letzteres bezog sich natürlich nur auf meine Wenigkeit, auf dem Bahnsteig erfuhren wir eine neue Hiobsbotschaft.
Bahnhofsvorstand: Der nächste Zug, keine Ahnung, vielleicht morgen, vielleicht übermorgen, vielleicht in einem Monat, vielleicht noch später, eine unvorher-gesehene Fahrplanänderung, bis auf weiteres hält kein Zug in Little Bacon.
Hatch: Schöne Bescherung, wie sollen wir denn wegkommen.
vanDusen: Lassen sie das Lamentieren, tun sie etwas, mieten sie uns einen Wagen.
Bahnhofsvorstand: Ein Automobil, im Dorf gibt’s keins, nur auf Schloß Hogsford.
vanDusen: Dann von mir aus auch ein Pferdefuhrwerk.
Bahnhofsvorstand: Zwecklos keiner wird sie fahren.
Hatch: Ok gehen wir eben zu Fuß.
Bahnhofsvorstand: Können sie ja gern versuchen, aber ich würds nicht tun an ihrer Stelle, auf den Wiesen wimmelt es von wilden Bullen.
Hatch: Da standen wir nun und sahen uns an und ich hatte das Gefühl, auch Prof van Dusen wußte nicht, wie es weitergehen sollte, aber da hatte ich ihn unterschätzt.
vanDusen: Hören sie.
Hatch: Ja ein Zug, was solls, der fährt ja doch durch.
vanDusen: Nicht wenn sie sich quer über die Schienen legen.
Hatch: Was.
vanDusen: In diesem Falle sehe sich der Zugführer zum Halten genötigt, wir könnten zusteigen.
Hatch: Schwierig mit abgefahrenen Beinen.
vanDusen: Sie haben Bedenken.
Hatch: Das können sie laut sagen, zufällig ist mir heute gar nicht nach Selbstmord, wissen sie was, statt mit lebensgefährlichen Ideen zu jonglieren, sollten sie lieber diesen ulkigen Schweinefall lösen, das ist doch für sie ein Klacks und dann sehen wir zu, daß wir von hier verschwinden.
Baconsfield: Sehr gut Mr Hatch nicht wahr, und sie Prof inzwischen auch vernünftig geworden.
vanDusen: Angesichts der empörenden ja unglaublichen Verfolgungen und Beeinträchtigungen welchen wir meine Person und Mr Hatch uns ausgesetzt sehen, auf ihre Veranlassung Mr Baconsfield, daran kann ja wohl kein Zweifel bestehen, angesichts dieser Situation bleibt mir keine Wahl, ich übernehme den Fall.
Baconsfield: Na bitte Prof, nur ein bißchen gut zureden und schon klappt die Sache, Fahrplan wieder in Kraft, Kidney.
Bahnhofsvorstand: In Ordnung, Mr Alastair.
Baconsfield: Kommen Sie, meine Herren, mein Automobil steht auf dem Vorplatz, ihr Gepäck lassen sie am besten hier, in 5 Minuten sind wir im Schloß, gerade richtig zum Lunch.
Hatch: Lunch im Speisesaal von Schloß Hogsford war eine trübselige Angelegenheit, nicht nur was das Essen betraf, Cecil Bakensfield, Lord Hogsford, Schloßherr und Gastgeber, tränte vor sich hin, vermutlich sorgte er sich um sein geliebtes Borstenvieh, ein bißchen munterer wurde er nur, wenn die Rede auf Schweine kam zB als Bruder Alastair ihm den Professor vorstellte.
Lord: Zoologe ja.
van Dusen: Unter anderem Milord.
Lord: Großartig, verstehen Sie was von Schweinen.
vanDusen: In der Tat Milord.
Lord: Großartig, großartig, dann müssen sie sich meine Marquise ansehen, Prof, wundervolles Geschöpf, ganz wundervoll, nur leider momentan nicht da, sozusagen verschwunden, jawoll, traurige Sache.
vanDusen: So scheint es Milord.
Lord: Sie kennen Mr Whiffle, Prof, Augustus Whiffle, unseren großen britischen Schweineexperten.
vanDusen: Selbstverständlich ist Mr Whiffle Ruf mir bekannt, Milord, allerdings hatte ich noch nicht das Vergnügen.
Lord: Können Sie nachholen, auf der Stelle, hier sitzt er, direkt neben ihnen.
Hatch: Der große britische Schweinepapst mit dem interessanten Vornamen Augustus sah aus, als habe sein Spezialgebiet sehr intensiv auf ihn abgefärbt, fett, rund, rosa, borstig, außer ihm gab es noch 2 Gäste auf Schloß Hogsford.
Baconsfield: Mr Osgood P. Quackenbush, Millionär und ein Landsmann von ihnen.
van Dusen: Mr Quackenbush ist mir nicht unbekannt.
Hatch: Mir übrigens auch nicht, zweimal waren wir uns über den Weg gelaufen, in NewYork während der Affäre um das Auge des Zyklopen und erst vor ein paar Tagen im englischen Glastonbury beim Fall des unheimlichen Schwarzen Ritters, in dieser Sache hatte Quackenbush eine recht zwielichtige Rolle gespielt, vielleicht wirkte er deshalb wie das personifizierte schlechte Gewissen.
Baconsfield: Dann kennen Sie wohl auch seine reizende Tochter, Ms Iris Quackenbush.
Iris: Das hat sich bisher leider nicht ergeben, aber ich habe natürlich von ihnen gehört, Prof.
van Dusen: Wer hätte das nicht, Ms Quackenbush.
Baconsfield: Und der junge Mann an Ms Quackenbush Seite, ja der mit dem Monokel und dem eingeschlafenen Gesichtsausdruck, das ist mein Neffe, Cecils Sohn und Erbe, der ehrenwerte Ronald Bakensfield.
Ronny: Ronny, sagen Sie Ronny Prof, alle sagen Ronny.
Hatch: Van Dusen sagte nicht Ronny zu ihm, er sagte überhaupt nichts zu ihm, sondern unterhielt sich mit seinem schweinekundigen Nachbarn.
vanDusen: Wenn ich recht informiert bin, Mr Whiffle, empfehlen sie in ihrem Werk über die sachgerechte Aufzucht des Hausschweins die nicht unumstrittene Wolf- Lehmann-Kolimofski Diät.
Whiffle: Koli waas.
Lord: Großartige Diät, ganz großartig, gibt nichts besseres, was Whiffle.
Whiffle: Gewiß Milord, prima Diät, die Schweine nehmen ab wie ein geölter Blitz.
vanDusen: Sie nehmen ab.
Lord: Kleiner Scherz, was Whiffle, sie nehmen zu, dick und fett werden sie, wie meine Marquise, ach ja, die arme Marquise.
Whiffle: Natürlich, natürlich, sie nehmen zu.
Lord: Müssen sie ja auch, bei 50000 Kalorien.
vanDusen: Mrs Quackenbush, hätten sie wohl die Güte, mir das Salzfaß zu reichen.
Iris: Sicher Prof, wo, ah hier.
vanDusen: Das ist ihre Fingerschale, Mrs Quakenbush.
Quackenbush: Wie oft hab ich’s dir schon gesagt, Iris, du brauchst eine Brille.
Hatch: Nach dem Lunch wanderten wir durch den Garten zum Schweinestall, es wurde langsam Zeit, den geheimnisvollen Fall der verschwundenen Marquise in Angriff zu nehmen und das tat der Prof denn auch, er verhörte den Schweinewart seiner Lordschaft.
vanDusen: Wann ist das ihrer Wartung anvertraute Tier verschwunden.
Wart: Jo, weiß ich nicht.
vanDusen: Dann lassen sie mich die Frage anders formulieren, wann und wo haben sie die Sau zuletzt gesehen.
Wart: Ja gestern beim Mittagessen, hier, dann bin ich eingeschlafen ja und wie ich aufgewacht bin, war sie weg die Marquise, ja.
Hatch: Wann war das.
Wart: Was.
vanDusen: Wann sind sie aufgewacht.
Wart: Gegen 5.
vanDusen: So, und pflegen sie jeden Tag einen so ausgedehnten Mittagschlaf zu halten.
Wart: Nö nie.
vanDusen: Und gestern.
Wart: Kann ich mir nicht erklären.
vanDusen: Hatten sie getrunken.
Wart: Ne, nur mein Dünnbier, wie immer, können sie die junge Dame aus Amerika fragen, die hat es mir nämlich gebracht, gestern, aus der Küche.
vanDusen: Mrs Quackenbush.
Wart: So heißt sie.
Quackenbush: Prof, hallo Prof.
vanDusen: Mr Quackenbush.
Hatch: Mr Quackenbush steckte hinter einer Hecke und winkte heftig, weil er unbedingt und sofort mit van Dusen sprechen wollte.
Quackenbush: Ich weiß Bescheid, Prof sie sind doch nicht als Zoologe auf Schloß Hogsford, so was können sie dem vertrottelten Lord erzählen oder seinem noch dämlicherem Sohn, also sie sind hier als Detektiv.
vanDusen: Kriminologe, Mr Quackenbush, Amateur-Kriminologe.
Quackenbush: Wie sie wollen Prof, jedenfalls sollen sie rauskriegen, wer sich an dieser gottverdammten Sau vergriffen hat.
vanDusen: Durchaus möglich, Mr Quackenbush.
Quackenbush: Ich weiß, was sie können Prof, ich hab ihnen schon zweimal zugesehen und darum will ich lieber gleich reinen Tisch machen.
vanDusen: Ja Mr Quackenbush.
Quackenbush: Also ich wars, ja ich hab das Unglücksvieh aus dem Stall geholt.
vanDusen: Sie setzen mich in Erstaunen, Mr Quackenbush.
Quackenbush: Ich hatte es nicht geplant, glauben Sie mir, aber als ich gestern hier vorbeikam, auf meinem üblichen Spaziergang nach dem Lunch.
vanDusen: Gestern, wann genau.
Quackenbush: Kurz vor zwei würde ich sagen, die Sonne schien, alles war still, dieser Kerl der Schweinewart schnarchte in seinem Schuppen und ja da hab ich einfach die Tür im Gatter aufgemacht und das Schwein rausgescheucht mit meinem Spazierstock.
Hatch: Nur so aus Jux und Dollerei, oder hatten sie einen bestimmten Grund.
Quackenbush: Natürlich hatte ich einen Grund, meine Tochter Iris hat sich verliebt, in Ronny Bakensfield, ja sie will ihn heiraten, das paßt mir gar nicht, gar nicht, sie haben Ronny ja kennengelernt, degeneriert, dumm wie Bohnenstroh, aber Iris besteht darauf, und wenn sie sich mal was in den Kopf setzt.
Hatch: Kann Daddy nicht nein sagen.
Quackenbush: So ist es, Mr Hatch, leider.
Hatch: Soweit alles klar, ich verstehe bloß nicht was Lord Hogsford Sau mit der Sache zu tun hat.
Quackenbush: Sehen Sie, ich kenne Lord Hogsford seit Jahren und ich weiß immer wenn was mit seinem geliebten Tier was nicht stimmt, ist er völlig daneben, übermorgen reisen wir ab, Iris und ich, und wenn die Marquise solange verschwunden bleibt, also hab ich mir gedacht, wird der Lord nicht ansprechbar sein, auch nicht für Ronny und seine Heiratspläne.
vanDusen: Ah ich verstehe, Mr Quackenbush, wo befindet sich die Marquise.
Quackenbush: Da drüben im Wäldchen, ich hab sie mit dem Stock hingetrieben und in eine leerstehende Holzfällerhütte gesperrt.
Hatch: Fall schon gelöst, so sah es aus. Als Quackenbush uns eine viertel Stunde später die Tür zur Hütte aufmachte, erlebten wir eine Überraschung.
Quackenbush: Leer, das Schwein ist weg.
Hatch: Aber es hat was hinterlassen, auf dem Boden, das heißt, es war da.
vanDusen: Jedoch nur sehr kurze Zeit, mein lieber Hatch, ansonsten wäre die von ihnen konstatierte Hinterlassenschaft wesentlich umfangreicher, Moment, was ist denn das hier.
Hatch: Ein Monokel, sagen sie mal, Quackenbush, die Marquise hat doch wohl kein Monokel getragen.
Quackenbush: Unsinn, es gibt nur einen auf Schloß Hogsford, der mit so einem Stück Glas im Auge rumläuft, der ehrenwerte Ronny, ja, den sollten sie sich mal vorknöpfen Prof.
Hatch: Auf seinem Zimmer im Schloß nahm van Dusen den edlen Sproß aus blauem britischem Blut ins Gebet, der versuchte zuerst, sich noch dümmer zu stellen, als er schon war, aber damit kam er beim Prof natürlich nicht weit, bald fing er an zu beichten.
Ronny: Es war Iris Idee, Prof, bestimmt, ich wär nie auf so was gekommen.
Hatch: Glaub ich ihnen unbesehen.
VanDusen: Hatch, weiter Mr Bakensfield.
Ronny: Wir klauen Papas Sau, hat Iris gesagt, wir verstecken sie ein zwei Tage ja und dann finden wir sie, hat Iris gesagt, und bringen sie Papa zurück, der ist selig, hat Iris gesagt und wenn ich ihm klarmache, daß Iris mich heiraten will, ich meine daß ich Iris daß wir.
vanDusen: Schon gut, um ihren Plan ungestört durchführen zu können, haben sie gestern ein Schlafmittel in das mittägliche Dünnbier des Schweinewarts praktiziert.
Ronny: Ich nicht Prof, das war Iris, deshalb hat sie ihm es ja gebracht das Bier, ja und wie wir uns zum Stall schleichen, so eine Stunde später, wen sehn wir da.
vanDusen: Mr Quackenbush.
Ronny: Genau, Prof, Iris alten Herrn, woher wissen sie.
vanDusen: Die Quelle meiner Erkenntnis ist im Augenblick ohne jeden Belag, Mr Bakensfield, fahren sie fort.
Ronny: Stellen Sie sich vor, der alte Quackenbush holt Papas Marquise aus den Stall und treibt sie weg.
vanDusen: In einen nahen Wald zu einer Hütte.
Ronny: Genau, und wie er weg ist der alte.
vanDusen: Haben Sie das Schwein anderswo hingebracht.
Ronny: In einer Schubkarre, schweres Stück Arbeit, gottseidank ist sie nicht weit weg, die Villa Waldeslust.
vanDusen: Villa Waldeslust.
Ronny: Ja, die hatten wir uns ausgeguckt, als Versteck für die Marquise, weil sie leersteht, die Villa, sie gehört nämlich dem alten Admiral Malenspeik und der segelt gerade in der Nordsee, oder wars die Ostsee.
vanDusen: Sie verbargen also das Schwein in der Villa Waldeslust.
Ronny: Im Bad, und wenn sie es ganz genau wissen wollen, in der Badewanne, sicherheitshalber.
vanDusen: Worauf sie wie ich annehme ins Schloß zurückkehrten.
Ronny: Ja Prof, und da war der Teufel los, Papa hat inzwischen spitzgekriegt, daß die Marquise weg war, er hat getobt wie wie tausend nackte Kannibalen, da wollte ich lieber nicht mehr mitmachen und Iris hat auch getobt und gesagt, ich soll mich schämen und sie zieht die Sache alleine durch, Iris hat ihren eigenen Kopf, wissen Sie.
Hatch: Ja und sie sind ein richtiger Held, tapfer, furchtlos wagemutig.
Ronny: Finden Sie, Mr Hatch.
vanDusen: Holen Sie Hut und Stock, Mr Baconsfield, führen sie mich zu Villa Waldeslust.
Ronny: Wenn sie wollen Prof gern, aber es hat keinen Zweck, das Schwein ist nicht mehr da.
vanDusen: Was sie nicht sagen, und wo ist die Sau.
Ronny: Keinen Schimmer, Prof, großes Ehrenwort, da müssen sie schon Iris fragen, die ist nämlich heute ganz früh zur Villa, praktisch zu nachtschlafender Zeit, um die Marquise zu füttern und als sie zurückkam war sie ganz durcheinander, eine unglaubliche Geschichte hat sie erzählt.
Hatch: Und die erzählte sie van Dusen gleich nochmal, ich mußte dem ehrenwerten Ronny recht geben, es war wirklich eine ganz und gar unglaubliche Geschichte, am frühen Morgen kurz vor 6 war Iris Quackenbush zur Villa Waldeslust geschlichen mit einem Eimer gekochter Kartoffeln, die sie in der Schloßküche organisiert hatte, sie hatte die Haustür geöffnet, war über den Korridor gegangen, hatte die Tür zum Bad aufgemacht und das Schwein.
Iris: Lag ganz ruhig in der Wanne, ich denke, es schlief noch, als ich dann die Kartoffeln reinschüttete, wurde es wach, es fing an sich zu bewegen, grunzte ein bißchen, alles in Ordnung, und wie ich gerade vorsichtig die Haustür aufmache höre ich was, im Bad, ein lautes Geräusch, eine Art Knall, ich sofort zurück ins Bad, und was soll ich ihnen sagen Prof, das Schwein war verschwunden.
vanDusen: In der Tat Mrs Quackenbush.
Iris: Die Wanne war leer, bis auf die Kartoffeln und den Dreck natürlich, das ganze Bad war leer, nirgends ein Schwein.
vanDusen: Fenster, Mrs Quackenbush.
Iris: Eins, Prof, ca 20 mal 30 cm, unmöglich und durch die Tür ist auch kein Schwein gekommen, ich war ja direkt davor, im Korridor.
vanDusen: Sie hörten einen Knall, Mrs Quackenbush, sind sie sicher.
Iris: Ja Prof, einen lauten scharfen kurzen Knall.
Hatch: Vielleicht ist das Vieh geplatzt.
vanDusen: Mein lieber Hatch, gestatten sie mir die Bemerkung daß gerade in diesem Augenblick sie mich an ein wie sie sich auszudrücken belieben Vieh gemahnen.
Hatch: Zu gütig Prof.
vanDusen: Ich meine jenes sprichwörtliche Huhn, welchem es trotz seiner mangelnden Sehfähigkeit gelegentlich doch gelingt, ein Körnlein zu entdecken, das kleine Fenster im Bad, Mrs Quackenbush, stand es offen.
Iris: Warten sie, Prof, es war angelehnt.
vanDusen: Soso, gestern Nachmittag hatten sie, sofern ich recht unterrichtet bin, bin eine verbale Auseinandersetzung mit Mr Ronald Bakensfield.
Iris: Auseinandersetzung, gestritten haben wir uns, daß die Fetzen flogen, ich hätte nie gedacht, daß Ronny so ein Feigling ist.
vanDusen: Sie haben sich also gestritten.
Iris: Ja.
vanDusen: Laut.
Iris: Sehr laut, aber wieso.
vanDusen: Wo.
Iris: Wenn sie es unbedingt wissen wollen, Prof, in der Bibliothek.
vanDusen: Waren sie beide allein.
Iris: Moment, hinten in der Ecke saß einer, aber der schlief.
vanDusen: Wer.
Iris: Dieser Schweinemensch glaub ich, Whaffle oder wie heißt er.
vanDusen: Whiffle, danke Ms Quackenbush, wenn sie mich nunmehr zur Villa Waldeslust geleiten wollten, ich wünsche den Ort in Augenschein zu nehmen, an welchem die Marquise von Hogsford sich auf so mysteriöse Weise in Luft auflöste, was sie betrifft, mein lieber Hatch.
Hatch: Ich komme natürlich mit, Prof.
vanDusen: Mit nichten mein lieber Hatch, erheischt die Notwendigkeit gebieterisch den Einsatz des kriminologischen Assistenten, so hat der Chronist und Begleiter zurückzustehen, für sie habe ich einen Sonderauftrag, sie werden sich ins Dorf Little Bacon begeben, dortselbst den Krämer aufsuchen und ihm folgenden Fragen stellen.
Hatch: Anfangs war der Krämer ja etwas muffig, weil van Dusen ihn morgens im Gasthof so heftig abgebürstet hatte, aber er beruhigte sich wieder und erzählte mir was ich bzw. der Prof wissen wollte.
Krämer: Der Ballon, schwarz und groß, größer als ein normaler Luftballon, haben sie ihn nicht gesehen Mister, er hat doch wochenlang hier gehangen, da über dem Regal, seit der Kirmes, da ist er übriggeblieben.
Hatch: Und der Einbrecher hat ihn mitgenommen.
Krämer: So wie er war, Mr. und einen kleinen Eimer Farbe, weiße Farbe, damit ist er raus auf die Straße zu seinem Automobil und ist.
Hatch: Haben sie den Einbrecher gesehen.
Krämer: Aber ja doch Mr, von meinem Schlafzimmerfenster im 1. Stock, bloß erkennen konnte ich ihn nicht, weil er sich ein Tuch vors Gesicht gebunden hat, wie im wilden Westen Mr.
Hatch: Wie sah er aus.
Krämer: Dick, sehr dick.
Hatch: Das Automobil, welche Marke.
Krämer: Gott Mr, von so neumodischen Sachen versteh ich nichts, ich weiß bloß, daß er damit weggefahren ist.
Hatch: Welche Richtung, Schloß Hogsford.
Krämer: Genau anderslang, da wos zum Wald geht.
Hatch: Wie wir es verabredet hatten, traf ich den Prof vor der Villa Waldeslust, er hörte sich meinen Bericht an und war offensichtlich zufrieden.
vanDusen: Sehr schön, mein lieber Hatch, dank ihrer Tätigkeit zeichnet sich die von mir zunächst rein theoretisch konzipierte und postulierte Lösung des Falles nunmehr immer präziser, immer schärfer konturiert ab, sie sehen die Fußspuren, direkt am Mauerwerk, unter dem Fenster zum Badezimmer.
Hatch: Groß und breit.
vanDusen: Und tief eingesunken, die Spuren eines gewichtigen Mannes, welcher sich geraume Zeit vor dem Fenster aufhielt, weitere Spuren allerdings ganz anderer Art stellen wir vor dem Tor fest.
Hatch: Reifeneindrücke von einem Automobil.
vanDusen: Wohin führt dieser Weg, Mrs Quackenbush.
Iris: Nach Woodhouse, Prof, das ist das Anwesen von Sir Pelham Grenvill.
vanDusen: Ah, der neidische Nachbar, welchen Mr Alastair Baconsfield als den Hintermann, die graue Eminenz der Affäre verdächtigt, mein lieber Hatch, wohin treibt es sie.
Hatch: Nach Woodhouse, Prof, den Reifenspuren nach.
vanDusen: Später, mein lieber Hatch, später, zunächst gilt es nach Schloß Hogsford zurückzukehren, um durch die nur dort zu entdeckenden bislang noch fehlenden Mosaiksteine das Bild einfürallemal zu komplettieren, während ich einige Worte mit Mr Whiffle, dem sog. Schweineexperten zu wechseln gedenke, werden sie, lieber Hatch einen zweiten speziellen Auftrag auszuführen haben.
Hatch: Worum es dabei ging, werden sie jetzt noch nicht erfahren, meine Damen und Herren, wegen der Spannung, und weil es ein Geheimauftrag war, hier nur soviel, alles ging glatt, ich machte Meldung, der Prof rieb sich die Hände.
vanDusen: Mein lieber Hatch, der Fall ist gelöst.
Hatch: So.
vanDusen: Sie zweifeln, mein lieber Hatch.
Hatch: Das würde ich mir nie erlauben, Prof aber wenn sie mich fragen, mir ist noch längst nicht alles klar.
vanDusen: Das ist nicht mehr als recht und billig, sie sind der Assistent, ein in diesem Falle recht zufriedenstellender ja lobenswerter Assistent, doch doch, ich möchte nicht versäumen das hinzuzufügen.
Hatch: Danke, ich weiß selber daß ich kein kriminologischer Großmeister bin, aber ein bißchen weiß ich doch, ich weiß, wer das Vieh aus der Villa geklaut hat und wo es jetzt steckt, aber was ich nicht weiß ist, wie hat der Kerl das Ding gedreht, wie hat er das fette Vieh in wenigen Sekunden mit einem Knall verschwinden lassen.
vanDusen: Ein im Prinzip höchst simpler Trick.
Hatch: Den sie natürlich durchschauen.
vanDusen: Natürlich.
Hatch: Und wie ich sie kenne, wollen sie ihn mir auch nicht verraten.
vanDusen: Dies mein lieber Hatch wäre ein krasser Verstoß gegen jede kriminologische Tradition, aufgeklärt wird bekanntlich erst zum guten Schluß in Anwesenheit aller Beteiligten.
Hatch: Das weiß ich.
vanDusen: Warum lösen sie das Rästel nicht selber, sie kennen alle Indizien, prüfen sie sie, werten sie sie, nach dem Grundsatz.
Hatch: 2 plus 2 geschenkt Prof, sagen sie mir lieber was für Indizien ich prüfen und werten soll.
vanDusen: In aller kürze diese, mein lieber Hatch, a Mrs Quackenbush ist stark kurzsichtig, weigert sich jedoch aus Eitelkeit eine Brille zu tragen, b die Marquise von Hogsford gehört der Rasse der Berkshireschweine an, c beim Krämer von Little Bacon wurde ein großer schwarzer Luftballon entwendet, wenn sie ferner die Spuren an der Villa Waldeslust in Betracht ziehen.
Hatch: Dann weiß ich ehrlich gesagt immer noch nichts.
vanDusen: Auch wenn ich in der Regel keine intellektuellen Meisterleistungen von ihnen erwarte, mein lieber Hatch, enttäuschen sie mich dieses mal doch ein wenig, nun gut, der eine hats, der andere nicht, kommen sie, wir werden Sir Pelham Grenvil einen Besuch abstatten, präziser seinem Schweinstall, bitte verständigen sie Mr Quackenbush, ich wünsche seine Begleitung.
Hatch: Den alten, nicht Iris.
vanDusen: Mr Osgodd P. Quackenbush, ich habe meine Gründe.
Hatch: Quackenbush wunderte sich, aber er wußte, wenn Prof van Dusen ruft, gilt kein Zögern und nein sagen erst recht nicht, eine knappe Stunde später, es war inzwischen 5 geworden, standen wir vor Sir Pelham Grenvils Schweinestall am Zaun, alles war still, kein Mensch zu sehen, außer uns drei natürlich, im Koben suhlte sich ein Schwein.
Quackenbush: Aber das ist nie und nimmer die Marquise von Hogsford.
vanDusen: Meinen Sie, Mr. Quackenbush.
Quackenbush: Die Marquise ist ein Barkshireschwein und Barkshireschweine sind schwarz, von der Schnauze bis zum Ringelschwanz, das Vieh hier ist.
Hatch: OK Kopf ist schwarz, Hinterteil auch, aber dazwischen ist es weiß, eindeutig.
vanDusen: Wie es den Anschein hat, handelt es sich um ein Tier vom Typ Wessex Saddleback, ein Typ welcher gekennzeichnet ist durch einen großen weißen Sattel oder Ring um den Rumpf, wenn sie jedoch meine Herren an diesem weißen Ring mit dem Fingernagel kratzen, igitt, wie ich es jetzt tue, so werden sie feststellen.
Hatch: Die Farbe geht ab.
vanDusen: So ist es, erinnern sie sich, beim Krämer wurde nicht nur ein Ballon gestohlen sondern auch ein kleiner Eimer voller weißer Farbe und hier hier steht er auf der Fensterbrüstung, mitsamt dem noch feuchtem Pinsel, kein Zweifel, meine Herren, die Sau, welche wir hier sehen, ist ein mittels weißer Farbe in ein Wessexsaddleback transponiertes quasi verkleidetes oder auch maskiertes Barkshireschwein, kurz die Marquise von Hogsford.
Quackenbush: Bravo Professor, ja und was tun wir jetzt.
Hatch: Wir lassen die Sau raus und bringen sie zurück, nach Schloß Hogsford.
Quackenbush: Das müssen wir wohl Mr Hatch, ja dann mal los.
vanDusen: Bitte meine Herren vorsichtig, ich werde die Tür aufmachen, halten sie die Sau solange fest.
Hatch: Drei Stunden später, im Speisesaal von Schloß Hogsford hatten sich alle Beteiligten versammelt, um sich bester amateurkriminologischer Tradition entsprechend vom Prof über den sensationellen Schweinefall aufklären zu lassen, sie erfuhren erstaunt oder schuldbewußt, je nachdem, wie die Marquise zuerst von Quackenbush und dann von dessen Tochter Iris in Zusammenarbeit mit dem ehrenwerten Ronny geklaut worden war und warum die Diebe sich diesem in amerikanischen Millionärskreisen nicht gerade üblichen Tun hingegeben hatten.
vanDusen: Nach dem sie ihre Beute in der Villa Waldeslust verborgen hatten, kehrten Mrs Quackenbush und der ehrenwerte Ronald Baconsfield hierher zurück, in der Zwischenzeit war das Verschwinden der Marquise entdeckt worden, und Lord Hogsford gab seiner Empörung Ausdruck, auf so entschiedene so vehemente Weise, daß Mr Bakensfield kalte Füße bekam, so lautet das ja wohl volkstümlich, sein Entschluß fürderhin seine Hände in Unschuld zu waschen, führte zu einem heftigen Steit zwischen zwischen ihm und seiner Mitverschworenen, dieser Streit wurde belauscht, dabei erfuhr der Lauscher unter anderem zwei ihn höchstlich interessier-ende Tatsachen, daß das Schwein sich in der Villa Waldeslust befand und daß Mrs Qackenbush die Absicht hatte, es am kommenden Morgen zwecks Fütterung aufzu-suchen, beide Tatsachen beschloß der geheime Mitwisser sich zunutze zu machen, hatte er doch ohnehin die Absicht, die Marquise von Hogsford zu stehlen.
Baconsfield: Und wer war nun dieser Lauscher an der Wand, Prof.
vanDusen: Kein anderer als der Mann, welcher sich Augustus Whiffel nennt.
Lord: Was, Mr. Whiffle, das ist doch blühender Blödsinn, Prof, so was würde Mr. Whiffle nie tun, was Mr Whiffle.
Whiffle: Niemals Milord.
vanDusen: Mr Whiffle, Milord ist nicht Mr Whiffle, um wen es sich bei dieser Person in Wahrheit handelt, hat dankenswerterweise mein Assistent ermittelt, indem er das Zimmer des Verdächtigen einer Durchsuchung unterzog, dabei entdeckte er zwei äußerst bemerkenswerte Dokumente, bitte Mr Hatch.
Hatch: Erstens eine Lizenz als Privatdetektiv, ausgestellt auf einen gewissen Blister, Percy Blister, wohnhaft in London, zweitens ein Schreiben worin Sir Pelham Grenvil Blister 500 Pfund verspricht, wenn er für ihn die Marquise klaut.
Baconsfield: Sir Pelham, hab ich ja gleich gewußt, daß der dahinter steckt.
vanDusen: Danke mein lieber Hatch, ich fahre fort, dem falschen Mr Whiffle, welcher beiläufig bemerkt eine beklagenswerte Unkenntnis in Bezug auf Schweine an den Tag zu legen pflegt, bot sich nunmehr die heißersehnte Gelegenheit, er beschloß, die Marquise aus der Villa Waldeslust zu entführen und Sir Pelham Grenvil zuzustellen, doch damit nicht genug, indem er in raffinierter Inszenierung die Sau auf quasi magische Weise verschwinden ließ, wollte er die Angelegenheit zusätzlich verwirren, komplizieren, einnebeln, wenn sie so wollen, um dieses sein Vorfahren durchzuführen entwickelte Mr Blister in der vergangenen Nacht eine bemerkenswerte geradezu hektische Aktivität, als erster unternahm er einen Einbruch in den Kramladen von Little Bacon, wobei er den wie ihm wohlbekannt war dort befindlichen großen schwarzen Ballon nebst einem Eimer weißer Farbe entwendete, sodann begab er sich in seinem Automobil zur Villa Waldeslust, er verschaffte sich Einlaß, wie ich vermute mittels eines sog Dietrichs, kein Problem für einen privaten Detektiv, praktizierte die Marquise in seinen Wagen und transportierte sie zum Schweinestall von Sir Pelham Grenvil, wo er mit der gestohlenen Farbe das Barkshireschwein in ein Wessexsaddleback umwandelte.
Lord: Wessexsaddleback, tatsächlich, inferiore Rasse.
vanDusen: Kurz vor dem Morgengrauen suchte Mr Blister zum zweiten Mal die Villa Waldeslust auf, er legte den schwarzen Ballon in die Badewanne, befestigte an ihm eine Schnur, deren zweites Ende er durch das leicht geöffnete Fenster nach draußen verlegte, bezog vor dem Fenster Posten und wartete, auf Mrs Iris Quackenbush, vor der der wußte, wer auf Schloß Hogsford wußte dies nicht, daß sie sich trotz ihrer ungenügenden Sehfähigkeit weigerte, ein Brille zu benutzen, als Mrs Quackenbush im Bad erschien, gab Blister Grunztöne von sich und zog gleichzeitig an der Schnur, der Ballon bewegte sich, Mrs Quackenbush sah, was sie sehen sollte, eine lebendige Marquise von Hogsford, sie verließ das Badezimmer und Mr Blister kam zum Höhepunkt seiner Illusionsschau, er brachte den Ballon zum platzen.
Baconsfield: Wie Prof.
Iris: Besser gefragt womit.
vanDusen: Mittels seines Spazierstock, wie ich annehme, an dessen Ende er eine Nadel angebracht hatte, die schlaffe Ballonhülle zog er an der Schnur durchs Fenster, worauf er sich ungesehen entfernte, Iris Quackenbush stand vor einem Rätsel, das von ihr soeben noch wahrgenommene Schwein war in Sekunden-schnelle verschwunden, dies würde sie beschwören, und sich so, da niemand ihr glauben würde, selbst aufs schwerste belasten, alle Spuren, so glaubte Blister, welche auf ihn bzw seinen Auftraggeber Sir Pelham Grenvil deuteten, seien verwischt, doch hat er, und damit, komme ich zum Ende meiner Ausführungen, doch hatte er Prof Dr.Dr.Dr. Augustus van Dusen nicht in seine Rechnung einbezogen.
Lord: Gut und schön, Prof, großartig kombiniert, alles was recht ist, aber das wichtigste, nichtwahr das fehlt doch noch.
vanDusen: Euer Lordschaft meinen.
Lord: Die Marquise, was denn sonst, wo ist sie, wo steckt sie.
Baconsfield: Hast du doch gehört, Cecil, bei Sir Pelham Grenvil.
vanDusen: Sie irren, Mr Baconsfield.
Lord: Ja wo dann, sagen sies doch endlich Prof.
vanDusen: Ich werde sie zu ihrem Tier führen, Milord, folgen sie mir.
Hatch: Kurz darauf bewegte sich eine interessante Prozession durchs Gelände, vorneweg der fette Butler, dahinter van Dusen und wir anderen, der Lord nebst Bruder und Sohn, die beiden Quackenbushs und meine Wenigkeit, nur der unglückselige Blister alias Whiffle war nicht dabei, der saß im tiefsten Schloßverließ, nach einer guten viertel Stunde erreichten wir ein einsam gelegenes unschönes Gebäude, das Armenhaus von Little Bacon, wir traten ein, gingen über den Flur, dem immer stärker werdenden würzigen Duft nach und kamen schließlich in einen großen Raum, auf einem gewaltigen Herd brutzelten zahllose Töpfe und Pfannen, um den riesigen Holztisch beladen mit vollen Tellern und Schüsseln hockten die Dorfarmen und futterten wie die Scheunendrescher.
vanDusen: Milord, meine Herrschaften, wir sind am Ziel.
Lord: Am Ziel, ja wirklich, ja wo ist die Marquise.
vanDusen: Hier Milord.
Lord: Tatsächlich, Prof, ich seh sie nicht.
vanDusen: O doch, Milord, sie sehen sie bzw das, was von ihr übrig ist, sie sehen sie überall in diesem Raum, auf dem Herd, auf dem Tisch, in Töpfen, Schüsseln, Pfannen, Tellern, in Form von Wellfleisch, Blutwurst.
Lord: Meine Marquise.
vanDusen: Braten, Kotelett.
Lord: Geschlachtet.
vanDusen: Ja.
Arme: Wir danken dem edlen Spender. Rülps.
Lord: Rache, blutige Rache, alle festnehmen, alle festnehmen, einsperren, hinrichten, alle, diesen diesen Blister auch und Sir Pelham Grenville.
Ronny: Aber Papa.
Lord: Und du Ronny, du wirst enterbt, was sie betrifft, Quack, Quackenbush, nehmen sie ihre Tochter und gehen sie mir aus den Augen.
Quackenbush: Mit Vergnügen.
Lord: Polizei.
Iris: Nichts lieber als das.
Lord: Scotland Yard.
Ronny: Aber Papa, Iris und ich wollen doch heiraten.
Lord: Die Feuerwehr, die Armee, die Marine.
Iris: Das ist vorbei, einen Schlappschwanz nehme ich nicht.
Lord: Der Henker, Henker seiner Majestät, aufhängen, alle miteinander, an den Kielern von Schloß Hogsford.
Hatch: Lord Hogsford wurde ohnmächtig, während die Verwandschaft sich um ihn kümmerte und die Armen von Little Bacon nicht wußten, wie ihnen geschah, entfernen wir, van Dusen, Quackenbush und ich uns unbemerkt im Getümmel, wir hatten es eilig, der letzte Zug nach Worcester fuhr in einer halben Stunde, und während wir zum Bahnhof eilen, drehe ich für sie, meine Damen und Herren, die Uhr kurz zurück, sie erinnern sich, der Prof, Quackenbush und ich waren mit der Marquise unterwegs nach Schloß Hogsford, es war keine muntere Landpartie, vor allem van Dusen wirkte verkrätzt.
Baconsfield: Na los dumme Sau, sie sagen ja gar nichts, Prof.
vanDusen: Ich denke nach, Mr Quackenbush.
Hatch: Über ihre atomare Strukturtheorie.
vanDusen: Nein mein lieber Hatch, über den massiven Affront, welchen man meiner Person angetan hat, Prof Dr.Dr.Dr. Augustus van Dusen wurde durch die Anwendung hinterhältiger ja schändlicher Methoden gezwungen, einen tief unter seiner amateurkriminologischen Würde liegenden Fall zu übernehmen, dekadente Aristokraten haben mir morbide Spiele getrieben.
Baconsfield: Los jetzt.
Hatch: Müssen wir ihnen zu allem Überfluß das Vieh auch noch zurückerstatten, mit rosa Schleifchen und schönen Grüßen.
vanDusen: Müssen wir das, mein lieber Hatch.
Hatch: Naja, immerhin haben sie den Fall übernommen, Prof.
vanDusen: Und gelöst, mein lieber Hatch, ganz gleich was mit dem corpus delicti will sagen der Sau noch geschehen mag.
Baconsfield: Wissen sie, was ich denke, wenn das Schwein wieder da ist, wird Lord Hogsford einverstanden sein, daß Iris diesen Idioten Ronny heiratet, entsetzlich.
vanDusen: Andererseits käme das Tier nicht zurück, gäbe es keine Hochzeit.
Baconsfield: Ja, das wär eine Idee.
vanDusen: Sehen sie das Gebäude vor uns.
Hatch: Grau und häßlich.
vanDusen: Das Armenhaus von Little Bacon, man hat es weit außerhalb der Dorfgrenzen errichtet, weil man mit den Insassen möglichst wenig zu tun zu haben wünscht, diese führen, so fürchte ich, ein nicht eben angenehmes Leben, der zweifellos seltene Genuß einer reichhaltigen, schmackhaften Mahlzeit wäre ihnen von Herzen zu gönnen.
Hatch: Ah, ich habe eine Idee.
Baconsfield: Ich auch Mr Hatch.
Hatch: Gehen sie voraus, Prof, Quckenbush und ich komme in ein paar Minuten nach.
Baconsfield: Sobald wir eine Kleinigkeit erledigt haben. Ja.
Hatch: Wir banden die Marquise an den Türpfosten des Armenhauses und dann malte Quackenbush ihr große weiße Buchstaben auf die schwarze Haut, Farbeimer und Pinsel hatten wir mitgenommen, um sie dem Krämer zurückzugeben, eine Spende, guten Appetit, so mein kleines dickes Etwas.
Baconsfield: Hatch, ziehen sie die Glocke, und jetzt nichts wie weg und um die Ecke, kommen Sie.
Hatch: So kam es, daß die Armen von Little Bacon ein fröhliches Schlachtefest feierten, daß Iris Quackenbush nicht Ronny Baconsfield heiratete und daß Lord Hogsford in Ohnmacht fiel, übrigens falls es sie interessiert, als er wieder zu sich kam, wurde er strenger Vegetarier und verlegte sich auf die Kürbiszucht, und noch ein Wort zum Schluß, meine Damen und Herren, Sie kennen Prof. van Dusen, Sie wissen, er ist ein abgeklärter Mensch, der über den Dingen des Alltags steht, aber wenn man ihn so richtig ärgert, dann kann es passieren, daß auch ein so bedeutender Zeitgenosse mal kurz die Sau rausläßt, in diesem Sinne, meine Damen und Herren, bis zu nächsten Mal.
Professor van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Cecil Baconsfield, Lord Hogsford: Hans Madin
Alastair Baconsfield, sein Bruder: Klaus Jepsen
Ronald (Ronnie) Baconsfield, sein Sohn: Hubertus Bengsch
Osgood P. Quackenbush: Christian Rode
Iris Quackenbush, seine Tochter: Lisa Adler
Augustus Whiffle alias Percy Blister: Walter Pfeil
Bahnhofsvorstand: Krikor Melikyan
Schweinewart: Heinz Rolfing
Krämer: Gerd Holtenau
Wirt: Otto Czarski
Hörspielfan
15. Juli 2025
Michael Koser: Tote singen nicht (Kriminalparodie auf Raymond Chandler) (RIAS/SWF 1971)
Das Haus war der gemeinsame Alptraum eines größenwahnsinnigen Architekten und eines Bauherrn, der zuviel Geld hatte, eine unwahrscheinliche Kreuzung aus gotischem Palazzo, maurischer Kathedrale und griechischem Eiscreme, aber ich war ja nicht hier, um den Geschmack der oberen Zehntausend zu beurteilen, Mister Waterson ließ mich warten, er konnte sich das leisten, er hatte eine Empfangshalle so groß wie das Landedeck eines Flugzeugträgers, einen fast echten englischen Butler, den er wahrscheinlich auf einer Antiquitätenmesse ersteigert hatte, und mehr Dollars als die übrige Stadt zusammen und ich war bloß ein kleiner Fisch, mein Auto war drei Jahre alt, mein Anzug war auch, und mein letzter Kontoauszug war
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Michael Koser: Dies Blutbild ist bezaubernd schön (Ein Vampir-Hörspiel) (RIAS 1973)
Amsterdam, 17. Mai, 6 Uhr 15, in einer halben Stunde wird Prof. Vandenburg bei mir erscheinen, der international angesehene Experte auf dem Gebiet der okkulten Wissenschaften, er hat versprochen mir meinen ersten Vampir vorzuführen, ich bin gespannt. Wir sind da, Vorsicht, das ist der Sarkophag, fassen Sie mit an, der Deckel ist schwer, sie haben doch das Kruzifix bei sich und den Knoblauch. Natürlich, im Sarg liegt ein älterer Mann, er wirkt entspannt, ruhig, als ob er schläft, ich habe das Gefühl, daß er mich durch die Wimpern hindurch beobachtet, seine Gesichtsfarbe ist ich würde sagen ausgesprochen gesund, die Lippen nein das ist geronnenes Blut in den Mundwinkeln, und dann zwei dunkle Linien bis zum Kinn
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Michael Koser: Ping-Pong zur Ming-Zeit (Erotische Erzählung aus dem alten China) (RIAS 1977)
Kennen Sie Kung Fu, kennen Sie Mao Tse Tung, aber kennen Sie auch Ming Ping Pong? Ming Ping Pong ist kurz gesagt nichts anderes als eine Abkürzung bzw. Kurzfassung des Titels dieser unserer Sendung, welcher in voller Länge lautet wie folgt: Ping-Pong zur Ming-Zeit, erotische Erzählungen aus dem alten China. Das Manuskript schrieb Michael Koser. Aber was, werden Sie nun fragen ist Ping Pong zur Mingzeit, eigentlich um ganz ehrlich zu sein, nur der etwas reißerische Titel für eine Sendung über einen wichtigen Abschnitt der chinesischen Literaturgeschichte, mit Körperkultur oder gar Leistungssport hat unser Thema höchstens im übertragenen Sinne zu tun... Steht und fällt mit dem Text, dem Wort. Fönis war
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Michael Koser: Das Geheimnis von Craven-Hall (RIAS 1978)
Versetzen Sie sich nun im Geiste zurück, um ein gutes dreiviertel Jahrhundert, in die Zeit der Gas-beleuchtung und der Pferdedroschken und folgen sie mir in das Gerichtsgebäude einer kleinen englischen Stadt, wo gerade eine Totenschau abgehalten wird, ein Mord hat stattgefunden. Und dann sahen Sie die Leiche. Jawohl euer Ehren, ich erblickte den dahingeschiedenen in seinem Blute liegen, inmitten dieser chaotischen Umgebung, es war abscheulich, wenn ich mir diesen starken Ausdruck gestatten darf. So, und was taten Sie dann? Ich sagte oh! Oh? Jawohl euer Ehren, oh, ich erinnere mich genau. Und dann? Äh, dann dachte ich nach. In der Tat, und? Ich äh ich dachte also nach, etwa 2 Minuten, würde ich sagen, dann
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Michael Koser: Schmetterling mit Hakenkreuzen (BR 1981)
Tschuang Tse träumt, er sei ein Schmetterling, er fliegt dahin, flattert mit den Flügeln und freut sich, plötzlich wacht er auf und erkennt, er sei Tschuang Tse, ist er nun Tschuang Tse, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder ist er ein Schmetterling, der träumt er sei Tschuang Tse, ahaha, wer kann das sagen, ich bin Melville Abendsen, geboren 1918, als der erste Weltkrieg zu Ende ging, im zweiten Soldat, Guadalcanal, Medwe, Guam, bei Iwojima verwundet, Besatzer auf Okinawa bis 1946, ich bin Schriftsteller, ich schreibe Science Fiction, ich, äh habe eine Idee im Kopf, eine Geschichte, die nicht in der Zukunft spielt, die gegenwärtig ist, zeitgenössisch und doch nicht von dieser unserer Zeit, ich will gewissermaßen
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Michael Koser: Zwei Leichen im Orient-Express (Ein Fall für Professor van Dusen) (nicht gesendet)
Guten Morgen, Professor, wachet auf, wachet auf, es krähte der Hahn, Morgenstunde hat bekanntlich Gold im Munde. Wie spät? Sieben Uhr durch, Professor, und die Sonne scheint. So, geben Sie mir mein Notizbuch. Sagten Sie Notizbuch? Ja doch, gestern abend, kurz vor dem Einschlafen, hatte ich einen höchst interessanten Gedanken im Zusammenhang mit meiner atomaren Strukturtheorie, von der Sie ohnehin nichts verstehen, da, auf der Ablage, etwas schneller, wenn ich bitten darf. Bitte sehr, Professor. Fällt Ihnen nichts auf, Professor? Nein. Und heute nacht haben Sie auch nichts gemerkt? Wie Sie wissen, mein lieber Hatch, erfreue ich mich eines gesegneten Schlafes, auch auf Reisen, was ist geschehen? Sehen Sie
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Michael Koser: Das schaudererregende Abenteuer im Orient-Express (WDR 1982)
Guten Morgen Homes, früh im Bett und früh heraus glaube mir das zahlt sich aus. Was ist die Uhr. Präzise 7 mein lieber Homes und die Sonne scheint. So geben sie mir mein Spritzbesteck. Aber Homes sie haben doch versprochen. Verschonen sie mich mit ihren spießbürgerlichen Moralpredigten was wissen sie schon da von wie sehr ich meine 7%Lösung brauche, da auf der Ablage, nun geben sie schon her. Wenn sie darauf bestehen. Ja. Fällt ihnen nichts auf Homes. Nein. Und heute nicht haben sie auch nichts gemerkt. Wissen Sie mein lieber Watts ich erfreue mich selbst auf Reisen eines passablen Schlafes, was ist geschehen. Werfen Sie einen Blick aus dem Fenster. Ah wir stehen. Sehr scharfsinnig, 7 Uhr, sollten wir schon seit Stunden in Sofia
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Michael Koser: Film Noir (DLR 2000)
Keine Fotos, keine Fotos, bitte, keine Kameras, lassen Sie den Mann doch in Ruhe, und keine Fotos, hören Sie bitte auf zu fotografieren, machen Sie Platz... Als ich Malibu Beach erreichte, war der Regen noch stärker geworden, Blitze zuckten über den Nachthimmel wie der Widerschein fernen Artilleriefeuers, ich hielt, fünf Minuten vor Elf, ich war pünktlich, die Straße war leer, bis auf einen einsamen Buick weiter vorn an der Biegung, unter einer windgeschüttelten Palme, und bis auf Arnolds Cadillac natürlich, er hockte vor dem Strandhaus wie eine riesige Kröte, ich hätte in guter Stimmung sein sollen, aber mein Gemüt war fast so dunkel wie der Himmel, Schatten der Vergangenheit oder eine Vorahnung an diesem verregneten Abend
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Michael Koser: Die Alzheimer-Gang (DLR 2002)
Ich soll die Story erzählen, das haben Garbo und Harald und Hildchen so beschlossen, ich weiß nicht wie ich das finde, klar ich gehör auch zur Alzheimergang, bloß irgendwie doch nicht so ganz richtig, weil ich bin erst 19 und Alzheimer ist noch weit hoffe ich mal, aber wenn die anderen unbedingt wollen, okay. Hören Sie sich das mal an: gerade im Bereich der Seniorenpolitik, sagte Dr. Waldhorn, muß sich sehr viel ändern, unseren älteren Mitbürgern, sagen wir es doch ganz deutlich, geht es zu gut. Was zu gut? Ja. Der spinnt, der Waldhorn. Och, vielleicht hat seine Mutter ja recht. Der Sie immer die Karten legen, Hildchen, ja, und was sagt die alte Isolde Waldhorn. Sie sagt, ihr Sohn sei ein, entschuldigen Sie den Ausdruck, ein
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Michael Koser: Die Schule der Glücksritter (DLR 2004)
Pittsburgh, hier Pittsburgh. Der Pennsylvania Special rollte gerade ein, als ich den Bahnsteig betrat, ich fror ohne Hut und Mantel, der Schneeregen der Dezembernacht hatte mich durchnäst, die Tasche war so schwer und ich wurde verfolgt, während ich am Zug entlang hastete, sah ich mich um, da kamen sie, zwei große Männer in dunklen Mänteln und klobigen Schuhen, in Panik stieg ich in den nächsten Wagen, ein Pullmansalon mit Privatabteilen und lief den Gang entlang, fängt ja gut an das neue Leben, dachte ich, plötzlich öffnete sich die Tür neben mir, eine Hand packte mich, zog mich ins Abteil. Legen Sie sich ins Bett schnell. Meine Tasche. Die verstecken wir unterm Bett, cava, unter die Decke Mademoiselle, wickeln sie sich
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Hörspielfan
12. Juli 2025
Michael Koser: Cocktail für Zwei
Kongo King Blue (DLR 1998)
Wenn ich die frühe Karriere unseres Glücksritterduos Felix und Cora Revue passieren lasse, ihre ersten Unternehmungen in Rußland und London, das Berliner Tangoabenteuer, den Coup in Monte-Carlo, die Affäre um den Hohenzollernhort, dann frage ich mich, womit fange ich an, mit dem Anfang natürlich, sagt der chronikalisch korrekte Pedant, so gehört es sich, so muß es sein, wirklich, die zwanziger Jahre in denen unsere Geschichten spielen, waren alles mögliche, golden, schmutzig, wild, mondän, krisenhaft, glorreich, schrill, pedantisch und korrekt waren sie nie, ich glaube ich beginne mit dem Abenteuer an der Riviera, bl-aues Meer und Sonnenschein, Kinostars, Luxus, großes Geld und große Gauner, der ideale Einstieg in die
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Tango Berlin (DLR 1998)
Als das Jahr 1920 sich dem Ende zuneigte, als die Tage kürzer und kälter, die Nächte länger und heißer wurden, schüttelte ganz Berlin sich im Shimmyfieber, ganz Berlin nein, im vornehmen Hotel Kaiserhof trotz te das Orchester dem Zeitgeist und spielte weiterhin Tango, zur Freude eines erlesenen Publikums, es war Hochsaison, Sonntag, der 10. Oktober 1920, mitten in der Nacht. Eben hab ich etwas Hochinteressantes gehört, Freund Felix. Von wem, teuerste Cora. Von dem kleinen kravonischen Botschaftsattache, mit dem ich gerade getanzt habe, der mit den breiten Schultern und den schönen schwarzen Haaren. Und dem Hohl raum darunter. Mag sein, aber die Fassade ist imposant, das müssen sie zugeben. Was haben Sie denn nun
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Kaiserpunsch (DLR 1998)
An einem schönen Sommerabend im Jahr der großen Hitze, präziser am Donnerstag, dem 11. August 1921 gegen 9 Uhr, ritt ein elegantes Paar auf zwei eleganten Brauen über den einsamen Strand des eleganten Badeorts Schevenic, es war noch sehr warm, die Dämmerung hatte soeben erst eingesetzt und die Reiter, die man in ihrem eleganten Hotel kannte als Sir Mortimer und Lady Gwendolyn Grenfelpetinkton waren auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Was vermissen Sie, Freund Felix? Das Salz in der Suppe, Spann ung, Gefahr, Risiko, Abenteuer. Das exquisite Gefühl auf dem Drahtseil über dem Löwenkäfig Tango zu tanzen. Genau das, teuerste Cora, für eine geruhsame Existenz in Filzpantoffeln sind Felix und Co nicht ge
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Bloody Mary (DLR 1998)
Bisher meine Damen und Herren haben Sie mit mir Felix und Cora an die CotedAzur begleitet, nach Berlin und zum Versteck des Hohenzollernhorts, jetzt wird es Zeit, zu den Ursprüngen zurückzukehren, als alles begann, es war einmal ein Krieg, ein Weltkrieg, er sollte der letzte sein und war doch nur der erste, in die sem Krieg gab es einen Offizier der Felix hieß und zum Geheimdienst seines Landes gehörte und es gab auf der Gegenseite eine Spionin namens Cora, nun geschah es, daß beide sich trafen und aus Feinden zu Freun den wurden, da sie der Ansicht waren, für einen frühen Tod seien sie viel zu schade, verließen sie die Front unter Mitnahme erheblicher Summen die nicht ihnen gehörten sondern ihren jeweiligen Generalstäben und
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Eiffel sour (DLR 1999)
Das Jahr 1922 war angebrochen und die Welt drehte sich immer schneller, Landru der schwarzbärtige Frauenmörder verlor Bart und Kopf, mit großem Getöse tagte zu Genua eine internationale Konferenz, die die Weltwirtschaft sanieren sollte, ein gewisser Josef Stalin wurde Generalsekretär der kommunistischen Partei Rußlands, der französische Ministerpräsident Briand mußte zurücktreten und Monsieur Poincare übernahm seinen Posten, das alles ist bekannt, das alles steht in den Geschichtsbüchern, daß der Eifelturm, das weltberühmte Wahrzeichen der Stadt Paris gestohlen wurde, das steht nicht in den Geschichtsbüchern, am Nachmittag des 9. Mai 1922 nahm diese schier unglaubliche Geschichte ihren Anfang. Von hier aus ist
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Surabaya Sling (DLR 1999)
Es war ein schöner Junitag im Jahre 1922, die Sonne strahlte als gäbe es weder Weltkriege noch Friedens- verträge, die Vögel die nichts wußten von Wirtschaftskrise und Inflation sangen aus vollem Hals und durch die von keiner Erhebung beeinträchtigte Plattheit der norddeutschen Tiefebene dampfe behäbig ein Bum-melzug, sofern er nicht, wie es sich des öfteren als unumgänglich erwies, in einem der zahlreichen kleinen Bahnhöfe eine Verschnaufpause einlegte. Willsum hier Willsum, beim aus und einsteigen beeilen bitte. Was für ein Nest, teuerste Cora, so winzig, so ruhig, so ganz und gar uninteressant. Glauben sie Felix, je kleiner die Laus, desto fetter der Schmaus. Oh kravonisches Sprichwort. Ganz recht, hätten sie nicht Lust, diesem
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Germanengold (DLR 1999)
Wir sind von Kopf bis Fuß auf Wagner eingestellt, denn das ist unsere Welt und sonst gar nichts. Heil dir Holde. Heil dir Held Herman. Was gibts zu schmausen. Semmeln, Wurst, Käse, Eier, wie immer. Trefflich, trefflich, schenk ein, den Kaffee aus keramischer, schweig stille Loki du arger Wicht. Pst, gleich kriegst ein Wursti. Herman der Cherusker und Thusnelda saßen am Frühstückstisch, dieser stand in der Villa Walhall und diese wiederum stand an der Poschingerstr. im vornehmen Münchner Stadtteil Bogenhausen, eigentlic h hieß Herman Alois Wichtel und so sah er auch aus, trotz seiner wenig imposanten Statur, seiner auswärts gebogenen Knie, seiner spärlichen mausblonden Haare hielt er sich für die leibhaftige Wiedergeburt des H
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Titanic Smash (DLR 1999)
Titanic, alle reden immer nur von der Titanic dabei waren es zwei zwei Schiffe. Es war vor Jahren gewesen noch während des Kriegs, in Amsterdam, Felix hielt sich incognito im neutralen Holland auf, der Grund tut nichts zur Sache, in einer finsteren Kaschemme im Hafenviertel war er mit einer gewissen wichtigen Kon-taktperson verabredet, der Mann ließ auf sich warten, er kam übrigens nie, er trieb ein Messer im Rücken in einer abgelegenen Gracht, doch dies nur nebenbei, während er wartete gab Felix einem betrunkenen See mann einen Ginebra aus, und der revanchierte sich mit einer höchst erstaunlichen Geschichte. Zwei Schiffe zwei Schwestern, fast Zwillinge, erst die Olympic, dann die Titanic, eine sah aus wie die andere, darum ist
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Hörspielfan
7. Juli 2025
Michael Koser:
Der letzte Detektiv: Testmarkt (BR 1984)
Sie war ein paar Jahre jünger als ich, um die 35, dunkles Haar, dunkle Augen, eine wohlgefällige Figur, in einem von diesen weißen Overalls, die nach gar nichts aussehen, und mehr kosten, als ein Detektiv im Monat verdient, in der 40-Quadratmeterklasse, schätzte ich, auf dem Klientenstuhl in meinem Büro plus Apartment, 22 Quadratmeter und ein paar Zerquetschte, wirkte sie wie ein aufgeblühter Kirschzweig in einer alten Bierflasche, ich bin sentimental, ich mag Kirschblüten. Mein Name ist Delgado, Judith Delgado Judith, das gefällt mir, ein Mensch, dessen Name mit J anfängt, kann nicht ganz schlecht sein. Ich heiße Jonas, nur Jonas, wie der Typ mit dem Walfisch in der Bibel, viele Leute wundern sich darüber daß ich nur
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Der letzte Detektiv: Safari (BR 1984)
Der Löwe war kein echter Löwe, natürlich nicht, seit Jahren gab es keine Löwen mehr auf der Erde und in einer Raumstation schon gar nicht, aber echt oder nicht, der Löwe war da, und er sah gefährlich aus, so gefährlich, daß Jonas vorsichtshalber erst mal rannte und sich einen hohen Baum suchte, Kokospalme oder Bandiang, was weiß ich, auf Bäumen haben Löwen nichts zu suchen, das wußte ich, und das wußte auch der Löwe, zu meinem Glück. Ich wartete, bis mein Puls wieder unter Schallgeschwindigkeit war, und dann versuchte ich Sam über Funk zu erreichen. Sam! Sammy! Wo steckt der verrückte Blechkanister? Sam! Hat mein Herr und Meister gerufen? Gerufen? Gebrüllt habe ich, hör zu, du Spottgeburt von Chips und Eisen.
…
Der letzte Detektiv: Reservat (BR 1984)
Es war einmal eine Zeit da gab es Privatdetektive, harte Männer, gerecht, nie um eine Antwort oder um ein en Ausweg verlegen, und wenn es sie nicht in Wirklichkeit gab, dann doch wenigstens in Büchern und Filmen. Heute im frühen 21. Jahrhundert gibts nur noch einen von der Sorte. Mich. Ich bin Jonas. Jonas, der letzte Detektiv. Nicht so hart, auch nicht immer gerecht, dafür fällt mir manchmal keine Antwort ein, und nach einem Ausweg muß ich oft lange suchen. Aber ich tue, was möglich ist, mehr kann man nicht verlangen. Was Frau Marcus-Pallenberg von mir wollte, war nicht möglich. Oder doch? Sie müssen ins Reservat. Ein Vorschlag, Frau Marcus-Pallenberg, kaufen Sie sich ein paar starke Männer die mich fesseln
Der letzte Detektiv: Schlachthaus (BR 1984)
So fangen die meisten meiner Fälle an: Ein Typ sitzt in meinem Büro, rutscht auf dem Stuhl rum, und weiß nicht so recht, ob er mir überhaupt erzählen soll, weshalb er gekommen ist. Wie gesagt, so fangen die meisten meiner Fälle an, dieser nicht. Darf ich Ihnen jetzt die Speisekarte vorlegen, mein Herr? Ich warte noch. Gestatten Sie mir die Bemerkung, mein Herr, Sie warten bereits eine halbe Stunde, wenn Sie schon nicht essen wollen dann vielleicht wenigstens noch einen Whiskey? Danke, wissen Sie falls meine Verabre- dung nicht kommt muß ich die Rechnung selber zahlen und bei Ihren Preisen. Verstehe, in diesem Fall muß ich Sie darauf aufmerksam machen daß Ihr Tisch benötigt wird. Ach wann? In wenigen Minuten mein Herr
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Der letzte Detektiv: Requiem (BR 1985)
Alles neu macht der Mai, macht die Seele froh und frei. Sam halt den Schnabel Sammy. Aber Chef, Sam hat keinen Schnabel, Sam ist kein Vogel, Sam ist ein Computer, laß das Haus, kommt hinaus, bindet einen Strauß. Und Computer, die nicht gehorchen, kommen auf den Schrottplatz, so, jetzt kann ich mal was sagen, zur Richtigstellung sozusagen. Es war nämlich gar nicht Mai, nicht mal ein bißchen, im Gegenteil, es war Herbst, trüber grauer Spätherbst, 7. November 2009, und alles neu, das stimmt auch nicht, jeden-falls nicht ganz, gut ich hatte mir was Neues zum Anziehen geleistet, einen antiken Trenchcoat Marke Bog-ie, nicht billig, aber edel, meinte Judith, und für den guten Sam war ein funkelnagelneuer Vocoder drin ge
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Der letzte Detektiv: Kidnapper (BR 1985)
Robodocs gehen mir auf die Nerven darin bin ich altmodisch, nicht nur darin mir stinkt so einiges in dieser unserer Zeit aber Robodocs ganz besonders, darum suche ich mir einen echten menschlichen Medizinmann wenn die vorgeschriebene Jahresinspektion fällig wird, das heißt, dieses Mal, im Mai 2010, war es eine Medizinfrau, vielleicht hätte ich doch lieber zum Robodoc gehen sollen, was Frau Dr. Simon mir sagte gefiel mir nämlich gar nicht. Sie gefallen mir nicht Jonas. Machen Sie sich nichts draus, ich gefall vielen nicht. Äußerlich ist ja alles in Ordnung so weit, aber innen. Magen? Ganz richtig. Ihr Magen, akute Ulkus-gefahr, rauchen Sie, Nikotin? Nein. Nehmen Sie sonst irgendwelche Drogen? Äh Alkohol? Also, also wenn
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Der letzte Detektiv: Schmiergeld (BR 1985)
Ich machte die Tür auf und da saß er mitten in meinem Büro auf meinem besten und einzigen Klientenstuhl, er war klein, und trug grau, das offizielle grau der Politiker und Geschäftsleute, eine graue Maus, unauf-fällig, abgesehen von einer Kleinigkeit, er war tot, sein Gesicht war blau angelaufen, die Zunge hing ihm aus dem Mund, die Augen standen weit offen, das gefiel mir nicht, welcher Detektiv findet schon gern eine ermordete Leiche in seinem Büro? Erwürgt mit einer Drahtschlinge, fachmännische Arbeit, zwei Täter, einer hält den Mann fest, der andere zieht zu. Wie weiland die Thugs, eure mäßige Belesenheit dürfte sie kaum kennen, eine indische Mördersekte, welche vorzugsweise in Bengalen florierte, zu Ehren ihrer Göttin
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Der letzte Detektiv: Niemandsland (BR 1985)
Ich konnte mich nicht rühren, ich war gefesselt und geknebelt, ich hatte Angst, ich wartete, die Tür ging auf und herein kam, nein, kein Mann mit Pistole, eine Frau mit Laserstrahler, Frau Professor Caligari, sie zielte auf meine Stirn, ich starrte in ihre Augen und in die Mündung, drei Löcher, schwarz wie der Tod, ihr Finger am Abzug bewegte sich, wurde weiß, aber es zischte nicht, es klingelte, wieder und wieder, und da wachte ich endlich auf, ich schüttelte den schweren Kopf, um den schweren Traum zu verscheuchen und gri ff zum Fon. Ja? Jonas? Jonas. Jonas, nur Jonas. Privatdetektiv? Ja. Der letzte. Ein Fossil. Ein Dinosauri-er. Nur nicht so groß und so schrecklich. Dafür bin ich zu müde. Und wer sind Sie? Mein Name ist Sesam.
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Der letzte Detektiv: Sündenbock (BR 1986)
Uhuhuhuh, uhuhuhuh! Acht Uhr früh, und es krähte der Hahn. Uhuhuhuh, uhuhuhuh! Ein Hahn war es nat ürlich nicht, wo gibt's denn heutzutage noch Hähne? Im zoologischen Garten, Herr Oberstabsveterinär, hinten rechts, neben den Schweinen, oink. Weiß ich doch, Sammy. Ein armer alter Hahn ohne Schwanz, wenn der überhaupt noch kräht, dann bestimmt nicht am Morgen, sondern nachts, da träumt er vielleicht von Würmern und von seinen Hennen, mein Kräher war Sam. Uhuhuhuh, uhuhuhuh! Wachet auf, wachet auf! Es krähte der Hahn. Morgenstund hat Gold im Mund, erhebe dich du schwacher Geist, der du noch in die Kissen beißt, early to bed and early to rise is healty, wealty and wise, uhuhuhuh! Das reicht, Sam. Uhu
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Der letzte Detektiv: Todestour (BR 1986)
Jonas. Was ist? Zeit zum Aufstehen? Ruhe, kein Wort, keine Bewegung, Sie befinden sich im Bereich akuter polizeilicher Notstandsmaßnahmen. Verhalten Sie sich ruhig, dann passiert Ihnen nichts. Ich verhielt mich ruhig, das fällt mir nicht schwer, wenn sechs Typen mit Laserstrahlern auf mich zielen, sechs Typen in schwarzen Kampfanzügen und schwarzen Schutzhelmen, bei solchen Weckern kann ein sensibler Mensch schon das Flattern kriegen, zum Glück bin ich nicht sensibel, und außerdem Kummer gewohnt, normaler- weise weckt mich Sam, aber ich war sauer, Judith war bei mir, ausnahmsweise und Judith war von meinem Weckdienst gar nicht begeistert, das sah ich ihr an, und ich sah noch was, durch meinen leeren Türrahmen
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Der letzte Detektiv: Spielwiese (BR 1986)
Hallo... Ja, am Apparat. Tot? Ja. Viertelstunde. Danke. Miles Archer, mein Partner, ermordet, wenn der Partner eines Mannes umgebracht wird, erwartet man, daß er was unternimmt, aber das war schwierig, ich hatte so viel zu tun, so viele Leute wollten was von mir, Mister Joel Cairo, zum Beispiel. Ich versuche, ein Schmuckstück wiederzubeschaffen, das - sagen wir - verlegt wurde, ich dachte und hoffte, Sie könnten mir helfen. Es ist eine Statuette, eine schwarze Figur eines Vogels, Mister Spade. Mister Spade war ich. Sa- muel Spade, ein blonder v-förmiger Satan oder so ähnlich, auf der Suche nach dem Malteser Falken, Birgit war übrigens auch da. Kann ich dich mit meinem Körper kaufen, Sam? Ich denk darüber nach. Oh, ich bin
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Der letzte Detektiv: Inselklau (BR 1986)
Was haben Sie verloren? Eine Insel, nein moment das stimmt nicht. Hab ich mir doch gleich gedacht. Zwei Inseln, nein, also eigentlich drei. Sind Sie sicher, nicht vielleicht vier? Drei Inseln, verloren, weg, versch-wunden, wie finden Sie das? Also ich... Laß doch, Jonas, der Mann ist betrunken. Nicht doch, betrunken ist man im Dipsomaten, oder im Casablanca, aber nicht hier. Das Maritim ist ein hochfeudales Hotel. In Westerport bei Babelshaven. Wer in der Bar vom Maritim trinkt, ist bestenfalls angeheitert. Der Mensch neben uns war angeheitert, ziemlich angeheitert, kein Wunder, wo er doch drei Inseln verloren hatte. Ja wohl, drei Inseln, weg, und ich steh da. Sie sitzen, um genau zu sein. Sind Sie fromm? Was? Nein nicht be
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Der letzte Detektiv: Megastar (BR 1989)
Mein Büroapartment, 22 Quadratmeter und ein paar Zerquetschte, war das reine Krankenhaus, die undefi nierbare Topfpflanze, Jo’s nachträgliches Geschenk zum Geb., ließ alles hängen was sie hatte, mein Magen gab schrille Signale aus dem Untergrund, und Sam war erkältet, sagte er. Ha-Hatschi, was muß der arme Sammy leiden. Schluß damit, Sam, du bist ein Computer, du kannst gar nicht erkältet sein. Kann ich wohl. Kannst du nicht. Doch, und ich werde es beweisen, wenn eure logische Hypopotenz gestatten, a) Computer können schneller denken als Menschen. OK. b) Computer können also mehr als Menschen. Ja. c) Wenn Co-mputer mehr können dann können sie notwendigerweise auch genauso viel wie Menschen. Aha ja. Mensch
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Der letzte Detektiv: Supernova (BR 1989)
Es war Montag der 12.September 2011, das Datum habe ich mir gemerkt, man kriegt ja nicht jeden Tag ein en Brief von einer Leiche. Montagmorgen, Zeit, die Wochenpost aus der Box zu holen, den Weg hätte ich mir sparen können, dachte ich, als ich wieder zu Hause war, das Übliche: Werbung, 2-D, 3-D, holograph-isch, eine Mahnung der Girozentrale, endlich mein Konto aufzufüllen, widrigenfalls und so weiter, das üb-liche. Papierkorb. O bitte, Exzellenz, nicht Papierkorb, eine veraltete Vokabel, altmodisch, abgestanden, altbacken, antiquiert, ach, der moderne Mensch benutzt einen Shredder, und drückt sich entsprechend aus. Ok Sammy schmeißen wir das Zeug halt in den Shredder. Könnte eure drognodetische Zurückgebliebenheit
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Der letzte Detektiv: Schneewittchen (BR 1989)
Es war ein toter Tag, ein Tag, an dem die große Stadt Babylon so grau und so kalt wirkte wie ein krepierter Elefant, ein Tag, an dem nichts passiert, dachte ich. Das war ein Irrtum. Ich war in den Trödelladen gega-ngen weil mir die alte Postkarte im Schaufenster aufgefallen war, eine Fotographie, 2D, schwarz weiß, alt-modisch, so altmodisch wie Jonas. Ein kleiner Mann mit Hut, die Oberlippe schief hochgezogen, Revolver in der Hand und über dem Mann, von links unten nach rechts oben, ein schwarzer Schriftzug. Eine Rarität mein Herr, das authentische, handgeschriebene Autogramm des Schauspielers Humphrey Bogart, Mitte des vorigen Jahrhunderts mehr als 60 Jahre alt. 65 genau, das ist ein Bild aus Big Sleep 1946. Der Herr ist ein
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Der letzte Detektiv: Störfalle (BR 1989)
Plötzlich war er da, er stand mitten in meinem Büro, sehr jung, sehr verlegen und starrte mich an, mit ries engroßen Kalbsaugen, ich hätte die Tür verrammeln sollen, oder noch besser verreisen, weit weit weg von Babylon, aber meine Kristallkugel war außer Betrieb an diesem 10. Januar 2012. Herr Jonas? Sie sind doch Herr Jonas? Ich glaub schon, außerdem stehts draußen an der Tür. Ja, Herr Jonas, ich, äh, ich finde Sie toll. Sie sind ein Held, ja, Sie sind der größte, echt, total der größte. Hör mal zu, Kleiner, Jonas ist alles mögliche, eine 1-Mann-Show, Jongleur, Clown, Feuerspucker, Degenschlucker, der Mann auf dem fliegen-den Trapez, der Mann, der durch den brennenden Reifen springt, für 100 Euros pro Tag und Spesen, aber
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Der letzte Detektiv: Eurodschungel (BR 1990)
Er fing schon mies an, dieser 3. Mai 2012, Jacob hatte vor, seinen Schuppen umzutaufen, nicht mehr Casa blanca sollte er heißen, sondern... Wie soll dein Schuppen jetzt heißen? Babylon, Cafe Babylon. Cafe? Du weißt doch gar nicht, was Cafe ist, Jacob. Na und? Cafe hat was, Nostalgie, Klasse. Es gab immer noch den alten Synth-Whisky, mies und teuer, es war immer noch das alte Casablanca, ich fühlte mich wie zu Hause, müde und mies. Ja? Ja, Moment, für dich Jonas. Sie können eine Nachricht hinterlassen, sprechen Sie nach dem Pfeifton, tüt, oder pfeifen Sie nach dem Sprechton, wie Sie wollen. Jonas? Von mir aus kön-nen Sie auch summen oder singen. Sind Sie Jonas, der Detektiv? Ich mußte es zugeben, Jonas, nur Jonas.
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Der letzte Detektiv: Eurobaby (BR 1990)
Bamballa. Kennen Sie Bamballa? Eine Hafenstadt in Sahel, Nordost-Afrika. Trocken, heiß, staubig, trübsel ig, und über dem Ganzen ein durchdringender Duft nach Kamelmist und abgelatschten Sandalen. Äh! Das letzte. Ja, Gottes linke Achselhöhle. Das Loch gleich neben der Hölle. Des Teufels fauler Stockzahn. Der Arsch der Welt. Sam. Mein Computer und ständiger Begleiter, redet viel, weiß alles. Ja. Nur nicht, wie man aus diesem verfluchten Nest rauskommt. Ich saß fest, seit einer Woche, ich hatte einen Job in Merdist-an gehabt, das ist der sympathische Staat im Orient, der seine Bürger mit öffentlichen Massenfolterungen bei Laune hält, ich sollte ein Kind aus Merdistan holen für seine Mutter in Babylon, ihr merdistanischer Ex
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Der letzte Detektiv: Euromüll (BR 1990)
Jonas, hilf mir, Jonas, bitte, bitte hilf mir! Hilf! Jonas! Hilf! Jonas, bitte bitte hilf mir! Jonas bitte. Jonas bit te hilf mir, Jonas! Judith ruft mich. Sie ist in Gefahr. Sie braucht Hilfe. Wo ist Sie? Wo bin ich? Ich wachte auf. Ich war in Afrika, ich hatte geträumt, aber da rief immer noch jemand. Jonas! Hilfe! Hilf mir Jonas. Hilfe! Machen Sie auf, Jonas, schnell! Nicht Judith. Die war zu Hause in Babylon. Ein Mann. Jonas, laß das, Jonas jetzt steh doch auf! Da ist einer an der Tür! An der Tür. Vor unserem Bungalow, in der Hotelan- lage am Meer, unter Palmen, mitten in der Nacht. Ein Radaubruder. Wußte der nicht, daß Jonas Urlaub hatte? Jonas! Um Gottes Willen, Hilfe! Hilfe! Ah! Nein, ich will das nicht, ich hab frei. Was ist Jonas? Ach
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Der letzte Detektiv: Euroblues (BR 1990)
Judith ist tot, damit sollte ich anfangen, aber das kann ich nicht, ich fange an mit dem 20. Juni 2012, dem Tag, an dem ich Judith zum letzten Mal lebend gesehen habe, bei mir, in meinem Büroapartment. Wir schreiben das 21. Jahrhundert, eine Zeit der Pläne und Grenzen, der Rahmen und Programme, in dieser Zeit lebte ein Mann, der anders ist als die anderen, der in keinen Rahmen paßt und in kein Programm, der seinen Weg geht, einsam, integer, furchtlos, es ist, Tusch Majestro please, Jonas, Jonas, the last detective hahaha. Bravo, du solltest dir angewöhnen, deine Tür abzuschließen, Jonas. Judith! Bist du sicher, daß du zu mir willst? Stör ich? Ich hab das Gefühl ich bin hier in eine Sitzung des Vereins für gegenseitige Beweih
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Der letzte Detektiv: Attentat (BR 1991)
August 2012. Hochsommer, brütende Hitze, die Klimaregulierung war kaputt, wie immer, Babylon die gro ße Stadt, stank zum Himmel, ein gigantischer Misthaufen, verrottet, verwest, verfallen und trotzdem begehrt, manche reißen sich sogar darum, alle fünf Jahre wenn die Wahl zum Bürgermeister ansteht. Harry Hauer. Nur Harry Hauer. Ihr Kandidat. Neu. Harry Hauer. Wer hat sich hochgearbeitet vom Volksrentner zum Multimilliardär? Harry Hauer. Wen braucht Babylon? Harry Hauer. Wer wird Bürger meister? Harry Hauer. Wen wählen Sie? Harry Hauer. Nur Harry Hauer. Harry Hauer. Nur Harry Hauer. Ihr Kandidat. Neu. Unverbraucht. Harry Hauer... Wen wählen Sie? Überall Wahlrobots und Slogomaten.
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Der letzte Detektiv: Westfront (BR 1991)
Was ist los mit dir Jonas, du sitzt da, sagst nichts, machst ein Gesicht wie Chefinspektor Brock im Spätdien st, trinken tust du auch nicht, was hast du? Ich mach mir Gedanken, Jacob. Ach was, worüber? Über Philip Marlowe, warum er immer im Trenchcoat rumgelaufen ist, in Kalifornien, wo es nie geregnet hat, damals. Im 20. Jahrhundert. Ich sag dir was, Jonas, du bist von der Rolle. Sah ganz so aus. Vielleicht lags daran, daß Judith gerade ein viertel Jahr tot war, oder daß mein letzter Fall schon zwei Monate zurücklag. Wie auch immer, mit Jonas war nicht viel los, mit dem Casablanca auch nicht, außer Jonas nur zwei Gäste, alter Mann, junge Frau, hinten in der Nische. Weißt du was ich glaube, Jonas? Ich glaube, du wirst alt
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Der letzte Detektiv: Wunderland (BR 1991)
Ein Klient kommt ins Büro, ein ordentlicher Fall bei einem ordentlichen Privatdetektiv fängt so an, so muß es sein, so steht es in den Büchern, nicht beim letzten Detektiv, meine Fälle fangen meist woanders an, im Casablanca zum Beispiel, dieser Fall fing ordentlich an, in meinem Büro, nur eins war nicht in Ordnung, der Klient hätte eine Klientin sein müssen, wunderschön, geheimnisvoll, und möglichst blond. Nett haben Sie es hier, Herr Jonas, so, so übersichtlich. Schauen Sie, Damen und Herren, staunen Sie, vor Ihnen erstre ckt sich in seiner ganzen unfaßbaren Weite von sage und schreibe 22 Quadratmeter das Büroapartment von Jonas dem letzten Detektiv. So lebt Jonas, Damen und Herren, so arbeitet Jonas, sind Sie hier um mein
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Der letzte Detektiv: Paranoia (BR 1991)
Zwei Knaben gingen durch das Korn... Nicht schon wieder. Der eine bluß das Klappenhorn. Nein. Doch, er konnts zwar nicht gut blasen, doch blus ers einigermaßen. Freut euch des Lebens. Ja wahrlich freuet euch und abermals freuet euch, denn siehe, Großmutter wird mit der Sense rasiert. Ole. Hahaha. Sam hatte sich einen Virus eingefangen, den berüchtigten Klapphornvirus, weiß der Teufel, wo er sich rumgetrieben hatte, Sam ist mein Computer, klein, aber laut, eine Nervensäge schon ohne Virus, und mit Virus gar nicht mehr auszuhalten. Und ferner steht geschrieben im Buche des Klapphorns: zwei Knaben suchten emsiglich am Baum nach einem Apfel, sie fanden keinen Apfel nicht. Der Baum das war ne Pappel, hallo. Was sagten Sie
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Der letzte Detektiv: Pharao (BR 1993)
Das Ministerium für Kultur war noch dasselbe schäbige Gebäude, nicht weit vom van-Dusen-Platz, aber hinter dem schäbigen Schreibtisch im schäbigen Büro saß nicht mehr Dr. Gödel Escherbach, Gott hab ihn selig, jetzt saß da eine Frau wie eine Stahlfeder: grau, hart, dünn, gespannt. Cornelia Schrödinger, M.A., Dezernentin für Museen und kulturellen Austausch, setzen Sie sich, Herr Jonas. MA? Magister Artium, ein akademischer Titel, Medienwissenschaft Universität Babylon, und wo haben Sie studiert, Herr Jonas? Uni Feuerland, Nahkampf und Guerillatechnik. Der antarktische Krieg, ich verstehe, zur Sache Herr Jonas, im November 2010 vor rund zweieinhalb Jahren haben Sie für uns einen Auftrag ausgeführt, sie haben damals
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Der letzte Detektiv: Nachtcafe (BR 1993)
Sie wimmelten um uns herum, kratzten an der Plexikuppel, drückten sich die verschorften Nasen platt, stier ten auf unseren Tisch, unsere Teller, Steaks, echtes Rindfleisch, unbezahlbar, sie zeigten uns ihre dürren Rippen, ihre aufgetriebenen Bäuche, ihre offenen Wunden, ihre Eiterbeulen, und sie schrieen, sie schrieen vor Hunger, sie schrieen nach unseren Abfällen, der bullige Typ neben mir warf ihnen was zu, einen abgenagten Knochen, durch die elektronisch gesicherte Klappe, sie stürzen sich drauf, fielen übereinander her, schlugen sich blutig. Hahahaha, das macht Laune und Appetit, Hunger ist der beste Koch, sagten schon Opa und Oma im guten alten 20. Jahrhundert, na, ihr Klappergestelle, noch ein Stück? Kusch später
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Der letzte Detektiv: Strafkolonie (BR 1993)
Mir gings gar nicht gut, Jacobs neuer Whisky, beste Schmuggelware aus Singapur, sagte er, gestern abend hatte ich das Zeug im Casablanca getestet, ich fühlte mich wie die uralte Mumie eines uralten Pharao und ich sah auch so aus, aber den kahlköpfigen Mann, der mir in meinem Büroapartment gegenüber saß, störte das nicht, im Gegenteil. Sehr schön, zerknittert, unrasiert, Augen blutunterlaufen, Ringe drum herum, bleiben Sie so, Herr Jonas, so sind Sie genau richtig für den Job. Welchen Job? Den Sie für mich erledigen werden, Herr Jonas. Werd ich das, worum gehts denn? Sie werden meine Außenstände eintreiben, so was machen Sie doch, oder? Klar, mach ich, wenn sich nichts Besseres bietet, ich bin Detektiv, Privatdetektiv.
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Der letzte Detektiv: Ufo (BR 1993)
Er stand auf seines Daches Zinnen und schaute mit trüben Sinnen auf Babypsilon die große Stadt. Die Sicht aus meinem Fenster im 16. Stock war gut, ausnahmsweise, klar und scharf lag das nächtliche Babylon unter mir, rin riesiger Flickenteppich, im Westen die Ghettos der Reichen, in gedämpftes Goldgelb, ruhig, gediegen, grell und aufdringlich das Zentrum, das Amüsierviertel, knallbunt flackernd, strahlend weiß die geballten Hochhäuser der Wirtschaft, steif und steril, dazwischen in unregelmäßigem Hell-dunkel die nor- malen Wohnbezirke, im Südosten ein großes schwarzes Loch: das Reservat, rundum, am Horizont, die Wildnis, eine dauernde dunkle Drohung, darüber, als heller Kontrapunkt: ein Ufo, ein rotierender Diskus
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Der letzte Detektiv: Weihnachtsmärchen (BR 1995)
Sti-hille Nacht, hei-lige Nacht, Coco hat in die Hose gemacht. Altes Ferkel. Coco lacht, daß es kracht, hah ahahaha, Spaß muß sein, Kinder, aber jetzt sind wir mal ein bißchen ernst ausnahmsweise. Ich nicht. Kin-derweihnachten steht vor der Tür, das Fest der Liebe, was ist Liebe? Liebe ist nicht nur das, was die Großen nachts im Bett machen, wenn sie glauben, ihr schlaft schon. I pfui Teufel. Liebe ist Fühlen, mit-fühlen, mit den vielen armen Kindern, die keine Geschenke kriegen, mit den Kindern in der Drittwelt, die krank sind, die Hunger haben, Liebe ist Geben. Ne ne! Nehmen. Gebt, Kinder, soviel Euros, wie ihr könnt, schickt sie an mich an euren Freund Coco, den Clown mit dem goldenen Herzen, Network HoloTV Babylon
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Der letzte Detektiv: Virtuella (BR 1995)
Sie kennen das, aus hundert Romanen und tausend Filmen, der Privatdetektiv sitzt in seinem Büro, dreht Däumchen, bohrt in der Nase, plötzlich geht die Tür auf - und wer kommt rein? Richtig, eine tolle Frau, atemberaubend, geheimnisvoll, blond, angezogen wie das Titelblatt von Lifestyle. Sie sah mich an, herausfordernd, abschätzend, sie setzte sich, schlug die Glitzerbeine übereinander, vielleicht ein bißchen klein geraten, und ein bißchen ungelenk, sie war erst dreizehn. Dreizehn einhalb, hallo, wie geht es Ihnen? Gestern ging es noch, und selbst? Danke der Nachfrage, Sie sind der Detektiv? Ich bin Jonas, nur Jonas, der letzte Detektiv, Enkel von Sam Spade und Philip Marlowe, Spezialist für aussichtslose Fälle, für Fälle
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Der letzte Detektiv: Kopfjäger (BR 1995)
Der Klimadom war kaputt, endgültig, die Schleusen des Himmels hatten sich geöffnet. Babylon soff ab, Sint flut. Weltuntergang. Großalarm. Tatü Tata... Das Wasser stieg und stieg. Als es mir in Mund und Nase lief, wachte ich auf. Kein Wasser, keine Sintflut. Ein Traum. Aber der Alarm war noch da. Unüberhörbar. Innervierend. Sam, natürlich, Sammy, wer oder was sonst. Halts Maul. Wie spät? Drei Uhr 17 Minuten und 9 Sekunden wenns beliebt, Tatü Tata! Mitten in der Nacht machst du einen widerlichen Radau. Was ist los. Alarmstufe Rot, Genosse. Knallrot. Feuerrot. Priorität 1a. Jetzt nimm endlich ab, das Fon. Tatü Ta. Jajaja jaja. Jonas nur Jonas der letzte Detektiv, wenn Sie mich wegen irgendwelchem Pipifax geweckt haben wird
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Der letzte Detektiv: Unterwelt (BR 1995)
Ih, eine Ratte! Es war keine Ratte, es war Sam, Samobil, genauer gesagt, nach dem Kopfjägerfall hatte ich ihm gekauft, was er sich schon lange gewünscht hatte: ein Mobilitätssystem für Minicomputer, Software, Räder, Getriebe, Motor, maßgeschneidert, Sam war begeistert, Jonas weniger, ein Computer, der spricht, ist schlimm genug, ein Computer, der spricht und durch die Gegend düst, ist schlimmer, ein Computer, der spricht und düst und mit seinem Herrn fangen spielt ist das letzte. Na los, krieg mich doch krieg mich doch bin ein bißchen flotter, krieg mich doch, krieg mich doch, bin ein kleiner Otter. Du Lahmgesäß. Sofort kommst du her, Sam, bei Fuß. So nicht, denn wahrlich, Sammy ist kein Pfiffi, keine Töle, kein Hundevieh
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Der letzte Detektiv: Blackout (BR 1998)
Ich wachte auf wie jeden Morgen, soweit nichts Besonderes, aber wenn ich aufwache liege ich im Bett, nor malerweise, diesmal nicht, diesmal lag ich im Eingang eines Hauses an einer Straße, war ich schon mal auf der Straße aufgewacht? Ich konnte mich nicht erinnern, ich konnte mich an nichts erinnern, an gar nichts, ich richtete mich auf, kam auf die Beine, sah mich um. viele Fahrzeuge auf der Straße, und Menschen, Menschen über Menschen, alle in Bewegung, eifrig, zielstrebig, leicht verblödet, ich stand nur da, nicht eifrig, auch nicht zielstrebig, aber verblödet, nicht nur leicht, völlig, total, ich wußte nichts mehr, ich wußte nicht, wo ich war, nicht, wie ich hergekommen war, und vor allem nicht, wer ich war, in meinem
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Der letzte Detektiv: Drachentöter (BR 1998)
Was trägt die fashionbewußte, zeitgeistige, up-to-date Babylonierin demnächst im Ocean-Park? CamFash zeigt es Ihnen, meine Damen, schauen Sie her, Sie auch, meine Herren, sind unsere Andro-Models nicht eine wahre Augenweide? Es geht los mit Modell Franzi, ein Superbadeanzug im Stil der naughty nineties, provokant hohes Bein, unauffällig eingearbeiteter Wonderbra. 19. Oktober 2014, Kaufhaus Wunderland, Tigrisplatz, Babylon, Camelot Fashions der größte Textilkonzern in Europa, führte Bade- und Freizeitmode vor, natürlich Computer-Design, keine Haute Couture, natürlich Androidinnen, keine menschlichen Mo-dells, großer Andrang, sehr viele Frauen, viele Männer, ein paar Transis, und mitten drin Jonas. Wie das
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Der letzte Detektiv: Knochenarbeit (BR 1998)
Es war kein Treibhaus. Es war eine Terrasse. Aber sie war heiß und hell und grün, wie ein Treibhaus. Und der Mann im Rollstuhl war wie General Sternwood, uralt, halbtot, mit einem Gesicht wie eine zerknitterte Maske. Er war natürlich nicht General Sternwood, er war Senior Hector de la Serna, wir waren auch nicht in Los Angeles, sondern in der Siedlung Bon Retirdo, auf der schönen Insel Palmera im Mittelmeer, wo sogenannte Senioren aus ganz Europa auf den Tod warten wenn sie es sich leisten können, und ich war nicht Philip Marlowe. Sie sind Jonas, nur Jonas, der letzte Detektiv. In Babylon. Auch auf Palmera, das kann ich Ihnen versichern, hätte ich Sie sonst kommen lassen? Das hatte er, Airticket Babylon-Alicante
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Der letzte Detektiv: Invasion (BR 1998)
Ich hätte nicht aus der Mine fliehen sollen, Herr Jonas, das ist mir klar, ich hätte nicht nach Babylon komm en sollen, aber ich mußte einfach, ich mußte wissen, was mit meinem kleinen Bruno ist, ob er die Invasion überlebt hat. Die was? Die Invasion, die Aliens, die aus dem Weltraum gekommen sind, in ihren Raum-kreuzern, die hier alles kaputtgeschossen haben. Haben sie das? Ja, dann sind sie gelandet und haben die Erde besetzt, aber das wissen Sie doch so gut wie ich, Herr Jonas. Da bin ich mir nicht so sicher. Sie war nicht mein Typ. Sehr groß, grob, unschön, trotzdem wimmelte ich sie nicht ab, als sie sich zu mir setzte, im Casablanca, ich hörte ihr zu, warum weiß ich nicht, vielleicht hatte ich eine Vorahnung, sie hieß Lili, sagte
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Der letzte Detektiv: Traumschiff (BR 2001)
Sechs Uhr zehn, die Sonne ging auf über Babylon, das stand im Kalender, zu sehen war es nicht, seit Mon aten streikten die städtischen Putzbrigaden, der Klimadom war dicht, total verdreckt, darunter taten 20 Millionen Babylonier das, was sie immer taten: standen auf, gingen schlafen, liefen herum, gingen arbeiten, brachten sich um, machten Liebe, machten gar nichts, machten weiter, der 21. September 2015, ein Tag wie jeder andere, nicht für Sam, heute war sein Geburtstag, sagte er. Hey, heute ist mein Geburts tag, jawoll, der Tag des Herrn, der Tag des Herrn Samuel, happy birthday to me, happy birthday to me... Quatsch, Computer haben keinen Geburtstag. Ach? Und wo, so frage ich euer Ehren, gezielt, dezidiert und
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Der letzte Detektiv: Totentanz (BR 2001)
Noch ein Bier, Gringo? Immer mit der Ruhe, ich hab ja noch was. Hör zu, Gringo, du sitzt jetzt schon zwei Stunden vor einem Bier, bei solchen Gästen geh ich Pleite, hau ab, Gringo, verpiß dich. Der Wirt erinnerte mich sehr an seinen Kollegen Jakob vom Casablanca, genauso umgänglich, genauso liebenswürdig, erstaunlich, wo die beiden doch viele tausend Kilometer auseinander waren, die Cantina saluti pesetas stand nicht in Babylon, sondern in Puerto Porco im freundlichen Ländchen Costaguana in Südamerika, Sa m sagte Costamerda, er war nämlich der Landessprache mächtig, und fand es hier genauso schön wie sein Herr. Sammy will nach Hause. Jonas auch, Sam, ich werd dich wohl verkaufen müssen. Verkaufen? Hör
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Der letzte Detektiv: Wildwest (BR 2001)
Als das in Babylon erfolgreichste und beliebteste Holoformat des vergangenen Jahres hat sich noch vor Schwarze Dahlie, der Serienmörder der Woche die von Supermedia produzierte Kain-und-Abel-Show erwiesen, eine schlichte Grundidee: fünf Freiwillige werden zusammengesperrt und eliminieren sich gegenseitig, bis nur noch eine Person übrig bleibt, und eine aufwendige Produktion in wechselnden Szenarien, erwähnt seien hier nur die römischen Gladiatorenspiele im Amphitheater, der Wüstenplanet oder die Schlacht von Stalingrad, diese Mischung kam offenbar an, damit hat wieder einmal Supermedia den begehrten Big Brother gewonnen. Glückwunsch, Beringer, das war doch Ihre Idee, die Kain-und-Abel
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Der letzte Detektiv: Mafia (BR 2001)
Abends war ich im Casablanca gewesen, allein, ich hatte an Jamaro gedacht, kein Wunder, daß ich in der Nacht von ihr träumte, ein erotischer Traum wars leider nicht, außer vielleicht für einen Bondage-Fan, Jonas ist keiner. Hilf mir, Jonas, sie haben mich gefangen, die Russen und ihr schwarzer Teufel, im Aero-port, zuviel Technik, ich war nicht stark genug, und jetzt halten sie mich fest, fefesselt, unter Drogen, du mußt mir helfen, Jonas. Jamaro, indianische Medizinfrau, Schamanin, vor einem halben Jahr waren wir uns begegnet, drüben, in Costaguana, die Totentanz-Geschichte, wir waren uns nahegekommen, sehr nahe, bis Jonas nach Babylon zurückflog. Jamaro blieb dem Mörder ihres Stammes auf den Fersen, dem schwarz
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Der letzte Detektiv: Comeback (Kanzlei Dr. Bahr 2008)
Die Mitternacht zog näher schon in stummer Ruh lag Babylon. In stummer Ruh, nimm dir ein Beispiel dran Sammy, und was heißt Mitternacht, es ist fünf nach 8, früher Morgen. Das war nicht die Zeitansage, du Banane äh Banause, das war Pöesie, Poesie, Dichtkunst, du verstehen. Sam, mein Computer, ein Sonder-modell, besonders verbal, extrem verbal, er kann seine Klappe nicht halten, auch wenn er keine hat, er nervt, andererseits, was wäre mein Leben ohne Sam, entspannter, ruhiger, und viel viel uninteressanter, wer will das schon? Belsatzar von Heinrich Heine, ein unsterbliches Meisterwerk, Jehova, dir künd ich auf ewig Hohn, ich bin der König von Babylon. Schluß mit dem Knattergemine, geh ans Fon. Oh da bemüht
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Der letzte Detektiv: Abgesang (Kanzlei Dr. Bahr 2008)
Sie war jünger als ich, um die 40, dunkles Haar, dunkle Augen, eine wohlgefällige Figur in einem dieser Outfits, die nach nichts aussehen und mehr kosten als ein Detektiv im Monat verdient, in meinem schäbigen Büroapartment wirkte sie wie ein Kirschblütenzweig in einer alten Bierflasche. Mein Name ist Judith. Judith? Sie sehen mich an, als ob Sie mich kennen, kenne ich Sie? Sie hieß Judith, und so sah sie auch aus. Was war das? Eine Halluzination? Dejavu Monsignore. Deschawas? Ach vergiß es. Dabei hatte er so mies angefangen, dieser 1. Mai 2017. Der Geburtstag eines gewissen Detektivs. Ich war früh geweckt worden. Im Prinzip keine schlechte Sache, weil ich böse geträumt hatte. Ich war draußen, in PH 1, kroch durch Röh
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Hörspielfan
7. Juli 2025
Prof. van Dusen: Eine Unze Radium (RIAS 1978)
Wie Sie wahrscheinlich wissen Mr.Hatch ist Radium ein rätselhaftes praktisch noch unerforschtes Element. Rätselhaft, praktisch unerforscht. Warum Mr Hatch, warum sendet Radium Strahlen aus. Ja warum. Und welche Wirkung haben diese Strahlen. Wirkungen Strahlen. Diese Fragen vor allem gilt es zu beantworten Mr Hatch. Meinen Bericht über den höchst merkwürdigen Fall der verschwundenen Unze Radium kann ich bei aller Bescheidenheit kaum besser beginnen als mit dem Gespräch, das ich damals für meine Zeitung, den Daily New Yorker mit Prof. Dexter vom physikalischen Institut führte, Gespräch ist allerdings nicht der rechte Ausdruck, Prof. Dexter ein Wissenschaftler von der leicht begeisterten Sorte, hielt mir einen Vortrag
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Prof. van Dusen: Das sicherste Gefängnis der Welt (RIAS 1978)
Ich, meine Herrschaften, ich, Prof. Augustus van Dusen, Dr. der Philosophie, der Naturwissenschaften, der Medizin usw usw Mitglied diverser Akademien und zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften ich erklär hiermit feierlich daß einem wahrhaft intelligenten Menschen nichts wohlgemerkt nichts unmöglich ist. Hört hört. Ich habe gesprochen. Mit dem wahrhaftintelligenten Menschen meinen Sie ja wohl in erster Linie sich selbst nicht wahr Prof. Selbstverständlich, mein bester, kenne dich selbst. Ah. Solon, 6. Jh. vor Chr. Darauf muß ich was trinken, Ober noch eine Flasche Champagner. Die Geschichte, die ich Ihnen erzählen möchte, begann an einem Frühlingsabend bei Chirico in der 5thAvenue wo sich eine kleine aber erlesene Gesellsch
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Prof. van Dusen: Mord bei Gaslicht (RIAS 1978)
Ja, Moment, ich muß erst den Satz zu Ende schreiben, ja bitte? Hallo? Ja? Spreche ich mit Mr. Hatch, Mr Hutchinson Hatch vom Daily New Yorker? Ja und wer sind Sie. Oh natürlich verzeihen Sie, Henley ist mein Name, Weldon Henley, erinnern Sie sich noch an mich? Ah ja ich erinnerte mich an ihn aus den guten alten Zeiten, als ich noch freier Mitarbeiter bei der eleganten Welt war und die Spalte Klatsch mit Hatch schrieb, Sie wissen schon, wer mit wem wo wann wie lange und bei meinen ungeheuer anstrengenden Recherchen auf Mitternachtsparties und dergleichen war ich des öfteren auch auf Mr. Weldon Henley gestoßen, daß er mir einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hatte, kann ich zwar gerade nicht behaupten, aber aufge
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Prof. van Dusen: Der Mann, der seinen Kopf verlor (RIAS 1979)
Wie so viele Fälle in der ruhmreichen Laufbahn von Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen, genannt die Denkmaschine begann auch dieser damit daß James, van Dusens getreues Faktotum, an die Tür des Labors klopfte, hinter der sich sein Herr mit chemischen, vielleicht auch physikalischen oder biologischen, auf alle Fälle epochalen Untersuchungen beschäftigte, es war an einem kühlen Herbstnachmittag, genauer am 20. September 1902. Ja? Herr Professor. Wie oft habe ich ihnen schon gesagt James daß Sie mich während der Experimente auf gar keinen Fall stören dürfen. Ja ich weiß Herr Prof. Nabitte. Entschuldigen sie Herr Prof aber der Herr läßt sich nicht abweisen. Welcher Herr. Der Herr an der Tür, Herr Prof, der Herr der sie un
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Prof. van Dusen: Stirb schön mit Shakespeare (RIAS 1979)
Verschwunden? Ja Prof, spurlos verschwunden. Hm. In Luft aufgelöst, und das praktisch vor meiner Nase. Nun ja. Und vor 300 Zuschauern. Ach das klingt schon anders, hat man die Polizei verständigt. Natürlich und Detective Sergeant Caruso ist auch schon fleißig am suchen, aber er wird nichts finden, der Fall ist so rätselhaft, so unerklärlich, daß nur einer ihn lösen kann, Prof Dr Dr Dr Augustus van Dusen genannt die Denkmaschine und deshalb bin ich hier. Sehr schmeichelhaft mein lieber Hatch, ich glaube Ihr Fall interes siert mich, erzählen Sie mir die Geschichte. Ja. Die ganze Geschichte mit allen Einzelheiten von Anfang an. Also ich war gestern abend im Theater. Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spiele
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Prof. van Dusen: Die Perlen der Kali (RIAS 1979)
Man schrieb den 7.Mai des Jahres 1903, es war Frühling in NewYork, im Central Park blühten die Krokus- se, die Wolkenkratzer am Timessquare schossen in die Höhe und in der Wallstreet vermehrten sich die Doll ars auf wunderbare Weise, nicht daß von all dem viel zu sehen gewesen wäre, es nämlich dunkel, genauer eine halbe Stunde vor Mitternacht, ganz davon abgesehen, daß der New Yorker Frühling mich gerade jetzt ziemlich kalt ließ, denn ich war dabei, meine geliebte Vater- und Heimatstadt für längere Zeit zu verlassen. Alle Besucher von Bord bitte. Mein Name ist Hatch, Hutchinson Hutch, Reporter beim Daily New Yorker, dem Weltblatt der Weltstadt und wenn Sie jetzt fragen warum ich mich vom Broadway verabschiede um die
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Prof. van Dusen: Whisky in den Wolken (RIAS 1979)
Hoch, da, da geht er hoch, sehen Sie doch, Prof, er steigt, er steigt. Ja was haben Sie denn erwartet, natür-lich steigt er, er muß ja steigen. Und wie er steigt Prof, jetzt muß er schon 500m hoch sein mindestens 600, 700, das geht ja wie die Feuerwehr. Die physikalischen Eigenschaften des Wasserstoffgases wie ich soeben auszuführen gedachte als Sie mich unterbrachen bedingen doch. Um Gotteswillen, eine Explosion an Bord, eine Stichflamme, das Gas, das Gas hat sich entzündet, der Ballon steht in Flammen, er stürzt ab, oh Gott, wie, wie konnte das geschehen, Prof. Das, mein lieber Hatch muß und wird untersucht werden, nehmen Sie den Hut ab, was wir hier mitansehen ist nicht nur das Ende eines großen wissenschaftlichen Unternehmens …
Prof. van Dusen: Wettbewerb der Detektive (RIAS 1979)
Wenn jemand behauptet der Fall des verschwundenen Ministers sei der ungewöhnlichste in der langen ruh- mreichen Laufbahn von Prof Dr Dr Dr Augustus van Dusen genannt die Denkmaschine, dann werde ich bestimmt nicht widersprechen, und der Prof. selbst wohl auch nicht, dabei fing alles ganz harmlos an, ich saß in unserem Londoner Hotel dem Savoy am Kamin und studierte die Times vom Tage. Irland Einfuhrzoll für Getreide, nicht viel los in der Politik, ah Hofnachrichten, 9 September 1903, seine Majestät König Ed-ward der 7. hält sich zurzeit in Schloß Roche Abbey bei Doncaster auf, um die dortigen Galopprennen mit seinem Besuch zu beehren, dem gehts gut, auch Innenminister Lord Chesterfield befindet sich nicht in Lon
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Prof. van Dusen: Ein Mörder bei Madame Tussaud (RIAS 1979)
London 16. November 1903, am frühen Abend, typisches englisches Herbstwetter, Regen, Kälte, Nebel, wä- hrend Big Ben die sechste Stunde schlägt, geschieht im vornehmen Hotel Savoy am Victoria Embankment folgendes: ein Kellner in der Hand ein Tablett mit einem Sektkühler, einer Flasche und einem Glas stürzt in das Büro des Hoteldirektors, bleich wie der Tod. Herr Direktor Mr Bunny Sir. Was soll denn das wiederum heißen, seit wann ist es im Savoy Sitte, ohne Anmeldung und ohne anzuklopfen in das Büro des Direktors einzudringen. Aber, aber Herr Direktor. Sie sind doch Kellner bei uns, wie ich sehe, Name. Max, Max Ni-cholas Zimmerkellner im vierten Stock, aber aber hören Sie doch Herr Direktor. Und Sie sind, wie ich eben
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Prof. van Dusen: Lebende Bilder - toter Mann (RIAS 1979)
Calais, Calais, der Expreß nach Paris fährt in Kürze ab, beim Einsteigen bitte beeilen. Ah Frankreich Prof la belle France, das Land der Kultur und der Lebensfreunde, Jack Offenbach, die Kathedrale von Chartres, Emil Zola, Tivolibouexiere, Champagner, Trüffel, Schnecken mit Knoblauch. Wie ich schon des öfteren Ge-legenheit hatte festzustellen mein lieber Hatch, Sie besitzen einen bemerkenswerten Sinn für das unwesent-liche. So. Zum Express nach Paris bitte einsteigen und die Türen schließen, der Zug fährt ab. Was hätte ich denn Ihrer Meinung nach erwähnen sollen, Prof. Vor allem doch dieses, daß sich in Frankreich zur Zeit ein für unsere gesamte Zivilisation bedeutungsvoller, ja wegweisender Prozeß vollzieht, ich meine die Verbind
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Prof. van Dusen: Sein erster Fall (RIAS 1979)
Einer, zwei, drei, vier, fünf, sechs sieben. Am frühen Morgen hatten wir Paris verlassen, die Grenzkontrolle lag hinter uns und jetzt fuhren wir quer durch das deutsche Reich, ich langweilte mich ungeheuer, der Zug hatte keinen Speisewagen und draußen gabs nichts zu sehen, nur Wiesen und Wälder, abundzu einen Kirch-turm oder einen Ochsen auf dem Feld. Was um alles in der Welt treiben sie denn da, Hatch. Siebzehn, ich zähle die Ochsen draußen auf dem Feld, achtzehn. Ochsen zählen sie, ohne Frage eine Tätigkeit die Ihnen angemessen ist, mein lieber Hatch, darf ich dennoch darum bitten, daß sie das einstellen, sie stören mich. Was soll ich denn tun Prof, mir ist langweilig. Nehmen sie sich ein Beispiel an mir, arbeiten sie. Prof. Dr.
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Prof. van Dusen: Stimmen aus dem Jenseits (RIAS 1980)
Kennen Sie Bad Emsingen, nein, na dann lassen Sie sich mal was aus dem Baedeker vorlesen, Band Mittel- deutschland, Ausgabe von 1903, ja hier, im Herzen des Fürstentums Schleuß-Reitz-Wittgenstein, inmitten grüner Wälder und ausgedehnter Weinberge, liegt Bad Emsingen, mit 2000 Einwohnern nach der Haupt-stadt Wittgenstein die größte Ortschaft des Fürstentums, Kenner deutscher Badeorte werden hier zwar die internationale Atmosphäre vermissen, wie sie etwa Kissingen oder Baden-Baden auszeichnet, wer jedoch Ruhe sucht und Linderung von Leiden des Verdauungs- und Nervensystems, wird beides in Bad Emsingen finden, das heilkräftige Wasser der Fürstenquelle wird allgemein gerühmt, der gepflegte Kurpark und die
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Prof. van Dusen: Wer stirbt schon gern in Monte Carlo (RIAS 1980)
Mesdames, faites vos jeux, rien ne va plus, dixneuf rouge impair passe. Wieder nix dann auf ein neues. Mes dames, faites vos jeux, rien ne va plus, huit noir pair manque. Danke mein Freund, hier für die Bank. Merci Monsieur de Marquis. Sagenhaft Marquis, 6000 Franc und das heute abend schon zum 12 mal oder. Zum 13, Milord. Sagenhaft, gestern eine runde viertel Million, heute, wieviel haben Sie heute gewonnen. Genau 78 000 Franc, bisher. Sagenhaft. Dem glücklichen Milord schlägt keine Stunde, Sie haben ja auch nicht ge-rade Pech gehabt. Mein Gott Marquis die paar 1000 Franc nicht der Rede wert. Mesdames, faites vos jeux. Montecarlo mehr brauche ich nicht zu sagen, Sie wissen bescheid, Säulen und Samt, Kristallüster, Gold auf
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Prof. van Dusen: Rotes Blut und weißer Käse (RIAS 1980)
Ah das ist eine Luft, was meine Herren, weich wie Samt, klar wie ein Bergquell, rein wie ein frisch gebadet- es Baby. Kaum Kohlenmonoxid, keine Schwefelverbindungen. Die schiere Gesundheit meine Herren, Natur atmen sie, atmen sie tief durch. Eine gute Havanna wäre mir lieber. Aber Hatch. Nein keine Sorge Prof, ich verkneife mir meine unnatürlichen Gelüste. So ist es recht Mr. Hatch, lassen sie alles hinter sich, was den Menschen an der wahren Entfaltung seines ichs hindert, Nikotin und Alkohol, einschnürende Kleidung, die Konventionen der sog. Gesellschaft, das nervenzerfetzende Chaos der großen Städte. Ach New York, hätten Sie mich bloß nicht erinnert, Dr. Pontifex, Broadway, Times Square, Central Park, die Freiheitsstatue, wie
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Prof. van Dusen: Zocker, Zossen und Zinnober (RIAS 1980)
Mitten in Europa liegt das deutsche Kaiserreich, mitten in Deutschland liegt Berlin, mitten in Berlin liegt die Straße unter den Linden, und mitten auf dieser Straße befanden sich am 24. Juni 1904 unter hunderten von Menschen zwei amerikanische Weltreisende, Prof DrDrDr Augustus van Dusen, die Denkmaschine zu benannt und meine Wenigkeit Hutchinson Hatch, es war ein herrlicher Tag, die Passanten trugen Musselin kleider sofern weiblich und falls männlich Flanellanzüge und Panamahüte, die Sonne schien und über die Straße zog die Wache mit klingendem Spiel, die Luft roch nach Sommer, nach Blüten, Kiefernharz, Staub und Schweiß, nach Bier und nach Knackwurst mit Mostrich, aber was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht w
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Prof. van Dusen: Duell der Giganten (RIAS 1980)
In Rußland ist alles anders, als wir gestern aus Berlin abfuhren war es der 19. Juli 1904, und heute in Ruß- land hatten wir nicht etwa den 20. Juli, nein wir waren ganze 13 Tage zurück und schrieben erst den 7. Juli 1904, und warum, weil die Russen immer noch einen Kalender aus dem Altertum haben und den haben sie, weil sie unbedingt anders sein wollen als alle andern. Sankt Petersburg hier Sankt Petersburg, Warschauer Bahnhof, Endstation, alles aussteigen. Das war vielleicht auch der Grund, weshalb der Fall, der uns in St. Petersburg erwartete, sich so sehr von den Fällen unterschied, mit denen es Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen genannt die Denkmaschine, ansonsten zu tun hatte, nicht weil es um die Kronjuwelen des Zaren ging
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Prof. van Dusen: Das Gefängnis des Grafen Dracula (RIAS 1980)
Glauben Sie mir, Prof. van Dusen darf man keinen Moment aus den Augen lassen, ein einziges Mal habe ich es getan und prompt rutschte der große Mann bis über die Ohren in die Bredouille aus der er sich dann ganz allein herausarbeiten mußte, ohne seinen getreuen Freund und Helfer Hutchinson Hatch, es war in Sofia, im Herbst des Jahres 1904, der Prof. hatte einen ungeheuerlichen Fall aufgeklärt, in den Kronprinz Boris verwickelt gewesen war und deshalb lebten wir als Ehrengäste des fürstlichen Hofes wie die Maden im Speck, ich fing an mich zu langweilen und als sich mir die Gelegenheit zu einer Spritztour über die Gren ze bot griff ich sofort zu, in Mazedonien war damals der Teufel los, bulgarische Banditen, serbische Komita
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Prof. van Dusen: Im Harem sitzen heulend die Eunuchen (RIAS 1981)
Konstantinopel, Konstantinopel ist die Königin der Städte, hat mal jemand gesagt, und dieser jemand hat gar nicht so unrecht, Konstantinopel ist wunderschön, wenn man nicht allzunah rangeht, gute drei Wochen waren wir jetzt schon hier wir hatten alle Sehenswürdigkeiten besichtigt, die HagiaSophia, die Eyüpmosmo schee, das Kloster der heulenden Derwische, den alten Sultanspalast und jetzt war uns langweilig, präziser gesagt mir war langweilig, der Prof. langweilt sich bekanntlich nie, er arbeitete fleißig, vielleicht an seiner atomaren Strukturtheorie oder an einer neuen Erfindung, während ich aus dem Fenster unseres Salons im Pera Palace Hotel lehnte und die Aussicht beguckte, die hauptsächlich aus dem städtischen Zentralfriedhof
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Prof. van Dusen: Der Fluch des Pharao (RIAS 1981)
Luxor meine Herrschaften, wir sind in Luxor gelandet, zur Besichtigung der altägyptischen Tempel von Theben hier aussteigen. Merkwürdig. Was ist merkwürdig Prof. Benedict. Wieso ich seh ihn nicht. Ja das ist ja gerade das merkwürdige, mein lieber Hatch, ich sehe ihn nämlich auch nicht, dabei habe ich ihn sehr nachdrücklich gebeten uns an der Landungsstelle abzuholen, das fängt ja gut an. So wie es anfing, sollte es auch weitergehen in der Geschichte vom Fluch des Pharao und von den drei Leichen im Tal der Könige, damit meine ich nicht, daß sich aus einer Touristenreise ein komplizierter Kriminalfall entwickelt, das ist normal wenn Prof DrDrDr Augustus van Dusen die weltberühmte Denkmaschine durch die Lande zieht, er
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Prof. van Dusen: Hatch will heiraten (RIAS 1981)
Ich weiß gar nicht, ob ich sie Ihnen überhaupt erzählen soll, die Geschichte von der Prinzessin aus Rurita-nien und von der merkwürdigen Hochzeit an Bord der Ormuz, ein richtiger Kriminalfall ist sie eigentlich nicht und deshalb hat sie in meiner Chronik der Abenteuer von Prof v. Dusen an sich auch nichts zu suchen aber dann frage ich mich was würde wohl der Prof dazu sagen. Mein lieber Hatch was haben sie gegen die Geschichte. Ach wissen Sie Prof. Wenn ich recht verstehe, ist sie Ihnen nicht kriminell genug. Genau Prof. Mein lieber Hatch, da kann ich sie beruhigen, Dummheit ist doch auch kriminell, ganz zu schweigen von Betrug, Vortäuschung falscher Tatsachen. Eigentlich habe ich mehr an Mord und Totschlag gedacht. Mord
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Prof. van Dusen: Der Kopfjäger von Singapur (RIAS 1981)
Ahaha und auch das dürfte Sie interessieren, meine Herren, in den drei Jahren seit meinem Amtsantritt ist der Ananasexport der Kolonie um 17,6 Prozent gestiegen, haha, um 17,6 Prozent meine Herren. Was Sie nicht sagen. Gewaltig. Ja nicht wahr, noch ein Glas Portwein. Ich weiß nicht. Danke Sir Francis, aber ich fürchte, es ist bereits 2 Uhr. Ja. Sir Francis? Ja Gates? Inspector Boggles, Sir Francis, er wünscht sie zu sprechen. Aber Gates, ich habe mir jede Störung strikt verbeten, einen Gast wie Prof. van Dusen hat man schließlich nicht alle Tage. Och zu gütig, Sir Francis. Habe ich ihnen nicht befohlen, mich auf gar keinen Fall mit dienstlichen Angelegenheiten zu behelligen. Sir Francis. Antworten Sie, Gates, habe ich oder habe
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Prof. van Dusen: Doktor Tschu Man Fu (RIAS 1981)
Prost Prof. Auf mein Wohl und auf Ihres natürlich auch mein lieber Hatch. Ah Champagner. Ja. Nie wieder Ziegeltee mit Mehl und ranziger Butter, keine stinkenden Yaks mehr, keine getrockneten Kamelfladen, auf die Zivilisation. Auf die Wissenschaft mein lieber Hatch. Die Wissenschaft war schuld ich meine an unserer Expedition nach Zentralasien, Prof van Dusen hatte in tibetanischen Lamaklöstern die Mysterien orientali-scher Medizin studiert, Akupunktur z.B., wissen Sie was das ist, wenn Sie Kopfschmerzen haben, piekt man Ihnen eine silberne Nadel in den großen Zeh und dann sind die Kopfschmerzen weg oder auch nicht, die Reise war sehr anstrengend gewesen, aufregend auch durch einen außergewöhnlichen Kriminalfall im Klos
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Prof. van Dusen: Robinsons Insel (RIAS 1981)
Neptun bin ich der Herr und Meister des Ozeans und seiner Geister, es ist daher mein gutes Recht, die Tauf zu halten recht und schlecht so wie es schreibt die Sitte vor wenn man fährt über den Äquator. Bravo. Char mo. Danke sehr, vielen Dank, danke. Das poetische Kunstwerk, das sie eben gehört haben, stammt nämlich von mir, ich darf mich vorstellen, Hutchinson Hatch, Reporter, Verseschmied nur bei besonderen Anlässen bei einer Äquatortaufe zum Beispiel, was wäre so eine Taufe ohne den Meeresgott Neptun, und was wäre Neptun, ohne einen Monolog in geschliffenen Versen. So will ich denn zur Taufe schreiten, und euch ein kühles Bad bereiten, denn Untertauchen das muß sein. Untertauchen wie dumm. Also wissen Sie Lord Chip
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Prof. van Dusen: Die Erde hat ihn wieder (RIAS 1982)
Ruhe, Ruhe oder ich lasse den Saal räumen, fahren Sie mit der Befragung Ihres Zeugen fort Herr Staatsan- walt. Also eine Bombe, Prof. Kleinstein. So ist es. Begründen Sie diese Feststellung. Einspruch euer Ehren, die Antwort wäre eine reine Schlußfolgerung des Zeugen und insofern unzulässig. Einspruch stattgegeben. Mein Zeuge ist als wissenschaftlicher Sachverständiger durchaus qualifiziert. Einspruch stattgegeben. Mr. Hamburger. Stellen wir die Frage anders, Prof Kleinstein, was haben Sie entdeckt, als Sie im Auftrag der Polizei den Tatort untersuchten. Nun, Spuren von Natriumnitrat, von Kollodium, von Nitroglykol. Und Nitr oglykol, Natriumnitrat und Kollodiumwolle sind die Hauptbestandteile von Ammongelit, ist das so richtig
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Prof. van Dusen und der Zirkusmörder (RIAS 1982)
Popeye ist tot, Popeye ist tot Prof. Wer ist tot. Popeye Prof. Und wer, wenn Sie mir die Frage gestatten, ist Popeye. Aber Prof, Sie kennen Popeye nicht, gehen Sie denn nicht in den Zirkus. Ich bitte Sie, derart kind-lichen um nicht zu sagen kindischen Vergnügungen kann ein seriöser Mensch wohl nur wenig abgewinnen. So, nun ja also Popeye ist ich meine war eine unserer größten Attraktionen, Popeye der schlaue Schimpan-se, denkt und handelt wie ein Mensch. Ein Schimpanse, ein Menschenaffe der Spezies pantroglodytes, mein lieber Mr. Mr. Bailey, James Bailey, Direktor und Miteigentümer des Zirkus Barnum & Bailey, der größten Show der Welt, drei Manegen, 1000 Mitarbeiter, gigantische Tiershow, Monstrositätenkabinett. Und wenn
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Prof. van Dusen rettet die Venus von Milo (RIAS 1982)
März 1904, Vorfrühling, Vorfrühling in Paris, wer irgend konnte ging spazieren an der Seine, im BoisdeBo ulogne, nur einer nicht ProfDrDrDr Augustus van Dusen bekannt als die Denkmaschine dabei hätte er eine kleine Erholung gut brauchen können, erst vor kurzem hatte er nämlich den komplizierten Fall des teuflisch en Cinematografenmörders erfolgreich abgeschlossen und jetzt wandelte er schon wieder auf kriminologi-schen Pfaden, das heißt genaugenommen wandelte er nicht, er saß, er saß und starrte auf den Bildschirm eines hochmodernen Röntgenstrahlapparats. Was glauben Sie, Prof. Ich glaube nicht, Monsieur Popelotte, ich weiß. Um so besser, was wissen Sie. Man hat Ihnen etwas, wie sagt man in Unterweltkreisen, mein lieb
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Prof. van Dusen und der schreckliche Schneemensch (RIAS 1982)
Wie hat es eigentlich genau angefangen, wie hat es eigentlich genau angefangen, unser unglaubliches Ab-enteuer in Tibet, der Fall, der in meinen Aufzeichnungen den Titel trägt Prof. van Dusen und der schreck-liche Schneemensch, jedenfalls nicht mit dem schrecklichen Schneemensch, hm, der kam erst später nach dem Typ der plötzlich in unserem Lager auftauchte. Hallo sie da. Mitten in der Wüste. Hören sie mal alter Knabe. Es war am Abend des 20. September 1905, wir hatten gegessen, falls man das essen nennen kann, Ziegeltee mit Fett und Gerstenmehl wie jeden Abend, und wie jeden Abend duftete es lieblich nach ranziger Yakbutter und angeschmorten Kamelfladen, letztere pflegen die Mongolen als Brennmaterial zu benutzen
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Prof. van Dusen auf dem Hochseil (RIAS 1983)
Hört den Meister, der Meister ist alles, ihr seid nichts, ihr seid Werkzeuge, ihr seid willenlos, für euch zählt nur eins, der Wille des Meisters. Drei Menschen stehen erstarrt, gebannt vor einem vierten, und dieser vier te ist ein Mann im Schatten, ein Mann mit gewaltigem schwarzen Bart und unheimlich stechenden Augen, Ort des Geschehens, ein Zimmer in einem Wohnhaus, irgendwo in Athen, Zeit 29. August 1904, am späten Abend. Ihr wißt was ihr zu tun habt, jeder einzelne von euch, Diavolo. Ja Meister. Elastico, Elastico ah ja richtig, Elastico ist ja bereits drüben am Tatort, Fatima. Jawohl, Meister. Merlini. Meister, ich höre und gehorche. Es wird Ihnen aufgefallen sein, meine Damen und Herren, ich selbst, Hutchinson Hatch weithin
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Prof. van Dusen: Wo steckt Prof. van Dusen? (RIAS 1983)
Mein lieber Hatch, vor mir so weit das Auge reicht die tiefblauen Wasser des Golfs von Neapel, zur rechten Sorrent und die vielbesungene Insel Capri, zu linken die majestätische Silhouette des Vesuv der seine schm-ale Rauchfahne über den gleichfalls tiefblauen Himmel zieht, bei solch grandiosem Panorama mag es ver-zeihlich sein, daß ein ansonsten eher nüchterner Wissenschaftler und nicht zu vergessen Amateurkriminolo-ge ein wenig ins schwärmen gerät, o bella Napoli. Der Brief des Prof. erreichte mich am 13. Juli 1904 in einem kleinen Tessiner Gasthof nahe dem Monte Paradiso, ein interessanter Fall lag hinter uns, in meiner van Dusen Chronik trägt er den Titel Rotes Blut und weißer Käse, vielleicht erinnern Sie sich und vielleicht
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Prof. van Dusen und der grundlose Mord (RIAS 1983)
Erhebet euch von euren Sitzen, das hohe Gericht betritt den Saal, Sie bleiben stehen Angeklagter, Ihr Name ist Frederick Oconnor. Jawoll. Frederick oconnor sie werden beschuldigt am 6.Juli1903 in seiner Majestät Hauptstadt London Sir Philip Evan-Burnes heimtückisch und mit Vorbedacht ermordet zu haben, erklären sie sich für schuldig oder für nicht schuldig. Nicht schuldig. Mylord. Hä, ja dann wollen wir mal anfangen, äh wer hat das Wort. Der Vertreter der Anklage, Mylord. Wirklich, äh also das Wort hat der Vertreter der Anklage, äh der Anklage, wie heißt er denn. Sir James Bladderstone, Mylord. Äh wie, Bladderstone, merk-würdiger Name, na ja bitte, Sir James Bladderstone. Mylord, meine Herren Geschworenen, Mord, vorsätzli
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Prof. van Dusen gegen das Phantom (RIAS 1983)
Ein wunderschöner Märzmorgen im Jahre des Herrn 1904, die Sonne war gerade aufgegangen und schien herab auf Meereswellen, Strand, Klippen und auf zwei Figuren die über den noch feuchten Sand dahinspazi erten, es waren sie werden es sich gedacht haben Prof DrDrDr Augustus van Dusen allerorten gerühmt als Wissenschaftler als Kriminologe kurz als die Denkmaschine und meine Wenigkeit Hutchinson Hatch, wenig er gerühmt aber doch ganz zufrieden, das heißt im allgemeinen, diesmal war ich ausgesprochen sauer denn ungerührt von der schönen Umgebung hielt der Prof mir wieder mal eine Moralpredigt. Wie oft mein lieber Hatch habe ich es Ihnen nun schon sagen müssen. Na bestimmt einige hundert Mal. Nikotin auch in kleinen
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Prof. van Dusen und das Auge des Zyklopen (RIAS 1984)
Ruhe Maureen O Shaughnessy genannt die Sirene, Sie sind festgenommen. Aus welchem Grund nehmen Sie mich fest. Diebstahl, sie stehen im dringenden Verdacht heute abend im Hause von Mr Osgood P Quacken-bush dem diesen gehörigen Rubin Auge des Zyklopen entwendet zu haben. Das müssen sie beweisen. Haha, Carusos Gesicht hätten Sie sehen sollen, Prof, so lang, er hätte sich bequem mit seinen Plattfüßen selbst drauftreten können und als die Sirene dann schließlich abgeführt wurde, stand er da wie ein Häufchen Un-glück und sagte immer wieder, was mach ich bloß, was mach ich bloß, ich bin verantwortlich für das Auge des Zyklopen und jetzt ist das Ding weg, es war zu schön. Mein lieber Hatch. Ja Prof. Habe ich mich nicht
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Prof. van Dusen und der fliegende Teppich (RIAS 1984)
Zählen Sie 2 und 2 zusammen, mein lieber Hatch, vorbei, Prof, ein für alle mal vorbei, weißt du was das macht, zwei und zwei. Ja weiß doch jeder vier. Vier, ich will dir mal sagen, zwei und zwei ist fünf. Ach was. Oder sechs oder drei oder 77, nur nicht vier, niemals. Ist ja recht Kamerad, trinken wir noch einen. Natür- lich trinken wir noch einen, Herr Wirt. Ja. Whisky für mich und meinen Freund. Whisky gibts hier nicht, hab ich doch schon dreimal gesagt, na, zwei Absinth, am besten lasse ich die Flasche auch gleich da. Oh, das ist ja scheußliches Zeug. Nimms, wie es kommt, Kamerad, spül alles runter, Prost. In der Stadt Oran an der nordafrikanischen Küste liegt die zu recht weithin unbekannte Hafenkneipe zum karierten Kakadu, und
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Prof. van Dusen hilft Scotland Yard (RIAS 1984)
Woran es liegt, weiß ich nicht, vielleicht an Big Ben oder an ScotlandYard oder einfach an der Atmosphäre London, London, das weiß jeder, London ist die Weltmetropole der Kriminologie und wenn sich in London eine Persönlichkeit aufhält die man wohl mit fug und recht als Weltmeister der Kriminologie, der Amateur-kriminologie bezeichnen darf, dann ergibt das eine erlesene Mischung, Kaviar für Krimikenner sozusagen, denken sie an den grundlosen Mord, an die Verbrecherjagd im Wachsfigurenkabinett der Madame Tussau-ds, denken sie vor allem an den Fall des geheimnisvollen Mörders der seine Tat vorher ankündigte, aber da fällt mir ein an den Fall können sie ja gar nicht denken weil sie ihn noch nicht kennen, das muß anders wer
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Prof. van Dusen und der Schatz des Maharadschas (RIAS 1984)
Es war am frühen Morgen des 3. April 1905, seiner großbritannischen Majestät Passagierschiff Ormuz unt er Kapitän Bleker lief in den Hafen von Bombay ein. Da liegt es vor uns Prof, Indien, das Land der Geheim nisse, das Land der Wunder. Für den Wissenschaftler mein lieber Hatch gibt es keine Wunder. Für den Jou rnalisten um so mehr, ich bin gespannt, was wir hier erleben werden. Interessanter als das, was sie gerade hinter sich haben, kann es kaum sein, ich sage nur Prinzessin Lascaris von Ruritanien. Prof. Besagte Prinz essin war gar keine, das wissen sie wenn sie das Kapitel meiner van Dusen Chronik kennen, das den Titel trägt Hatch will heiraten, der Titel sagt alles, ich hatte mich wie ein rechter Blopskopp verhalten und wenn
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Prof. van Dusen im wilden Westen (RIAS 1985)
Barranca, hier Barranca, beim Einsteigen beeilen und die Türen schließen. Trostloses Nest. In der Tat... Prof. Mein lieber Hatch, was gibt es denn. Sehen Sie mal zur Tür, ein Indianer, ein richtiger Indianer, in unserem Abteil. Und deshalb stören Sie mich beim lesen in meinen Forschungen. Hugh ich heilige Pfeife des Friedens, welche dem großen Geist wohlgefälligen Rauch zum Himmel sendet, großes Häuptling der Pueblos, hugh. Ja sehr erfreut, Prof. van Dusen. Prof doch nicht so. Hugh, er Prof. Dr.Dr.Dr.Augustus van Dusen, großer Wissenschaftler und Kriminologe. Amateurkriminologe, bitte. Großer Wissenschaftler und Amateurkriminologe, welcher unter allen Bleichgesichtern bekannt und berühmt ist als die Denkmaschine
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Prof. van Dusen und der Vampir von Brooklyn (RIAS 1985)
Ach Sie sinds kommen Sie rein, bleiben Sie nicht an der Tür stehen, was haben Sie denn auf dem Herzen ah nein. Am 20. Juli 1902 schlug der Vampir von Brooklyn zum erstenmal zu... Ah da sind Sie ja pünktlich wie immer, unser Tee wartet schon, was haben Sie denn auf einmal, ah. Der zweite Mord des Vampirs geschah am 24. Juli… der dritte am 26. Juli. Guten Tag, entschuldigen Sie die Verzögerung ich hatte Angst, es könn te dieser dieser Vampir sein aber als ich Sie durch den Spion gesehen habe, treten Sie näher leisten Sie mir ein bißchen Gesellschaft, nein, nein. Und so ging es weiter, Schlag auf Schlag, der vierte Mord, der fünfte Mord, und am 5. August schließlich mordete der Vampir von Brooklyn zum sechsten Mal, sechs Morde in
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Prof. van Dusen und die blutige Botschaft (RIAS 1985)
Eigentlich war es ja mehr als ein Fall, eigentlich war es ja mehr als ein Fall, es war sogar eine ganze Rei-he von Fällen, mit denen wir es damals in Berlin zu tun hatten, das blutige Verbrechen im Hotel Kaiserhof zB, die rätselhaften Vorgänge im Reichsschatzamt, das Abenteuer im unheimlichen Irrenhaus, natürlich auch die Affäre um den Kriminalassistenten im Waschkorb und aber ich will hier noch nicht alles verraten, nur soviel, alle diese Einzelfälle waren so verzahnt so miteinander verbunden, daß sie schließlich und end-lich doch nur einen einzigen Fall ergaben aber was für einen meine Damen u. Herren. Ah! Ein Zimmermäd
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Prof. van Dusen auf der Hintertreppe (RIAS 1985)
Am Abend des 10.August 1903 gegen 8 Uhr, London EastEnd, finstere Gegend und finsteres Wetter, Regen, leichter Nebel, Dämmerung, leere Straßen, nur abundzu das Rasseln einer Droschke, der Ruf eines blinden Bettlers und die Schritte zweier Männer die unter Regenschirmen zielbewußt voranstreben plötzlich bleiben sie stehen, etwa 20 Meter vor ihnen spielt sich eine merkwürdige Szene ab, drei Gestalten in langen weißen Mänteln schleppen einen unförmigen Sack zu einer Kutsche am Straßenrand. Prof. Hm. Der Sack zappelt. Dies ungewöhnliche Faktum, mein lieber Hatch, ist mir nicht entgangen. Hilfe. Und um Hilfe ruft er auch, der Sack. Ohne jeden Zweifel. Wissen sie was Prof in dem Sack steckt ein Mensch. Was sie nicht sagen mei
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Prof. van Dusen: Schall und Rauch (RIAS 1986)
Guten Abend meine Damen und Herren, Sie kennen mich oder besser gesagt, Sie kennen meine Stimme, ich bin Hutchinson Hatch, der mehr oder weniger rasende Reporter aus NewYork ansonsten Chronist Assistent und Begleiter von Prof DrDrDr Augustus van Dusen, dem großen Wissenschaftler und genialen Kriminolo- gen. Amateurkriminologe, mein lieber Hatch, Amateurkriminologe, allmählich sollten sie es wissen. Ach Verzeihung Herr Prof, natürlich dem genialen Amateurkriminologen, der in Ost und West, in Nord und Süd und überall sonst bekannt ist als die Denkmaschine, die Geschichte, die ich Ihnen heute erzählen will, ge-hört zu den kleineren Fällen des großen Prof, aber dem großen ist alles groß und gerade die Affäre um den
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Prof. van Dusen trifft Kaiser Wilhelm (RIAS 1986)
Bis heute ist sie ein strenggehütetes Geheimnis geblieben die sensationelle ja geradezu unglaubliche Affäre um den deutschen Kaiser Wilhelm den zweiten, die sich im Sommer des Jahres 1904 auf der ostfriesischen Insel Norderney zugetragen hat, in der Öffentlichkeit kursierten damals nur vage Gerüchte, über eine ge-wisse delikate Angelegenheit, in der Prof. van Dusen seiner Majestät unter die Arme greifen konnte, mehr wußte niemand, außer den direkt Beteiligten natürlich, aber jetzt ist es soweit, vor ihren Ohren meine Dam en und Herren, werde ich die Wahrheit, die volle Wahrheit enthüllen, über einen der kuriosesten Fälle des großen Kriminologen und über eine raffinierte Intrige, die beinahe den Lauf der Weltgeschichte verändert
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Prof. van Dusen: Dritte Runde für van Dusen (RIAS 1986)
Der Expreß von Bukarest nach Konstanza donnerte durch die Nacht, vorbei an galarischen Dörfern, an Maisfeldern und Schafweiden über die große Donaubrücke bei Cernavoda und weiter in die platte Steppen-landschaft der Dobrudscha, es war am 13. Oktober 1904 gegen 10 Uhr abends, wir hatten ein ganz anstän-diges Abendessen hinter uns und unterhielten uns noch ein bißchen vor dem schlafengehen, Prof van Dusen war bester Laune und das kommt wie sie wissen nun wirklich nicht jeden Tag vor, er hatte gerade die theo-retischen Grundlagen für eine völlig neuartige Rechenmaschine entwickelt, nebenbei nur so aus Spaß. Com puter, Computer, so möchte ich das Gerät nennen. Hört sich sehr interessant an, Prof. Hhm. Erzählen Sie
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Prof. van Dusen und der Leichenräuber (RIAS 1986)
Mr H.Hatch! Mach den Mund zu Tommy und die Tür auch von außen. Mr Hatch der Chef will Sie sprechen Mr Hatch. So das wird ja wohl noch ein bißchen Zeit haben, der Artikel hier muß nämlich um 5 fertig sein also zieh ab, und komm in einer Stunde wieder. Sofort hat Mr. De Witt gesagt, sie sollen alles stehen und liegen lassen, der Chef ist sauer, Mr Hatch und wissen sie wer bei ihm ist, Detective Sergeant Caruso. Ach du dicker Vater. Die Woche fing ja gut an, heute war nämlich Montag, Montag der 31. Oktober 1898, kein blauer Montag, eher ein schwarzer, der Chef und Caruso, bißchen viel auf einmal aber jammern half nichts wenn Mr DeWitt Chefredakteur des DailyNewYorker pfeift dann hat Reporter Hutchinson Hatch zu erschei
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Prof. van Dusen und der Mafiamord (RIAS 1986)
Ich schlief, und ich träumte, einen prophetischen Traum, wie sich herausstellen sollte, ich saß in einem ital- ienischen Restaurant. Aufessen, essen Sie auf, Mr. Hatch. Vor mir auf dem Tisch stand eine Schüssel Spagh etti, so groß wie die Kuppel vom Capitol. Aufessen, essen Sie auf, Mr Hatch. Diese gewaltige Menge sollte ich ganz allein aufessen. Aufessen, essen Sie auf, Mr Hatch. Mein Chefredakteur saß mir gegenüber. Auf wachen, wachen Sie auf, Mr Hatch, aufwachen, wachen Sie auf, Mr Hatch. Nein nein, ich kann nicht mehr. Bitte Sir wachen Sie auf, Sie werden am Telefon verlangt. Das war natürlich nicht der Chefredakteur, das war Henry, mein kombinierter Kammerdiener, Butler und auch Chauffeur wenn ich keine Lust habe meinen
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Prof. van Dusen und die verschwundenen Millionäre (RIAS 1987)
Es war die Hochzeit des Jahres, ganz New York redete darüber und ganz New York war dabei, das Fußvolk stand draußen und reckte die Hälse, die geladenen Spitzen der Gesellschaft saßen drinnen in der kleinen aber feudalen St.Paulskapelle am Broadway der ältesten Kirche der ganzen Stadt, Gold Silber und Juwelen glitzerten, Orchideen dufteten, Unsinn, Orchideen duften nicht, aber sie waren jedenfalls da, wie alles was Rang und Namen hatte, denn Bräutigam und Braut gehörten unbestritten zur absoluten creme de la creme, zu den oberen 400, wie man in New York sagt. Willst du, Hutchinson Jefferson Hatch, die hier anwesende Penelope De Witt, zu deinem dir ehelich angetrauten Weibe nehmen, sie lieben und ehren bis daß der Tod
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Prof. van Dusen und der schwarze Ritter (RIAS 1987)
Sie wollen mir doch nicht erzählen, Prof, daß Sie sich für einen englischen König aus dem Mittelalter inter essieren oder für eine historische Ausstellung, Sie doch nicht Prof, da kenn ich Sie besser, Sie sind Prof Dr Dr Dr Augustus van Dusen, der weltberühmte Wissenschaftler und Amateurkriminologe, Sie sind die Denk-maschine. Und Sie mein lieber Hatch sind zur Zeit mein Chauffeur, darf ich sie ersuchen sich dieser Tatsa-che zu erinnern, den Strom ihrer belanglosen Rede einzudämmen und ihre Aufmerksamkeit auf die Landstr-aße zu richten. Ach wissen Sie Prof, ich kann Automobilfahren und gleichzeitig reden, das macht mir nichts aus. Aber mir mein lieber Hatch haben Sie also die Güte sich mit geschlossenem Mund auf die Lenkung des
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Prof. van Dusen in Marokko (RIAS 1987)
Tanger, Marokko, geheimnisvoller Orient, Land der Wunder und Mysterien, Stätte blutiger Intrigen und haarsträubender Abenteuer. Was reden Sie da wieder für ein Unsinn, mein lieber Hatch, wie selbst Ihnen bekannt sein dürfte, liegt Tanger keinesfalls im Orient im Osten, vielmehr im Westen, gen Sonnenuntergang im Maghreb wie der Araber sagt, ferner. Aber Prof. seien Sie doch nicht so kleinlich, das ist doch nur der Aufmacher, die Schlagzeile sozusagen, damit die Leute herhören. Ein billiger journalistischer Trick, mein lieber Hatch, unangemessen und unnötig, immerhin geht es um ein neues Kapitel der van Dusen Chronik, seit langem erwartet die Menschheit eine präzise wahrheitsgetreue Schilderung unserer Erlebnisse in Maro
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Prof. van Dusen: Ein Dinosaurier für Prof. van Dusen (RIAS 1987)
Hören Sie meine Herren hören Sie den Pfiff der Lokomotive, welch lieblicher welch erhabener Klang. Lieb-lich na ich weiß nicht. Im übertragenen Sinne natürlich, symbolisch wenn sie verstehen was ich meine, scha uen Sie aus dem Fenster unseres luxuriösen mit allen Errungenschaften modernster Technik ausgestatteten Pullmanwagens, hier in dieser Wüstenei, wo noch unlängst die wilde Rothaut ihr Leben vertändelte in sinn- loser, wohl gar blutiger Muse, in dieser Wüstenei, meine Herren, eilt heute ein amerikanisches Dampfroß zielstrebig fürbaß, ein Bote, ein Wahrzeichen des unaufhaltsamen Fortschritts. Es ratterte durch den Süden des Bundesstaates Wyoming, das amerikanische Dampfroß, rechts und links eintönige Prärie, am Horizont
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Prof. van Dusen und der Fall Hatch (RIAS 1987)
Hutchinson Hatch, der Assistent und treue Chronist Prof. van Dusens, sitzt in der Klemme, genauer gesagt in einer Gefängniszelle, welche geheimnisvollen Machenschaften brachten ihn hinter Gitter, hören Sie Prof van Dusen und der Fall Hatch, von Michael Koser. Ok Doc, was sagt der Fachmann. Nun, eine abschließ-ende Diagnose wird sich natürlich erst in der Folge einer extensiven Anamnese stellen lassen, doch bereits nach kursorischer Examination des Patienten stehe ich nicht an, die evidente Manifestation einer akuten Psychose zu konstatieren, welche Psychose so werden Sie fragen, Lieutenant, lassen Sie mich Ihnen diese Antwort geben, wir sehen uns mit jenem spezifischen Syndrom konfrontiert welches gewisse sich progressiv
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Prof. van Dusen läßt die Sau raus (RIAS 1988)
Prof. van Dusen ist bekanntlich ein abgeklärter Mensch, der über den Dingen des Alltags steht, doch wenn er mal so richtig geärgert wird, dann, hören Sie Prof. van Dusen läßt die Sau raus, von Michael Koser. Wir machten ein paar Tage Ferien, Prof.van Dusen und ich und die hatten wir auch dringend nötig, hinter uns lag eine anstrengende Automobiltour durch England und nicht zu vergessen die mindestens genau so anstr-engende Affäre um den Siegelring des Königs Artus und um den geheimnisvollen schwarzen Ritter. Es war Sonnabend der 6.Juni 1903, wir saßen beim Frühstück und fühlten uns wohl, es war rundherumschön. Herr liches Wetter Prof. Mein lieber Hatch obzwar sie sich seit nunmehr gut 5 Jahren der Ehre und des Vorzugs
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Prof. van Dusen und die 7 Detektive (RIAS 1988)
Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday Professor… Ich wäre Ihnen sehr verbunden mein lieber Hatch, wenn Sie Ihren Gesang einstellten. Aber Prof. was haben Sie denn dagegen, daß ich ein bißchen singe, um mir Mut zu machen. Wenn die Musik Ihnen als moralisches Tonikum unentbehrlich ist so tun Sie mir doch wenigstens den Gefallen, ein anderes Lied zu wählen, ich habe nicht Geburtstag und ich. Aber gleich Prof, es ist zehn vor zwölf, seien Sie nicht so pingelig. Und vor allem lege ich nicht den mindes-ten Wert auf die Anerkennung oder gar feierliche Begehung der jährlichen Wiederkehr eines lediglich vom Zufall bestimmten Datums wie es die Geburt eines Menschen darstellt und sei dieser auch eine so eminente
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Prof. van Dusen fährt Schlitten (RIAS 1988)
Frage: was tut unser verehrter Herr Oberbürgermeister? Antwort: nichts oder doch, er grinst, anscheinend glaubt er, die schwerwiegenden Probleme unserer Metropole schlicht und einfach ausgrinsen zu können. Und das haben Sie geschrieben Mr. Hatch. Sieht ganz so aus Chef, erstens steht unter dem Artikel groß und deutlich Hutchinson Hatch. Und zweitens. Natürlich der Stil rasant witzig dynamisch intelligent so schreibt nur einer beim guten alten Daily New Yorker oder finden Sie nicht Chef. Ich will Ihnen sagen was ich finde MrHatch ich finde das Maß ist voll diesmal sind Sie zu weit gegangen, schlimm genug daß sie sich dauernd mit der Polizei anlegen aber jetzt auchnoch mit dem Herrn Oberbürgermeister, am liebsten würde ich sie fe
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Prof. van Dusen fällt unter die Räuber (RIAS 1989)
Montenegro meine Damen und Herren ist nicht das kleinste Land der Welt, es gibt noch kleinere, Liechten-stein zum Beispiel oder Monaco oder Andorra, aber wenn Montenegro auch nicht groß ist, hat es doch einiges zu bieten, ein weltbekanntes Insektenpulver, eine Haupt- und Residenzstadt mit sage und schreibe 3000 Einwohnern, viele Ziegen, ein paar Bären und Räuber, speziell von denen kann ich Ihnen ein Lied singen, meine Damen und Herren, und damit fange ich jetzt an. Es war am 16. August des Jahres 1904 an einem heißen Sommermorgen, eine große schwarze Kutsche quälte sich die Serpentinen über der dalma-tinischen Stadt Katoro hoch, hinten hing ein Schild, Thomas Cook und Söhne, Tagesausflug in die wildrom
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Prof. van Dusen: Im letzten Moment (RIAS 1989)
Prof. van Dusen in der Todeszelle, das ist ein Kapitel für sich, was sage ich Kapitel, ein ganzer Roman, ein Roman der anfängt mit der Flucht aus dem sichersten Gefängnis der Welt, Sie kennen die Geschichte meine Damen und Herren und der zuende geht an jenem tragischen Aprilmorgen im Gefängnis von SanFrancisco, aber dazwischen gab es im Leben des großen Kriminologen noch eine Todeszelle, die bekannteste von allen die Todeszelle von Sing Sing. Donnerstag 8. Mai 1902, ein Uhr mittags. Haben Sie gehört Kelly, noch 30 Stunden, 30 Stunden sind schnell vorbei, Kelly. Lassen Sie mich in Ruhe. Ruhe, Sie kommen nicht mehr zur Ruhe, Kelly, Sie müssen immer wieder daran denken, sich vorstellen, wie es sein wird, morgen abend, wie
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Prof. van Dusen und der Mord im Club (RIAS 1989)
Der Lesesaal des Clubs, bitte leise meine Herren, einige unserer betagteren Mitglieder pflegen sich nach dem Mittagessen hierher zurückzuziehen, um einen Whisky zu sich zu nehmen, um in Ruhe die Times zu studieren. Um ein Nickerchen zu machen, das ist eher ein Schlaf- als ein Lesesaal, Mr. Wallace, Leichen-halle wäre auch nicht verkehrt. Hatch. Wenn diese ehrwürdigen Mumien nicht so vernehmlich schnarchten würde man nicht glauben daß sie noch am Leben sind, der hier zum Beispiel in der Ecke zwischen Zimmer-palme und Kamin, wenn ich den mal kurz anstupse, dann fällt er doch tatsächlich aus dem Sessel. Warum sollte er auch nicht, mein lieber Hatch, der Mann ist tot. Tot. Tot. Tot. Kein Zweifel Wallace. Aber ich habe
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Prof. van Dusen spielt Weihnachtsmann (RIAS 1989)
Denn dies, mein lieber Hatch, steht doch wohl gänzlich außer Zweifel, das neue Jahrhundert, welches nun mehr Einlaß heischend vor der Tür steht. Vor der Tür, aber das neue Jh. ist doch schon da, Prof, seit fast 1 Jahr. Hm Sie irren wie alle Welt irrt, das 20.Jh. beginnt nicht mit dem Jahr1900, bei diesem handelt es sich vielmehr um das letzte Jahr des 19.Jh sondern mit dem Jahr 1901, es wird also in genau 8 Tagen und wie spät ist es? 7 Min. nach 9. Es wird also in 8 Tagen, 2 Std. und 53 Min. anbrechen, und es wird ein Jh. der Wissenschaft sein, ein Jh. der Technik, ein Jh. des Fortschritts. Ich hatte Prof v. Dusen im chem.Institut der Uni. besucht wo er wie jedentag bis in den Abend gearbeitet hatte und jetzt wanderten wir durch dunkle
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Prof. van Dusen sieht doppelt (RIAS 1990)
Ihr Frühstück meine Herren. Endlich, stellen Sie es ab auf den Tisch, ein Glas Tee, einen Zwieback für Sie Prof. und für mich Kaffee, Toast, Butter, Moment, warten Sie, Sie kriegen noch was. Nicht nötig, wünsche guten Appetit die Herren. Ein Kellner der kein Trinkgeld will, so was hab ich noch nicht erlebt, na mir solls recht sein, guten Appetit Prof. Danke, mein lieber Hatch, Ihnen guten Appetit zu wünschen, hieße Eulen nach Athen tragen. Da haben Sie recht, Prof, mir schmeckts immer, sagen Sie mal Prof. Hm? Kann eine Kaffeekanne ticken? Bitte? Die dicke Kanne hier auf dem Tisch die tickt, komisches Land dieses Kravonien, Kellner nehmen kein Trinkgeld, Kaffeekannen ticken. Stellen Sie die Kanne ab Hatch, erheben Sie sich, öffn
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Prof. van Dusen und der dritte Mann (RIAS 1990)
In der Nacht vom 4. zum 5.Februar 1904 lag dichter Nebel über England, Nebel über der Stadt Dover über dem dortigen Grandhotel. Sir, Mr Hatch. Was ist? Mr Hatch, Sir, bitte machen Sie auf. Wie spät. 3 Uhr Mr Hatch. Nachts. Natürlich, Mr. Hatch, Besuch für Sie, Sir. Ach soll wieder verschwinden. Zwei Herren, Mr. Hatch, aus London. Kein Interesse. Aber das kann doch nicht Ihr Ernst sein Mr. Hatch, Sie wissen ja nicht, daß man. Smiley, Inspektor Smiley von Scotland Yard, Sie sind mein Besuch aus London. Zur Hälfte, Mr. Hatch, zur Hälfte, ich freue mich, Sie wiederzusehen. Ich aber gar nicht, Inspektor, ich hab nämlich was gegen Leute, die mich mitten in der Nacht aufwecken. Ungewöhnliche Ereignisse erfordern ungewöhnliche
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Prof. van Dusen auf dem Totenschiff (RIAS 1990)
Sagen Sie mal Mr. Hatch. Ja? Wie gefällt sie Ihnen denn so? Wer, Mr. Kettle? Na wer schon, die Kaiserin von China natürlich. Ach na ja, ganz neu ist sie ja nicht mehr und wenn ich mir überlege was in den letzten Tagen so alles passiert ist, irgendwie unheimlich. Wissen Sie Mr. Hatch, schön war sie nie die alte Kaiserin und gemütlich auch nicht, aber das müssen Sie ihr lassen, die Verpflegung ist ordentlich. Und die Bar erst, Seniore, bestens bestückt, Salute Senior Hatch. Salute. Salute Zahlmeister. Ah, ah ah. Tot? Tot, Mr. Hatch, Nummer vier. Das vierte Opfer, der vierte Mord an Bord der Kaiserin von China unterwegs im Nordpazifik auf der Route Yokohama SanFrancisco, zuerst Mr.Darby dann Frau vonPahlen, Mr.Phipps der Funker und
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Prof. van Dusen in geheimer Mission (RIAS 1990)
Prost, Professor. Prosit, mein lieber Hatch. Auf unsere nächsten 60 Fälle, Prof. Unsere Fälle, mein lieber Hatch… Während die abendliche Dämmerung schwer und düster auf die kravonischen Fluren hernieder sinkt, stampft und dampft er unbeirrbar voran, der von Sagen, Mythen und Legenden umwitterte Orientex-preß, umwittert, ich weiß nicht, umwabert, umwoben, ja das ist gut, der von Legenden umwobene Orientex-preß. Mein lieber Hatch. Romantik gewiß doch es ist die Romantik des Fortschritts, der Technik, die Roma ntik dieser unserer modernen Zeit. Hatch. Ja Prof. Haben Sie die Güte, Ohren und Geschmack der Mitwelt nicht durch die lautstarke Deklamation Ihrer verquollenen Prosa zu insultieren. Verquollene Prosa, das ist
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Prof. van Dusen und das Geheimnis der Pyramide (RIAS 1991)
Die sensationelle, über alle Maßen erstaunliche Affäre um das Geheimnis der Cheopspyramide begann am Vormittag des 14. Dezember 1904 im Hauptbahnhof von Kairo. Hilfe, ein Arzt, Hilfe, Hilfe. Hören Sie Prof. Ihr Typ wird verlangt, Sie sind doch Arzt. Mein lieber Hatch, ich bin Prof Dr Dr Dr Augustus van Dusen. Naturwissenschaftler, Amateurkriminologe, Denkmaschine, wissen wir, Prof, aber. Außer Physik, Chemie, Biologie etc. etc. habe ich sämtliche Bereiche der Humanmedizin studiert, zu Bologna, Heidelberg, Paris, Salamanca. Hilfe, ein Arzt um Gotteswillen. Einem so dringenden Appell konnte van Dusen sich nicht ver-schließen, er brach die beliebte Selbstbeweihräucherung ab, auch wenn es schwerfiel und wandelte gemess
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Prof. van Dusen besucht seine Bank (RIAS 1991)
Und was soll ich Ihnen sagen, Professor, tote Hose, total tote Hose. Mein lieber Hatch, ich darf Sie daran erinnern, daß Sie zu Prof. Dr Dr Dr Augustus van Dusen sprechen. Wissenschaftler, Amateurkriminologe, Denkmaschine, als ob ich das nicht wüßte, ich sitze in Ihrem Salon, Prof, trinke Ihren Whisky, apropos auf ihr Wohl. In diesem Falle ersuche ich sie sich der ansonsten von ihnen gepflegten vulgären Ausdrucksweise tunlichst zu enthalten. Vulgär? Sie erwähnten, wenn ich mich recht erinnere, ein dahingeschiedenes Bein-kleid. Tote Hose, meinen Sie, das ist nur so eine Redensart, Prof. Ah so. Ich wollte sagen, es war nichts los, absolut nichts, kein Mord, keine Brandstiftung, nicht mal ein mickriger Raubüberfall, ich hätte mich in den
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Prof. van Dusen treibt den Teufel aus (RIAS 1992)
Das Abenteuer um den schwarzen Magier, der vom Teufel geholt wurde, und zwar aus einem hermetisch verschlossenen Raum im Leichenschauhaus, dieses rätselhafte, unheimliche, und über alle Maßen makabre Abenteuer begann in einem gar nicht makabren Ambiente im Chambre Separee bei Delmonico an der Fifth Avenue, es war am Sonntag, dem 6. Januar 1901, spätabends um, ja genau das war der casus knaxus. Wie spät ist es Oskar? Genau 2 Minuten vor 12 Uhr, Mr. Hatch. Um elf wollte sie hier sein Oscar. Wenn sie mir die Bemerkung gestatten, Mr. Hatch, nach meiner unmaßgeblichen Erfahrung pflegen sich Damen, die mit einem Herrn verabredet sind nicht eben selten zu verspäten. Mit mir nicht Oscar, der Champagner wird wa
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Prof. van Dusen: Ohrenzeuge Prof. van Dusen (RIAS 1992)
Es ist schon erstaunlich meine Damen und Herren, wie viele van Dusen Fälle in einem fahrenden Zug an-fangen, vielleicht hat das ja einen tieferen Sinn, die Eisenbahn als Symbol der Technik, des Fortschritts und so, vielleicht liegts aber auch nur daran daß wir beide, Prof van Dusen und ich öfter mal reisen, von einem Ort zum andern, wie an diesem 31. Juli 1902, wir hatten New Mexico, Wyoming, den Yellowstone National-park kurz den fernen Westen unseres großen Landes hinter uns und fuhren gen Osten zurück in die Heimat. New York, Mutter der Metropolen, schönste aller Städte, was meinen Sie, Prof. Wie bitte Hatch? Ob man wohl schon was sehen kann, Wolkenkratzer, Smog über Manhattan? Mein lieber Hatch wir befinden uns im
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Prof. van Dusen: Augustus im Wunderland (RIAS 1992)
Wer sind Sie? Ich, ich bin Prof. Dr.Dr.Dr. Augustus van Dusen… Gebrülstig wars, die schloimen Düxe sich in dem Burden gröll verschlotzten, gar mieslich frümpelten die Flüxe und die Mohm-Ralben krotzten. Wie bitte? Und die Mohm-Ralben krotzten. Aha, sie pflegen sich mit Psychopathologie abzugeben, Kollege Jellypot. Wie kommen Sie darauf Kollege van Dusen? Weil Sie uns mit den Ejakulationen eines offensichtli-ch wahnwitzigen traktieren. Aber werter Kollege, wo denken Sie hin, was ich zum Vortrag brachte, ist ein Kunstwerk, ein Poem. Jabberwocky von Lewis Carroll. Ah Sie kennen Jabberwocky Mr. Hatch, Hutchinson Hatch, Begleiter, Assistent und Chronist von Prof. van Dusen. Nun, Mr. Hatch, da Sie Jabberwocky kennen
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Prof. van Dusen beschwört einen Geist (RIAS 1992)
Auf Ihr Wohl, Professor, auf Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen, die Denkmaschine, den größten Wissen schaftler und Amateurkriminologen den die Welt je gesehen hat, nicht schlecht Prof. gar nicht schlecht, das muß man Ihnen lassen, Sie trinken zwar selbst nicht, aber Ihre Hausbar, erstklassig, zum Wohl, ihre Tür-klingel, Prof wer kann das sein, am Pfingstsonntag morgens viertel nach neun? Zu solch einer ungehörigen Stunde, mein lieber Hatch, pflegt mich nur eine einzige Person heimzusuchen, und diese Person war schon da, nämlich meine Wenigkeit, Hutchinson Hatch, einerseits Journalist beim Daily New Yorker, andererseits Begleiter, Assistent und Chronist von Prof. van Dusen, ich hatte kurz mal meine Nase reingesteckt zwecks
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Prof. van Dusen: Es tickt bei Prof. van Dusen (RIAS 1993)
14. November 1902, Freitag, ein Tag wie jeder andere, am frühen Nachmittag verläßt Prof. van Dusen sein Haus in der 35.Straße West Manhattan NewYorkCity wie an jedem andren Tag er sieht nicht nach rechts er sieht nicht nach links, er sieht in das offene Buch vor seiner Nase, wie jeden Tag und wie jeden Tag hebt er die linke Hand mit dem Regenschirm, die Droschke, die wie immer ein Haus weiter gewartet hat, fährt vor, wie jeden Tag, der Prof. steigt ein, vertieft in seine Lektüre, wie jeden Tag, der Kutscher schließt die Tür, diesmal vielleicht ein wenig sorgfältiger als sonst, die Droschke fährt die 35. Straße entlang, nach Osten, wie jeden Tag, Richtung Universität, so, meine Damen und Herren, beginnt es, das unglaubliche Abenteuer
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Prof. van Dusen und das Gold von Mexiko (RIAS 1993)
Ja, die Sache mit dem mexikanischen Gold, das war schon eine tolle Geschichte, meine Damen und Herren und vor allem die Geschichte von Hutchinson Hatch, Assistent, Begleiter, Chronist, und insofern eher eine Nebenfigur, aber diesmal nicht, diesmal spielte ich die Hauptrolle. Wie bitte? Jedenfalls zuerst, später tau- chte natürlich Prof van Dusen auf, und das war gut so, was hätte der Fall sonst auch in der unsterblichen van Dusen Chronik zu suchen, also wie gesagt eine tolle Geschichte, meine Freundin Penny entführt, ich selbst niedergeschlagen, schwarz angemalt, beschossen, verfolgt, schließlich mußte ich sogar tauchen, im Atlantik mit einem neumodischen Sauerstoffapparat. Mein lieber Hatch. Weiß schon Prof, wie erstattet man
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Prof. van Dusen und die schwarze Fünfpenski (RIAS 1993)
Achtung zum Eilzug der Great Eastern Railway nach Cromer über Jensford, Baltimor, Ipswich, Norwich bitte einsteigen und die Türen schließen. Ein unmögliches Verbrechen, sagten sie Inspektor. Keineswegs Prof, deshalb hätte ich Sie nicht aufgestört und mitgenommen, mit einem unmöglichen Verbrechen wird Scotland Yard schon allein fertig. Glauben sie Inspektor, in diesem Falle vermag ich nicht einzusehen. Es geht um zwei, Prof, zwei unmögliche Verbrechen, absolut rätselhaft völlig unerklärlich. Und Scotland Yard ist total von den Socken. Sozusagen Mr. Hatch sozusagen. Sehr schön, berichten sie Inspektor. Cromer war unser Ziel und Cromer falls sie es nicht wissen meine Damen und Herren, Cromer ist ein netter kleiner Bad
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Prof. van Dusen: Ufos über Prof. van Dusen (DLR 1994)
Der Zug war voll, ach voll ist gar kein Ausdruck, total überfüllt war er, überall Männer, Frauen, Koffer, Kinder, vor allem Kinder, Kinder zu Hunderten laut und beweglich und klebrig von wegen der Eistüten und Lutschbonbons, vermutlich die Sprößlinge mormonischer Großfamilien mit den lieben Eltern unterwegs zum Yellowstone Nationalpark, Prof van Dusen hatte sich entnervt in den letzten freien Waschraum geflü-chtet und die Tür verriegelt, mir war nicht nach Wasser pur, ich kämpfte mich mit Knie und Ellbogen durch bis an die Bar im Salonwagen und hier kam ich mit dieser netten jungen Frau ins Gespräch. Hutchinson Hatch, sagen Sie bloß Sie sind der Hutchinson Hatch. Ich kenne jedenfalls keinen anderen. Der Journalist
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Prof. van Dusen und der Fall Zola (1/2) (DLR 1994)
In Paris hatte Prof. van Dusen sich was angewöhnt, jeden Morgen machte er einen kurzen Spaziergang im Boisdeboulogne in aller Herrgottsfrühe auf nüchternen Magen und ich mußte natürlich mit auch an diesem 8.März 1904 einem Dienstag es war kühl noch nicht richtig hell und mir knurrte der Magen. Ihre Gesichts-züge mein lieber Hatch weisen einen gewissen vergeistigten Ausdruck auf, ein höchst ungewöhnliches Phä-nomen, woran denken sie. Ich, an nichts Prof, an gar nichts. Das glaub ich ihnen aufs Wort. Ich hatte doch an was gedacht, an Kaffee heiß und duftend, an knusprigen Toast, an ein weichgekochtes Ei, frische Butter, goldgelben Honig, an normannischen Käse und Schinken aus Bayonne, kurz an ein ordentliches Frühstück
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Prof. van Dusen und der Fall Zola (2/2) (DLR 1994)
Falls Ihnen nicht mehr ganz präsent ist, was im ersten Teil der Story so abgelaufen ist, meine Damen und Herren, fasse ich das wichtigste für Sie noch mal kurz zusammen. Der Ort ist Paris, die Zeit März 1904, anderthalb Jahre vorher, in der Nacht vom 28. zum 29. September 1902 ist der große Romanautor Emil Zola gestorben, angeblich an einer Kohlenmonoxidvergiftung, ein Unfall heißt es offiziell, aber die franzö-sischen Schriftsteller vermuten politischen Mord und beauftragen Prof. van Dusen den Fall Zola neu aufzu rollen, damit beginnt ein Abenteuer, das in der an außergewöhnlichen Fällen reichen van Dusen Saga einzi gartig dasteht, in einer Verbrecherkneipe am Montmartre geraten wir, der Prof und ich, in eine Razzia, wir
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Prof. van Dusen spielt das Mörderspiel (DLR 1994)
Der erstaunliche Mörderspielfall, der seinerzeit in der New Yorker Gesellschaft größtes Aufsehen erregte, gehört ohne Zweifel zu den ganz besonderen Episoden in der großen van Dusen Chronik, vielleicht weil der Mord der aus dem Spiel entstand, durch seine wahrhaft außergewöhnliche Raffinesse einmalig in der Krimi nalgeschichte ist, ganz sicher aber auch deshalb weil der Prof seine Untersuchungen in dieser Affäre länge re Zeit ohne Hutchinson Hatch durchführen mußte, trotzdem brauchte er auf einen Assistenten nicht ganz zu verzichten, sofern man Detective Sergeant Caruso als solchen bezeichnen kann, wie dem auch sei, meine Damen und Herren, eine Geschichte, eine Detektivgeschichte insbesondere erzählt man sie wissen es, von
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Prof. van Dusen und das Zeichen der Sieben (DLR 1994)
Ich machte die Tür auf, und da lag er, ein toter Mann… Ein toter Mann, auf dem Fußboden, im Salon, in meiner Suite im feudalen Hotel Savoy, ich schloß die Augen, wartete ein paar Sekunden, machte sie wieder auf, die Leiche war immer noch da, ein graubärtiger Mann in Hemdsärmeln und schwarzer Hose, auf der Stirn war die Zahl sieben in seine Haut geschnitten, ich kannte ihn, vor wenigen Stunden erst hatte ich ihn gesehen, lebend, ich muß Alarm schlagen dachte ich, schnell zum Empfang raus durch den Korridor um die Ecke, plötzlich tat sich vor mir eine Tür auf, eine wohlbekannte Tür, die Tür zur Suite von Prof. van Dusen. Hallo mein lieber Hatch. Prof. Was ist ihnen. Sie sind schon zurück aus Cambridge. Ja. Wollten sie nicht er
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Prof. van Dusen auf Hannibals Spuren (1/2) (DLR 1995)
Wie fängt ein van Dusen Fall an meine Damen und Herren, natürlich mit dem Anfang werden Sie sagen, so gehört es sich, so erwarten sie es und so hat es der große Amateurkriminologe seinem Chronisten und Assi stenten immerwieder eingeschärft… keine Regel ohne Ausnahme, die außergewöhnliche schier unglaublich e Affäre um das mörderische Elefantenrennen quer durch die Alpen fängt schon vor dem Anfang an, mit ein em sog. Prolog, nicht im Himmel wie beim Kollegen Goethe sondern in womöglich noch erhabeneren Regi onen, in den luxuriösen Räumlichkeiten des exklusiven Globetrotterclubs zu London. Es ist Sonntag, der 29. November 1903, kurz nach zehn Uhr abends, Sir Patrick Lafferty, der allseits bekannte Abenteurer und
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Prof. van Dusen auf Hannibals Spuren (2/2) (DLR 1995)
Ich kann mir zwar nicht vorstellen, meine Damen und Herren, daß Sie schon alles vergessen haben, was im ersten Teil dieser denk- und merkwürdigen Geschichte vor sich ging, aber zur Sicherheit will ich doch lieb er das wichtigste für Sie kurz zusammenfassen, also, im November 1903 schlossen Sir Patrick Lafferty und Mr Basil Blott im Globetrotter Club zu London eine Wette darüber ab, wer im nächsten Jahr von ihnen auf Hannibals Spuren mit einem Elefanten über die Alpen ziehen und als erster Italien erreichen würde, Prof. van Dusen und ich waren Zeuge der Wette und wir waren auch am 22. Mai 1904 in Grenoble beim Start zum Alpenübergang, der sich so ganz anders entwickelte als ich erwartet hatte, ein Mord geschah, die myst
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Prof. van Dusen und das Phantom der Oper (DLR 1996)
In die Oper, haha, ich, das ist nicht Ihr Ernst, mein lieber Hatch. Ich bin nur der Bote, Prof. die Einladung stammt von Mr. Grau. Grau, sie meinen den Intendanten der Metropolitan Opera mein lieber Hatch. Den Boss der Met, genau den, Prof, ich habe ihn vorhin im Club getroffen, er hat mir sein leid geklagt und dann hat er sie heute abend zur Vorstellung gebeten, mich natürlich auch. Mein lieber Hatch, entsinnen sie sich des Mordfalls Lawrence King. Na klar Prof, Titel in der Chronik, Prof van Dusen beschwört einen Geist, Mai 1901. Dann rufen sie sich gefälligst meine abschließenden Worte ins Gedächtnis zurück in welchen ich mich über die mit dem Begriff Oper assoziierte Aura des Irrationalen, der Täuschung, des Scheins ausließ
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Prof. van Dusen: Die Mauer muß weg (DLR 1997)
Es war ein Sonntag hell und klar so sagt der Dichter und er hat wie so oft nur zum Teil recht, sicher es war ein Sonntag, Sonntag der 20. November 1904, aber es war schon 5 Uhr nachmittags, also nicht mehr ganz hell und die Klarheit ließ auch zu wünschen übrig denn ein kräftiger Wind pustete dicke Staubwolken durch die Gegend, das ist so üblich in Alexandria meine Damen und Herren sie können es im Baedeker nachlesen und jetzt wissen sie auch wo wir uns befinden nämlich in der berühmten ägyptischen Hafenstadt, genauer im Hotel Miramar in unserer Suite. Mein lieber Hatch. Hmh. Mein lieber Hatch, es hat geklopft. Wird der Tee sein Prof. Aber es war nicht der Tee, es war das Schicksal beziehungsweise die Kriminologie, das heißt
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Prof. van Dusen: van Dusens größter Fall (Die lange Nacht einer Radiolegende) (DLR 1998)
Meine Damen und Herren, es ist soweit, endlich kann ich es enthüllen, das große Geheimnis, das mir seit langem auf der Seele liegt, in einem äußerst wichtigen Punkt hat sich die monumentale vanDusen Chronik na sagen wir an der Wahrheit vorbeigemogelt, doch jetzt ist die Zeit gekommen, jetzt werde ich reden, ich werde die Wahrheit sagen, die ganze Wahrheit nichts als die Wahrheit und ich verspreche ihnen sie werden staunen. Es war am 7. April 1912, am Ostersonntag und es war in Berlin der deutschen Haupt- und Kaiser-stadt, sie werden fragen, was sucht Hutchinson Hatch, New Yorker Journalist und weiland kriminologisch-er Assistent in der alten Welt, Antwort offiziell war ich hier als Sonderkorrespondent des Daily New Yorker
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Hutchinson Hatch und die Stimme aus dem Jenseits (Erzählung, profvandusen.com 2009)
Heute morgen habe ich einen sehr interessanten Artikel im Daily New Yorker, meiner Zeitung, gelesen, ich sage meine Zeitung, weil sie mir seit vielen Jahren gehört, zusammen mit fünf, sechs anderen, von den Zeit schriften gar nicht zu reden, und weil ich lange Zeit ihr Chefreporter war, mit dieser regelmäßigen Tätig keit habe ich aufgehört, immerhin bin ich siebzig, aber ab und zu schreibe ich noch was, und wehe, die Redaktion wagt es, daran herumzumäkeln! Ansonsten genieße ich den Ruhestand und freue mich des Lebens in meiner schicken Frank-Lloyd-Wright-Villa über dem Hudson: weiß, nur Geraden und rechte Winkel – die schiere Mathematik, darum habe ich sie auch »Zwei plus zwei gibt vier« genannt oder kurz
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Professor van Dusen im Spukhaus (Highscore Musik 2015)
Hallo und willkommen zurück, nein das ist nicht gut, wie wärs damit, hochgeschätzte Freunde, es sind nun einige Jahre ins Land gegangen, seitdem, um Gotteswillen viel zu hochtrabend, streng dich an, Hutchinson Hatch, du wirst es doch nicht verlernt haben, also gut letzter Versuch, treffen Sie gerne alte Freunde, ich wette Sie tun es, ich wünschte mir würde dieses Glück in einem ganz bestimmten Fall noch einmal zu teil werden, Sie alle wissen längst von wem ich rede und sie fragen sich zu recht mit welcher Geschichte ich sie heute unterhalten möchte, ist denn nicht schon alles erzählt, alles gesagt worden was ihn betrifft, ich habe lange geschwiegen, das ist wahr, aber das bedeutet nicht, daß es da nicht noch einige Abenteuer gegeben
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Professor van Dusen reitet das trojanische Pferd (PvD. sucht d. Arche Noah) (Highscore Musik 2015)
Mit der Peitsche zeigte der Kutscher nach vorn, wo sich am Horizont die Konturen eines flachen Hügels ab zeichneten. Truva. Truva? Ich denke wir fahren nach Troja. Truva mein lieber Hatch ist die türkische Bezei chnung des Ortes, den wir als Troja kennen. Aha der Hügel war also das berühmte Troja, Stadt der Mythen und Legenden, Schauplatz des bekanntesten Krieges der Weltgeschichte, gestern waren wir, Prof. van Dus en und ich, mit dem planmäßigen Dampfschiff von Konstantinopel nach Canakkale an den Dardanellen ge fahren, wo wir in einem schäbigen Hotel, dem einzigen der Stadt übernachtet hatten, nach einem Frühstück das diesen Namen nicht verdiente hatten wir ein Fuh
Hörspielfan
7. Juli 2025
ZDF heute Nachrichten (2008): Hörspieldetektiv Jonas kehrt zurück - ins Internet. Private Produktionen online zu stellen, liegt im Trend. Von Stefan Gnad.
In den 70er und 80er Jahren war Der letzte Detektiv eine Hörspielserie im Radio. Nun kehren Privatschnüffler Jonas und sein Computer Sam zurück- möglich macht dies ein Privatmann, der die Folgen kostenlos ins Netz stellt.
Martin Bahr ist langjähriger Fan der Serie, die sich bis heute anhaltender Beliebtheit erfreut. Die letzten beiden Teile zu produzieren und die düstere Science-Fiction-Reihe, die ihn und Tausende andere Hörspielfans vor den Radiogeräten fesselte, endlich abzuschließen, ist dem 36-Jährigen eine hohe Summe wert, die er aus eigener Tasche für die Produktion hinblättert.
Damit geht nun eine Radio-Legende zu Ende. Als akustischer Film Noir war die Hörspielreihe von Autor Michael Koser bewußt als Hommage an den Kinoklassiker „Casablanca“ und die großen hard boiled Krimiautoren Raymond Chandler und Dashiell Hammett („Der Malteser Falke“) angelegt.
Wie seine Vorbilder Sam Spade und Philip Marlowe arbeitet Jonas als Privatdetektiv. In der fiktiven Großstadt Babylon des Jahres 2016 löst er als letzter seiner Zunft Kriminalfälle. Als Endzeit-Szenario war „Jonas“ nicht unblutig und schon beim Start im Orwell-Jahr 1984 visionär, nicht nur was die künftige Währung in den „Vereinigten Staaten von Europa“ anging: Euros. Nun folgt mit Verspätung die Fortsetzung, die zugleich das Finale ist.
Die Szenerie in den Hamburger Fährhaus-Tonstudios hat etwas von einem Familientreffen. Ale sind sie gekommen, um die Kult-Serie feierlich abzuschließen. Bodo Primus in der Rolle von Jonas und Peer Augustinski als Stimme seines so genialen wie schwatzhaften Taschencomputers Sam, Karin Anselm, („Tatort“) aber auch Größen der deutschen Sprecher und Synchronisationsszene... versprechen ein bis in die Nebenrollen hochkarätig besetztes Endspiel.
Sogar Michael Koser, Autor von „Jonas“ und der nicht minder erfolgreichen Hörspielreihe „Prof van Dusen, die Denkmaschine“ ist nach Hamburg gereist. Der 70-Jährige hat das Finale seit Jahren fertig in der Schublade liegen, jedoch selbst nicht mehr an ein Ende seiner Serie geglaubt. 2001 war er nach 40 Jonas Folgen im Streit vom Bayerischen Rundfunk geschieden.
„Plötzlich war da eine neue Leitung und hat als erstes den Jonas abgeschafft“, erzählt Koser. „Der ist uns zu teuer, hieß es, wir brauchen das Geld für unser Musil-Projekt, so etwas können wir uns leider nicht mehr leisten. Man hat mir zwar angeboten, den letzten Jonas noch zu produzieren, aber ich war so verärgert, daß ich das dann auch nicht mehr wollte.“
Entsprechend skeptisch war der Bremer, als letztes Jahr das Telefon klingelte und am anderen Ende der Anwalt aus Hamburg war, mit dem Vorschlag, die letzten Folgen aus eigener Tasche zu finanzieren. Den Autor zu überzeugen, war nur ein Problem, weitaus komplizierter war es, die Rechte vom Bayerischen Rundfunk zu bekommen.
Doch auch diese Hürde wurde genommen. Nun bringt das alte Team unter der bewährten Regie von Regisseur Werner Klein (Hessischer Rundfunk, Regisseur seit Folge 17) das zu Ende, was einst Aufgabe und Renommierprojekt des öffentlich rechtlichen Rundfunks war. Die Folge Comeback steht schon im Netz - am 1. November kann man sich die nächste Folge Abgesang der Kult-Saga samt „Making of“ kostenlos von der Seite... herunterladen.
Hörspielfan
29. Juni 2025